Herzstücke im Südschwarzwald. Marion Landwehr
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Der Vorteil, den die Innenstadtbiergärten gegenüber den »Straußen« auf dem Land haben, ist nicht zu unterschätzen: Sie müssen nicht mit dem Auto fahren, sondern können alle zu Fuß oder mit der Straßenbahn erreichen. Zu zweit ist ein »crawl«, also eine Biergartentour, nett, in der Gruppe ist es netter. Aber wo anfangen? Am besten bei A und dann im Alphabet weitermachen und schauen, bei welchem Buchstaben Sie am Ende landen. Es bis Z an einem Tag schaffen zu wollen, wäre falscher Ehrgeiz.
Aller Anfang ist mexikanisch: Tequila im Aguila in der Sautierstraße. Stärken Sie sich dort mit marokkanischen Spezialitäten für die anstehende Tour. Die Holztische und Klappstühle im Biergarten der Eckkneipe bringen das gewünschte Flair. Weiter geht es im Bierbrunnen (das muss schon allein wegen des Namens sein) in der Elsässer Straße. Hier gibt’s eine breite Auswahl an Frischem vom Fass und gute Qualität zu niedrigen Preisen.
Auf B folgt bekanntlich C wie Café Extrablatt in der Schreiberstraße am Dreisamufer. Ein Weißbier gegen den Durst und derweil der Dreisam beim Fließen zuschauen. Das Leben könnte nicht entspannter sein, während oben der Verkehr vorbeizieht, stört hier nichts den Blick auf den Fluss.
D ist das Dattler, das Schlossrestaurant und Wahrzeichen aller Freiburger Biergärten, denn die Lage auf dem kleinen Freiburger Hausberg ist einfach traumhaft. Wer es touristisch mag, der fährt mit der Bahn nach oben, wenn Sie sich jedoch noch fit fühlen, laufen Sie.
Am Ende steht Z wie Zähringer Burg. Das Waldrestaurant liegt ein Stück von der Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 2 entfernt, für den Fußweg entschädigen schön angelegte Terrassen. Fragen Sie im Restaurant Zähringer Burg nach dem riesigen Schlüssel zum Burgturm und laufen Sie die fünf Minuten zum Turm. Die Aussicht von oben sollten Sie nicht verpassen.
04
SÜSSE TRÄUME VON RAFAEL MUTTER
Sie ist nicht ganz so romantisch wie der kleine Schokoladenladen von Vianne Rocher im Film »Chocolat«. Die Confiserie Rafael Mutter kommt eher klar und modern daher. Die Kunst liegt hier im köstlichen Detail, der Schokolade in ihrer überwältigend leckeren Vielfalt.
Über 60 verschiedene Schokoladen in allen Farben und Formen – fast wie von einem süßen Schwindel erfasst, versucht man, die eigene Lust zu ergründen: weiß mit Nüssen, Edelrahm oder Zartbitter, sortenrein aus Cuba oder lieber Ecuador? Oder vielleicht heiß und flüssig? Die Trinkschokolade von Rafael Mutter ist eine Offenbarung. Vielfach ausgezeichnet, zählt die Confiserie zu den besten in Europa. Alle Produkte werden in Handarbeit in der eigenen Firma in Bad Säckingen hergestellt, ohne künstliche Aromen oder Konservierungsmittel. Von einer Pralinensorte werden jeweils nur zehn bis 20 Kilogramm hergestellt. Das reicht für eine Woche. Dann wird wieder frisch produziert: Champagnertrüffel, Schichtnougat und kleine Desserts zum Mitnehmen wie Rüebli-Four oder Cake Schokoknusper. Ein edles Vergnügen, dem früher in Europa nur Zaren und Könige frönten. Königliches geht noch immer, gerade an Weihnachten. Der Weihnachtsmann aus Grand-Cru-Edelschokolade wird mit einem Hauch Blattgold veredelt.
