Tradition. Katherine V. Forrest

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Tradition - Katherine V. Forrest

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die Wäsche, und der Typ macht ihn zu seiner persönlichen Dartscheibe.«

      »Der übliche öde Scheiß«, wiederholte Kate verächtlich.

      »Komm schon, Kate. So wie die leben, fordern die das doch heraus.«

      Kate raste den Venice Boulevard hinunter. Bleib cool, bleib ganz ruhig, befahl sie sich selbst. Aber es hatte etwas Befreiendes, den Zorn herauszulassen. »Wenn Teddie Crawford jemanden in einer Bar kennenlernt und dafür sterben muss, ist das also der übliche öde Scheiß. Wenn Florence Delgado nachts die La Brea Street entlanggeht und dafür sterben muss, ist das der übliche öde Scheiß. An dem Tag, wo ich das Gefühl habe, dass es der übliche öde Scheiß ist, einen Mörder hinter Schloss und Riegel zu bringen, schmeiß ich den Job hin.«

      »Was ist das jetzt für ein Scheiß? Ich bin Polizist, du bist Polizist. Wieso diskutieren wir über so was überhaupt?«

      »Weil du glaubst, dass Teddie Crawford den Tod verdient hat«, sagte sie mit schneidender Stimme.

      »Himmelherrgott, niemand hat den Tod verdient. Aber einige Leute fordern es verdammt noch mal heraus. Das weißt du ganz genau, Kate.«

      »Richtig«, schnappte sie. »Der entschuldbare Mord. Wenn die Opfer öde Scheißer sind und so weiter.«

      »Die Opfer sind blöde Scheißer«, sagte Taylor hitzig. »Die Opfer –«

      »Kriegen, was sie verdient haben – das wolltest du doch sagen. Du hast die Fragen dieser Welt gelöst.«

      »Mein Gott noch mal, Kate. Ich habe die Welt nicht gemacht. Ich habe nicht den Eindruck, dass du irgendwelche klugen Antworten auf die Probleme hast.«

      »Ich habe keine.« Die Abruptheit, mit der sie das Thema abbrach, war gegen sich selbst gerichtet. Das Brett vor Taylors Kopf war heute nicht dicker als irgendwann sonst in den sieben Jahren ihrer Zusammenarbeit. Was für einen Sinn hatte es, mit ihm herumzustreiten?

      Die Menschenmenge vor dem Tradition war weiter angewachsen. Bald würden sie ihr Schauspiel bekommen: Der Wagen der Gerichtsmedizin parkte bereits vor dem Gebäude.

      Kate stellte den Plymouth auf demselben Parkplatz ab, den sie am Morgen benutzt hatte. Innerlich kochte sie noch immer vor Wut über das Gespräch mit Taylor. Sie ging zum Block zurück und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Taylor folgte ihr, hielt jedoch einige Schritte Sicherheitsabstand.

      Everson, die Arme ordentlich vor seinem Tweedjackett verschränkt, stand in der Küche neben der Spüle und unterhielt sich mit Charlotte Mead.

      »Mein Gott, hier stinkt’s wie im Schlachthof«, beschwerte sich Taylor von der Türschwelle aus.

      »Charlottes Parfüm«, sagte Everson.

      »Genau«, knurrte Mead und sah von ihrem Klemmbrett hoch. »Eau de Schlachthof.«

      Grinsend betrat Kate die Küche. Sie mochte diesen Gerichtspathologen, seine anspruchsvolle Aufmachung wirkte immer ein bisschen absurd angesichts der Blutbäder, die er aufsuchte, aber sie spiegelte seine Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt wider. »Wie geht’s Ihnen, Walt?«

      Everson deutete auf den Fußboden. »Besser als ihm.«

      »Wann ist es passiert?«, fragte Taylor.

      »Nicht vor ein Uhr gestern Nacht«, antwortete Everson. »Ich schätze, zwischen ein und drei Uhr.«

      »Hat er Abwehrwunden?«, fragte Kate.

      Everson nickte. »Die Leichenstarre ist zwar fast vollständig eingetreten, aber ich kann Ihnen was zeigen.«

      Er zog ein Paar frische Gummihandschuhe aus seiner Arzttasche, streifte sie über und kniete sich neben die Leiche von Teddie Crawford. Kate und Charlotte Mead hockten sich neben ihn, Taylor beugte sich vorsichtig von hinten über sie. Everson griff mit beiden Händen nach Teddie Crawfords linkem Arm und drehte ihn unter sichtlicher Anstrengung ein Stück herum. Die blutige Handfläche wies einen deutlichen Schnitt auf. Everson wiederholte die Prozedur mit der rechten Hand. Die Handfläche wies ebenfalls tiefe Schnittwunden auf, der kleine Finger war fast völlig abgetrennt.

