Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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es etwas anderes war als nur Schwäche. Die Patientin erlitt eine neue Schmerzattacke. Aus Eitelkeit oder Angst gab sie es jedoch nicht zu.

      Auf einen Stuhl setzen konnte er sie nicht. Da fiel sie ihm womöglich auf der Stelle herunter.

      Renate Angern rollte den Untersuchungstisch heran. Gemeinsam hoben sie Frau Becker hinauf und schoben sie zum Fenster, das sie weit öffneten, um frische Luft zutreten zu lassen.

      „Danke, Renate, und schicken Sie jetzt Herrn Becker herein.“

      Die Helferin verschwand mit der Dose. Sekunden später war Walter Becker zur Stelle, bestürzt, besorgt, der ganze Mann ein Nervenbündel.

      „Was ist? Was denn? Eva, sag doch was? Wieder ein Schmerzanfall?“ Er ergriff ihre schlaff herabhängende Hand. „Herr Doktor, tun Sie was, sie ist ganz kalt!“

      Dr. Winter hatte den anderen Arm ergriffen und fühlte den Puls. Der war stark beschleunigt und ging jagend, war aber weder dünn noch fadenförmig.

      „Die erste Grundregel lautet: Ruhe bewahren, Herr Becker“, sagte er. „Ihrer Frau ist nicht gedient, wenn Sie jetzt die Nerven verlieren.

      „Frau Becker, können Sie sich etwas auf die linke Seite drehen und die Beine leicht anziehen? Es würde die Schmerzen erträglicher machen. Sie verspüren doch wieder diese Stiche?“

      Unter Tränen nickte sie.

      „Sie müssen mir die Wahrheit sagen“, erklärte der Arzt freundlich mahnend. „Es war kein Schwächeanfall.“

      Er half ihr, eine Körperlage einzunehmen, die die Schmerzen erträglich machte, und injizierte lokal etwas Procain unter die Bauchdecke.

      Fast augenblicklich stellte sich die örtliche Betäubung ein und machte die Patientin vorübergehend schmerzfrei. Je nach Konstitution hielt die Wirkung bis zu dreißig Minuten vor. Nach dem Habitus der Frau glaubte Dr. Winter an bestenfalls fünfzehn Minuten. Die steckte seine Procaingabe genau so weg wie die Schmerzen, wenn sie nicht gerade bestürzende Ausmaße erreichten.

      Der Ehemann hatte sich gefangen. Die Hand aber hielt er fest.

      Er blickte den Frauenarzt prüfend an. „Ist die Untersuchung beendet? Können Sie schon etwas sagen?“

      In solchen Situationen wünschte Dr. Winter, einen anderen Beruf ergriffen zu haben. Wie man den Leuten die Wahrheit auch nahebrachte, irgendwie war es immer falsch! Ein Bäcker hatte es einfacher. Auch zu braun gebackene Brötchen wurden verspeist. Und wenn die Kunden heute meckerten, morgen waren sie schon wieder zufrieden.

      Aus Überzeugung war er Frauenarzt geworden. Weil er die Berufung gespürt hatte. Und eben nicht Brötchenbäcker.

      „Im Interesse der Gesundheit Ihrer Frau möchte ich eine Röntgenuntersuchung vornehmen. Der Vorgang ist relativ einfach. Wir spritzen ein Kontrastmittel und sehen uns den Fluss des Mittels an. Das Drumherum hört sich dagegen erschreckend an. Ich kann diese Untersuchung nämlich nur im OP vornehmen, weil absolute Asepsis, also totale Keimfreiheit, erste und wichtigste Voraussetzung ist.“

      „OP?“ Eva-Maria richtete sich steil auf, ihr Herz krampfte sich zusammen. „Ich will nicht in den OP!“

      „Dort geschieht Ihnen gar nichts“, besänftigte Dr. Winter. „Es handelt sich um eine reine Untersuchungsmaßnahme, ich gebe Ihnen mein Wort darauf.“

      „Warum? Sie haben mich schon untersucht!“ Sie war von Kopf bis Fuß Misstrauen.

