Tradition. Katherine V. Forrest

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Tradition - Katherine V. Forrest

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die sie einzeln zu Taylor hinausreichte, bevor sie ihm methodisch jeden festen Gegenstand aushändigte, den ihre behandschuhten Finger zu fassen bekamen. Taylor legte die Fundstücke säuberlich auf dem Zement vor dem Müllcontainer aus: leere Flaschen, Bierdosen, Aluminiumverpackungen, Pappkartons und Zeitungen. Schließlich wurden ihre Füße nur noch von einer knapp knöcheltiefen morastigen Brühe umspült, die sich aus Hähnchenknochen, Tomatenhäuten, Eierschalen, Filtertüten, verschimmeltem Obst und anderen unidentifizierbaren Essensresten zusammensetzte. Kate stemmte sich mit den Händen an der Containerwand hoch und kletterte unbeholfen hinaus.

      Während Carlson die leeren Eingeweide des Containers fotografierte, packten sie und Taylor die Mülltüten aus. Kate übernahm es, mehrere Zellstoffartikel zu inspizieren, deren rostfarbene Flecken sich als eingetrocknetes Menstruationsblut entpuppten. Überrascht entdeckte sie, dass jemand vier zerbrochene Spritzen weggeworfen hatte. Das hohe Aidsrisiko bei Drogenabhängigen hatte mindestens ebenso viel mit der Wiederverwendung gebrauchter Spritzen wie mit Unwissenheit zu tun – viele Junkies schreckten nicht davor zurück, sich den Stoff mit zerbrochenen Spritzen zu injizieren.

      »Wundervolle Motive«, kommentierte Carlson, während er auf dem Boden kniete, um die Abfallsammlung zu fotografieren. »Ich sollte die Aufnahmen bei einem Wettbewerb einreichen.«

      »Erster Preis«, murmelte Taylor.

      Während Carlson seine Sachen zusammenpackte, warfen Kate und Taylor den Abfall zurück in den Container. Bei der ganzen Unternehmung waren sie weder leise noch heimlich vorgegangen. Mehrere Bewohner hatten sie von den Fenstern aus beobachtet, aber niemand hatte auch nur gefragt, was sie da trieben.

      Taylor streifte seine Handschuhe ab und warf sie in den Container. »So viel zu der imaginären Blechbüchse«, knurrte er. »Oder auch ›Deine Konserve – das unbekannte Wesen‹.«

      Kates Wohnung war leer. Einige Staubflocken wirbelten in den einfallenden Strahlen grünlich-gelben Lichts, das durch die Zweige der schottischen Fichte vor dem Wohnzimmerfenster drang. Kate stieg der schwache Geruch feuchter Erde in die Nase: Aimee hatte die Blumen gegossen. Sie lächelte. Dass Aimee nicht offiziell hier wohnte, wurde mehr und mehr zu einer Formsache.

      Kate prüfte den Anrufbeantworter. Das Lämpchen blinkte nicht. Also musste Aimee die Nachricht über die Mordermittlung abgehört haben, die der Leiter der Bereitschaftspolizei heute Morgen auf Band gesprochen hatte.

      Kate ging ins Schlafzimmer und streifte im Gehen das Pistolenhalfter und ihre Kleidung ab. Beim Anblick des ungemachten Bettes und der zerwühlten Kissen musste sie daran denken, wie Aimees dunkles Haar am Morgen auf dem Kissen gelegen hatte, wie die Kurven ihres Körpers sich sanft unter dem Laken abzeichneten. In schläfrigem Protest hatte sie es bis an die Ohren hochgezogen, als Kate aufgestanden war und ihr die wärmende Nähe ihres Körpers entzogen hatte.

      Sie und Aimee hatten sich letzte Nacht geliebt, so wie jede Nacht, seit sie vor vier Wochen ein Liebespaar geworden waren. Kate war davon überzeugt, dass viel von Aimees Leidenschaft einfach jugendliche Vitalität war, so wie ihre eigene Lust viel mit dem Reiz des Neuen, mit Aimees überwältigender Schönheit und erotischer Ausstrahlung zu tun hatte. Sie schwelgte in der Erinnerung an die vergangene Nacht und dachte glücklich an die intimen Liebkosungen, mit denen Aimee sie geweckt hatte, an die neu erwachte Leidenschaft, mit der sie sich geliebt hatten …

      Kate wandte sich entschlossen vom Bett ab.

      Konzentrier dich gefälligst, rief sie sich zur Ordnung. Du denkst jetzt an Teddie Crawford und an sonst gar nichts. Wenn Kyle Jensen der Mörder von Teddie Crawford ist, bietet sich möglicherweise nur heute Abend die Gelegenheit, ihn zu überführen. Du musst genau rekonstruieren, was im Tradition passiert ist, und du musst dich so gut wie möglich vorbereiten. Keine Ablenkungen, klar?