      »Klassische Abwehrwunden«, erläuterte Everson.

      »Seine Hände müssen eingetütet werden«, sagte Taylor.

      »Danke, Ed«, flötete Charlotte Mead. »Da wären wir allein nie drauf gekommen.«

      Kate erlaubte sich, Taylors Unbehagen einen Moment lang zu genießen. »Keine Uhr, kein Schmuck«, überlegte sie laut, während sie Teddie Crawfords Hände und Handgelenke betrachtete. »Walt«, fragte sie im Aufstehen, »haben Sie eine Brieftasche gefunden?«

      »Nein, aber da ich wusste, dass Sie noch kommen, habe ich ihn nicht umgedreht.« Er beugte sich über die Leiche. »Gehen Sie ein Stück zurück, bitte.«

      Er griff nach den Schultern von Teddie Crawford und drehte ihn auf die Seite. Die Hände und Arme, steif durch die Leichenstarre, bewegten sich nicht, aber aus mehreren Wunden im Rücken strömte Blut in leuchtend roten Kaskaden auf den Boden. Kate starrte verwirrt auf die roten Rinnsale. Wenn Teddie Crawford noch immer blutete, wie konnte er da tot sein? Ihre Gedanken wanderten zu einer Ermittlung, die sie vor fünf Monaten durchgeführt hatte. Ein drei Monate altes Baby war an einem heißen Septembertag mehrere Stunden lang im Auto zurückgelassen worden, während die Eltern in Seelenruhe einen Einkaufsbummel machten. Sie selbst hatte das Baby aus dem Wagen gehoben, ein kleines blondes Mädchen, das sich noch ganz warm anfühlte; aus dem kleinen rosigen Mund waren Speichelblasen gekommen. Eine Sekunde lang hatte sich die wilde Hoffnung in ihr geregt, das Mädchen könne noch am Leben sein. Irgendwer hätte einfach die Uhr zurückgedreht, das Unglück war nie geschehen. Später klärte sie der Gerichtsmediziner auf, dass die scheinbaren Lebenszeichen damit zusammenhingen, dass der kleine Körper innerlich noch am Kochen war. Und das Blut, das jetzt aus Teddie Crawfords Körper strömte, hatte sich in den offenen Stichwunden angesammelt, weil er mit dem Rücken auf dem Boden lag und es vorher nicht abfließen konnte. Es gab kein Zurück – weder jetzt noch damals.

      »Der Täter muss einen neuen Rekord aufgestellt haben«, murmelte Everson. Er kniete sich hin und studierte die Stichwunden, während sich frische Blutlachen auf dem Boden bildeten. »Alles in allem an die vierzig Stiche.« Er betastete die Gesäßtaschen der blutgetränkten Hose, fuhr mit der Hand in jede hinein. »Nichts«, sagte er. Vorsichtig drehte er den Körper in die ursprüngliche Position zurück, stand auf, streifte die nassen roten Handschuhe ab und ließ sie in einen Plastikbeutel fallen. »Können wir ihn mitnehmen?«, fragte er Kate.

      »Er gehört euch.« Der Kupfergeruch im Raum war unerträglich, drang ihr in dir Nase, heftete sich an ihre Kleidung. Ihre Kordsamtjacke und ihre Gabardinehose waren frisch aus der Reinigung gekommen. Sie würden gleich wieder retour gehen müssen.

      Als Everson sein Diktiergerät herausholte und hineinzusprechen begann, wandte sich Kate an Charlotte Mead. »Können Sie uns noch etwas sagen?«

      Mead packte ihr Klemmbrett in die Kiste mit den Beweismitteln. »Nichts, was Sie nicht sehen könnten. Die Blutspritzer sind nicht mehr als 94 Zentimeter vom Boden entfernt, mit Ausnahme der Schleuderspuren. Der Täter hat das Opfer zu Boden geworfen, und das war’s.«

      Kate deutete auf die Wand, auf ein Muster von vertikalen Wellenlinien dicht über dem Boden. »Das sieht merkwürdig aus.«

      »Nicht,

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