      „Ein Organ, auf das es ankommt, ist mir bei dieser Art der vorgenommenen Untersuchung nicht zugänglich“, erläuterte der Gynäkologe. „Wir müssen aber wissen, was dort vorgeht. Es ist doch Ihr Wunsch, gesund zu werden?“

      „Schon. Verschweigen Sie uns etwas?“ Wieder schauten ihn diese großen Augen an, deren Blick ihm durch und durch ging.

      „Habe ich überhaupt schon etwas gesagt?“, meinte Dr. Winter lächelnd. „Ich schlage vor, dass wir erst die Röntgenuntersuchung machen und uns dann zum Gespräch zusammensetzen. Einverstanden?“

      Beide willigten sie ein.

      Als die Patientin den Tisch verlassen wollte, wehrte er ab. „Wir wollen nichts herausfordern. Ein Pfleger wird Sie hinschieben. Eine rein vorbeugende Maßnahme.“ Er lachte. „Sonst messen Sie uns am Ende auch noch den Flur aus.“

      Sicher und fingerfertig unterzog er Gliedmaßen und Schlüsselbeine einer Untersuchung. Der Sturz war glimpflich abgelaufen. Außer einem unbedeutenden Hämatom, einem Bluterguss, am Oberarm behielt die Patientin nichts zurück. Sie musste auf einen Fuß des Wandschirms geschlagen sein.

      Er rief die Station an und bat um einen Pfleger. Dann wählte er die Nummer des Ärzteteams.

      „Doktor Mittler bitte zum OP.“

      Nach zwei Minuten kam der Pfleger. Renate Angern trat mit ihm ein und bedeutete ihrem Chef mit einem Kopfnicken, dass die Proben bereits zum Unilabor unterwegs waren.

      „Walter, ich habe solche Angst. Bitte, halt mich ganz fest!“, flüsterte die Patientin und klammerte sich an den Oberarm ihres Mannes. Schmerzhaft spürte der ihre Fingernägel durch Jacke und Hemd.

      „Ihr Mann wird uns ein Stück begleiten, Frau Becker. Nur mit hinein darf er nicht. Aber keine Sorge, ich bleibe bei Ihnen. Wenn es Ihnen eine Beruhigung ist, stelle ich meinen Arm zur Verfügung“, sagte Dr. Winter ruhig.

      Unter dem Einfluss seiner sonoren Stimme legte sich ihre Angst etwas.

      Aber erst vor der Schleuse zum OP ließ sie Walters Hand los.

      Diese fürchterliche Angst, die sie empfand, spürte Walter fast körperlich.

      Die Glastüren klappten ihm vor der Nase zu. Er war ausgesperrt.

      17

      „Zur Stelle!“, meldete sich Dr. Mittler und hob fragend die Brauen.

      „Eine Hysterosalpingographie“, erklärte Dr. Winter knapp.

      Große Besetzung war hierzu nicht erforderlich. Herr Weiß, der OP Techniker, bereitete das Röntgengerät vor. Schwester Lisbeth, die sonst bei der Anästhesie half, fungierte als Laufschwester. Schwester Manka instrumentierte.

      Dr. Mittler bemühte sich, Zuversicht zu verströmen und dies durch ein freundliches Gesicht zu untermauern.

      „Es pikst mal ganz kurz, Evi Mädchen, und dann begucken wir uns dein Innenleben“, scherzte er und trat zurück, um Manka an die Tabula zu lassen.

      Schwester Manka hatte die Patientin entkleidet und pinselte den Leib mit einem jodgetränkten Gazebausch ein. Mit Abdecktüchern verhüllte sie die Hautpartien und schaute nach den beiden Ärzten.

      Dr. Winter und Dr. Mittler befanden sich im Nebenraum und wuschen sich steril.

      „Schon ein Befund?“ Hermann Mittler dämpfte die Stimme zu einem Murmeln.

      „Die schlimmsten Befürchtungen sind übertroffen.“ Dr. Winter

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