Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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wissen übrigens nicht, warum ich nach Bonn fahre“, sagte Eva-Maria, als er den Marktplatz überquerte. Ihre Stimme hatte sich gefangen.“

      Er verstand ihre Gründe und nickte. „Von mir erfahren sie nichts. – Du, ich hab’ mir gedacht, wir drehen einen Bogen durchs Bergische Land und gehen am Flughafen auf die Autobahn. Wir haben massenhaft Zeit. Das Wetter lockt geradezu zu einem Ausflug. Ich komme mir wie ein Kind vor, das die Schule schwänzt.“

      „Magst du nicht von unterwegs in der Firma anrufen?“

      „Ganz und gar nicht. Zu Hause wird das Telefon Sturm klingeln. Schon dieser Gedanke ist eine Wohltat.“

      Besorgnis kehrte in ihren Blick ein. „Du musst an die Zukunft denken! So hat die Firma etwas gegen dich in der Hand.“

      „Ich denke an die Zukunft, an unsere und an die der Firma. Darum mache ich heute blau. Und weißt du es bereitet mir ein diebisches Vergnügen! Komm, genieße den Sonnenschein und die schöne Aussicht und lass die dummen Gedanken hinter dir. Ich mach’s ebenso.“ Er bog in die Ausfallstraße ein, die nach Osten auf die Erhebungen des Bergischen Landes zuführte.

      Aus den Augenwinkeln sah er, dass Eva-Maria zum Krankenhaus auf dem Berg hinüber starrte, das schon halb von Bäumen verdeckt war.

      Dann hatte er schon den Staatsforst erreicht und war froh, dass der Blick zurück auf die Stadt verwehrt war.

      „Weißt du noch unsere Hochzeitsreise haben wir auch über diese Straße angetreten“, sagte er lachend. „Etwa um diese Zeit. Der Wagen war allerdings kleiner.“

      „Und nicht ganz bezahlt.“

      „Aber eine herrlich verrückte Zeit. Und mit dir doppelt schön.“ Ihre Hand kam langsam herüber und legte sich auf seinen rechten Arm. „Ich danke dir dafür, Walter.“

      „Oh, das war kein Kompliment, sondern eine Feststellung, und die aus vollem Herzen.“

      „Du verstehst mich falsch. Ich meine die Zeit mit dir.“

      „Bitte! Einfach hast du’s mit mir sicher nicht gehabt, gerade am Anfang, als wir so verzweifelt wenig Geld hatten. Wenn du nicht so eisern und standhaft gewesen wärst, ich hätte bis zum Monats zehnten das Gehalt immer schon verbraten gehabt.“ Er lachte.

      Ein qualmendes Kiesfahrzeug beanspruchte die Fahrbahn. Der Gegenverkehr war derart dicht, dass ein Überholen nicht ratsam war.

      Bei der nächsten Gelegenheit bog Walter ab und benützte eine schmale, dafür auch weniger befahrene Straße. Nur zum Wochenende herrschte hier großer Rummel, wenn die Autowanderer mit ihren Fahrzeugen den Waldparkplätzen zustrebten und abends sich die gesamte Blechlawine wieder in Richtung Stadt in Bewegung setzte.

      Er fuhr langsam und genoss den Faulenzertag, wie er ihn bei sich nannte.

      Es ging ins Sülztal hinab und drüben wieder hoch.

      Sie fuhren durch kleine Dörfer, an deren Rand sich schon die Bungalowsiedlungen ausbreiteten, Tribut an die nahe Großstadt.

      Im Aggertal hatte ein Ausflugslokal schon geöffnet. Gäste saßen auf der Terrasse.

      „Wie wär's mit einem zweiten Frühstück?“, lockte Walter. „Groß braucht es ja nicht zu sein.“

      „Gern.“ Sie überließ sich seinen Ideen, die sie manchmal schon vor geradezu unmögliche Situationen gestellt hatten.