Doch zurück zur Trinkschokolade. Die gibt es wahlweise pur oder verfeinert mit Orange, Minze, Ingwer oder Chili. Der Rest der Trinkschokoladenkarte verspricht eine Weltreise des süßen Geschmacks – nach Madagaskar, Venezuela oder Saint-Domingue. Erstaunlich und unfassbar lecker, wie unterschiedlich Schokolade in heißer Milch schmecken kann. Sie wird Ihnen in schlichtem Porzellan, mit einem Glas Wasser und einem »Probiererle« serviert. Von wohligem Glücksgefühl durchströmt, können Sie das Angebot studieren und selbst die ausliegenden Schokoladentafeln als (optischen) Genuss empfinden.
Confiserie Rafael Mutter · Mo–Sa 10–18 Uhr · Gerberau 5 · 79098 Freiburg · Tel. 07 61/2 92 71 41 www.confiserie-rafael-mutter.de · Haltestelle: Bertholdsbrunnen, Stadtbahn S1, S2, S3, S4
05
DIE FREIBURGER SEELE IST OBERSCHWÄBISCH
Die Freiburger Seele ist außen knusprig und innen duftig luftig. Sie wird mit Salz und Kümmel bestreut – eine Art Baguette aus herzhaftem Dinkelteig. Das Schockierende aber ist: Das vermeintliche Freiburger Urgebäck ist überhaupt nicht badisch, es ist oberschwäbisch.
Da glauben nun die meisten Freiburger »die Seele, des isch typisch Freiburg« und liegen in ihrem Seelen-Glauben doch gänzlich daneben. Der Seele Ursprung liegt irgendwo östlich von Stuttgart und damit in dem Landesteil Baden-Württembergs, der den meisten Badenern gar nicht so lieb ist. Die Freiburger Seele ist schwäbisch, das tut dem Freiburger natürlich in der Seele weh. Deshalb hat er die Seele inzwischen eingemeindet.
In der Wiehre ist einer der besten Bäcker der Stadt am Werk. Alexander Bühler hat die Bäckerei 1991 von seinen Eltern übernommen, der kleine Betrieb ist seit 1912 fest in Familienhand. Klasse statt Masse ist hier das Konzept. Es wird noch von Hand gebacken, und das schmeckt man auch. Seelen gibt es täglich frisch, Sie sollten nur nicht bis nachmittags warten, um vorbeizuschauen, da sind die begehrten Seelen oft schon ausverkauft. Falls Sie doch zu spät kommen, können Sie aber auf andere köstliche Dinge, etwa die herrlich saftigen Speckkringel aus Laugenteig, ausweichen.
Was an der Seele besonders ist, weiß man in der Bäckerei Bühler ganz genau. Ein Gemisch aus Dinkelmehl, Wasser, Zucker und Hefe bildet den Vorteig, der über Nacht ruhen muss. Den Teig dann mit Weizenmehl ausrollen, mit Wasser bestreichen, Kümmel und Meersalz drauf, und ab in den Ofen. Weil der Vorteig über Nacht geruht hat, kann sich die Seele am Tag darauf auch voll entfalten. Am besten passt ein herzhafter Belag auf die Seele: Bauernkäse oder Schwarzwälder Schinken. Manche schwören auch auf eine würzig-süße Kombination wie Camembert und Marmelade.
Sollten Sie sich fragen, warum das Gebäck so heißt, wie es heißt, finden Sie verschiedene Erklärungen. Eine (die gängigste) ist: Ihren Namen hat die Seele, weil früher Brote als Kultgabe für die Toten (Seelen) dargebracht wurden.
Bäckerei Bühler · Mo–Fr 6.30–18 Uhr · Zasiusstraße 9 · 79102 Freiburg Tel. 07 61/7 39 37 · Haltestelle: Johanneskirche, Stadtbahn S2, S3
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DUFT DER WEITEN WELT: RÖSTEREI SCHWARZWILD
Schlicht und minimalistisch kommt die Kaffeerösterei Schwarzwild