      Sie stopfte ihre ramponierte Kleidung in einen Plastikbeutel und schleuderte ihn in die hinterste Ecke des Kleiderschranks. Sie konnte plötzlich den Widerwillen nachempfinden, mit dem Burt Dayton auf jenen anderen Plastikbeutel reagiert hatte. Sie selbst bekam allmählich das Gefühl, dass von diesem Mord etwas Schleichendes, Schmutziges ausging – etwas, was sie noch nie zuvor empfunden hatte. Wenigstens befand sich diese andere Plastiktüte jetzt in der Obhut von Charlotte Mead. Die Untersuchungsergebnisse würden schon handfeste, unumstößliche Fakten liefern.

      Sie drehte das Wasser so heiß auf, dass sie es gerade noch aushalten konnte, und ging unter die Dusche. Der Fliederduft von Aimees Duschgel weckte ihre Sinne stärker, als ihr lieb war. Während sie sich das Haar shampoonierte, ging sie im Kopf die Fakten dieses Mordfalls durch und suchte nach losen Enden. Sie hatte einige Beamte mit dem Auftrag losgeschickt, die Wohnungsnachbarn von Teddie Crawford zu befragen. Außerdem sollten sie mit Carl Jacoby, Teddie Crawfords Exfreund, sowie Margaret und Joe Crawford sprechen. Sie und Taylor würden als Nächstes das Malone’s aufsuchen. Das war im Moment alles, was sie tun konnte. Ihre nächste Aufgabe würde das Gespräch mit Kyle Jensen sein …

      Sie trocknete sich eilig ab und warf dabei einen kurzen Blick in den beschlagenen Spiegel. Sie sollte sich die Pfunde, die sie seit ihrer intensiven Beziehung zu Aimee abgenommen hatte, lieber wieder anfuttern. In ihrem vierten Lebensjahrzehnt schien eine gewisse Fülligkeit besser zu ihrem Gardemaß von eins vierundsiebzig zu passen als die Magerkeit ihrer Jugend. Wie immer in der ersten Phase einer Mordermittlung hatte sie keinen Appetit und heute noch keinen Bissen zu sich genommen. Irgendeine Kleinigkeit musste sie sich jetzt aber reinzwingen – mit leerem Magen konnte kein Mensch vernünftig arbeiten.

      Sie kaute auf einem Stück Käse herum, während sie sich etwas Frisches zum Anziehen heraussuchte. Etwas Seriöses, Respekteinflößendes wäre gut, vor allem für ihr Gespräch mit Kyle Jensen. Schwarze Hose, einfache weiße Bluse, schlichtes schwarzes Wolljackett. Sie hatte eben die Jacke über ihrem Pistolenhalfter zugeknöpft, als sie einen Schlüssel im Schloss hörte.

      »Ich bin hier«, rief Kate. Sie ging ins Wohnzimmer, wo Aimee gerade ihre Lederjacke über eine Sessellehne warf. Kate bewunderte ihren Körper, der in Jeans und kastanienbraunem Pullover einfach atemberaubend aussah. Ob sie sich je an diese Schönheit gewöhnen würde?

      »Ich muss mich beeilen«, sagte sie und ging zur Tür. Sie widerstand dem Wunsch, Aimee in die Arme zu schließen und sich für einen kurzen Moment ihrer Realität zu versichern. Aber das wäre eine allzu starke Ablenkung gewesen.

      »Ich hab’s im Radio gehört.« Aimee verschränkte die Arme und rührte sich nicht von der Stelle, so als würde sie Kates Bedürfnis nach Distanz intuitiv spüren. »Du hast dich umgezogen«, bemerkte sie zutreffenderweise und ließ ihre blauvioletten Augen über Kates Körper wandern. »Dieser Mord ist ziemlich schlimm, nicht wahr?«

      Aimee wusste inzwischen, dass Kate manchmal den zwanghaften Wunsch verspürte, ihre Kleidung während einer Mordermittlung zu wechseln. Kate war sich darüber im Klaren, dass Aimee sie bewunderte und ihre berufliche Tätigkeit mit fast so etwas wie Ehrfurcht betrachtete. Aber sie wusste auch, dass diese Ehrfurcht zum Teil auf derselben gruseligen Faszination beruhte, die einem Leichenbestatter entgegengebracht wurde. Was Kate ihr über die Mordfälle, vergangene und gegenwärtige, erzählte, war sozusagen antiseptisch. »Das Opfer wurde erstochen«, erklärte sie knapp, um Aimee – und sich selbst – zu schonen.

      »Ja, ich weiß«, sagte Aimee und stopfte die Hände in ihre Jeanstaschen. »Der Tote war schwul, Jennifer hat ihn persönlich gekannt. Sie war mal in dem Restaurant, wie hieß es noch – Tradition

      »Genau«, antwortete Kate. Jennifer und Cheryl, die Kate noch nicht kennengelernt hatte, waren Aimees Mitbewohnerinnen in der gemeinsamen Eigentumswohnung in Brentwood.

      »Hast

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