      Er bog auf den Parkplatz neben dem Lokal ein, und wenig später saßen sie unter den Gästen auf der Terrasse, tranken Kaffee und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen.

      Verstohlen blickte Eva-Maria auf die Uhr.

      „Wir werden schon pünktlich zur Stelle sein, keine Sorge“, beruhigte er sie.

      Leicht schüttelte sie den Kopf. „Daran mag ich gar nicht denken. Die Firma will mir nicht aus dem Sinn. Willst du nicht doch ...?“

      „Wenn dir soviel daran liegt, rufe ich halt an. Aber nicht vor Mittag, mein Schatz.“ Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest.

      Die Bedienung sah es und lächelte. Verliebte Paare, auch ältere, kamen öfters hier heraus.

      Statt zum Wagen gingen Eva-Maria und Walter zum Flüsschen, warfen ein paar Steine ins Wasser und stromerten durch blühende Wiesen wie taufrische Liebesleute. Als sie nach einer Stunde zum Parkplatz zurückkehrten, hatten sie zwar nasse Füße, aber zugleich das Gefühl, sich ein paar Jahre in die Vergangenheit zurück gestohlen zu haben.

      Eva-Marias Augen leuchteten, wie Walter es schon lange nicht mehr gesehen hatte.

      Die Bedienung blickte dem davonrollenden Wagen nach und schickte einen Seufzer hinterher. Ein Gast rief etwas ungeduldig, er wünsche zu zahlen.

      15

      „Ober sich wirklich den Hals gewaschen hat?“, fragte Eva-Maria aus ihren Gedanken heraus und lachte.

      „Wer denn?“ Er lachte, erleichtert über ihre spontane Fröhlichkeit, zurück.

      „Hermann. Das war immer als Junge sein schwacher Punkt. Seine Mutter ist darüber fast verzweifelt, daran erinnere ich mich. Gestern hat er versprochen, mit frisch gewaschenem Hals am Eingang zu stehen.“

      „Sehen wir doch nach“, schlug Walter vor und reichte ihr in übertrieben galanter Manier den Arm. „Dann kann er auch gleich sehen, dass wir ein glückliches Paar sind.“ Sie verließen den Parkplatz der Paul-Ehrlich-Klinik.

      Schelmisch blickte sie ihn von der Seite an. „Immer noch eifersüchtig? Ganz ehrlich!“

      „Am Anfang ja.“ Er drückte ihren Arm. „Ich konnte dir nicht viel bieten. Ein freches Mundwerk und ein mäßiges Gehalt. Er war schon der Traummann in Weiß, von dem die Frauen schwärmen.“

      „Er war Student“, berichtigte sie. „Noch schlimmer. In dem Stadium sind die angehenden Äskulapjünger abgefeimte Schürzenjäger. – Wenn mich keine Halluzinationen narren, steht er wirklich vor der Tür!“

      „Er war kein Schürzenjäger.“ Eva-Maria ergriff eindeutig Partei. „Und abgefeimt auch nicht. Zur Jagd gehören bekanntlich zwei der Jäger und das Wild.“

      „Pirsch heißt das wohl. Genug herumgeschlichen ist er um dich. Manchmal bin ich richtig wütend geworden. Alle Knochen hätte ich ihm brechen können. Und jetzt mag ich den Burschen irgendwie.“

      Sie strebten dem Portal zu. Hermann Mittler entdeckte sie und winkte erfreut.

      Wenig später begrüßten sie sich. „Hat sie dich mitgeschleppt?“, fragte der Arzt danach und hob etwas die Brauen.

      „Ich habe mich ihr aufgedrängt“, scherzte Walter. „Außerdem war es die Gelegenheit, dem Büroärger zu entwischen.“ Er sah die Erleichterung in Hermanns Gesicht. Wegen des verheimlichten Telefonanrufs hatten sie beide kein reines Gewissen.

      „Ich würde euch gerne rauf begleiten, aber die Patienten warten schon zu lange auf mich.

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