Tradition. Katherine V. Forrest

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Tradition - Katherine V. Forrest

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sonst noch jemand dabei?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte mich mit Paul verabredet. Ich wollte, dass Teddie ihn kennenlernt.«

      »Wie heißt Paul mit Nachnamen?«

      »Lopez … Paul Lopez. Teddie mochte ihn – er hat uns Bier geholt …« Ihr Blick schien ins Leere zu gehen.

      Kate musste an Aimee denken, an die Mordermittlung vor knapp zwei Monaten, wie sich das Entsetzen über Owen Sinclairs Tod in Aimees leeren Augen widergespiegelt hatte. Sie musste sie unbedingt anrufen und ihr sagen, dass noch nicht abzusehen war, wann sie nach Hause kommen würde. Und vor allem, ermahnte sie sich selbst, musste sie unbedingt alle überflüssigen Gedanken ausschalten und sich auf den brutalen Mord an einem Schwulen konzentrieren, auf die Arbeit, die hier in diesem Augenblick anstand.

      »Er kann nicht tot sein«, sagte Gloria Gomez an Kate gewandt. »Es gibt einfach keinen Grund …«

      »Nein, es gibt wirklich keinen Grund«, sagte Kate ruhig. »Es tut mir sehr leid.«

      »Der Mann, den er kennengelernt hat … hat er …?«

      Kate tauschte rasch einen Blick mit Taylor. »Was können Sie uns darüber sagen?«

      »Nicht viel. Teddie hat einen Typ kennengelernt. Sie sind zusammen weggegangen.«

      An dem nüchternen Ton, in dem Gloria antwortete, merkte Kate, dass sie noch immer unter Schock stand. »Wie war sein Name?«

      »Lyle … Miles … irgendwas in der Art. Ich habe kein gutes Namensgedächtnis … Ich habe kaum ein Wort mit dem Kerl gewechselt.«

      »Ich entnehme Ihren Worten, dass Sie diesen Kerl nicht besonders mochten«, spekulierte Kate.

      »Teddie steht auf ganz andere Typen als ich. Machos.« Ihr Versuch zu lächeln missglückte zu einer traurigen Grimasse. »Stimmt, ich mochte ihn nicht. Ich kann nicht genau sagen, warum.«

      »Wie hat er ausgesehen?«

      »So ’n Ramboverschnitt. Sie wissen schon, Typ Gockel – Brust raus und hautenges T-Shirt.«

      Kate nickte ihr aufmunternd zu. »Hat er das angehabt? Ein T-Shirt?«

      »Ja, genau. Ein schwarzes. Und ’ne Fliegerjacke.«

      »Welche Farbe hatte die Jacke?«

      »Dunkel … dunkelbraun. Vielleicht schwarz.«

      »Erinnern Sie sich, was für eine Hose er getragen hat?«

      »Jeans.«

      »Normale Jeans?«

      »Ach ja, jetzt fällt’s mir wieder ein. Das war einer der Gründe, warum ich ihn nicht mochte. Seine Jeans. Total zerschlissen. Flicken auf den Knien. Leute, die sich extra Klamotten kaufen, in denen sie arm aussehen, machen mich krank.«

      Ihre Stimme bebte vor Empörung – für Kate ein deutliches Zeichen fehlgeleiteter Emotionen. Sie versuchte, ihre eigene Stimme ruhig klingen zu lassen, und fragte: »War er dunkelhaarig? Blond?«

      »Blond. Fisselig. Kurz vorm Kahlschlag.«

      Kate nickte. »Erinnern Sie sich an seine Augenfarbe?«

      Sie überlegte. »Blau, glaube ich.«

      »Was schätzen Sie, wie alt er war?«

      Gloria zuckte die Achseln. »Älter als Teddie. Vielleicht dreißig. Er hatte einen Schnurrbart. Ich kann Männer mit Fusseln im Gesicht nie so richtig einschätzen.«

      »Ich auch nicht«, bestätigte Kate lächelnd und machte sich eine weitere Notiz auf ihrem Block. Gloria Gomez erwies sich allem Anschein nach als sehr gute Zeugin. »Der Schnurrbart. War er dünn? Mittel? Dick?«

      »Dick. Je dünner die Haare, desto dicker der Schnurrbart. Ist doch so, oder?«

      Kate lächelte erneut. »Würden Sie ihn wiedererkennen?«

      »Klar.«

      Kate schlug eine neue Seite in ihrem Notizbuch auf. »Gloria, bitte erzählen Sie uns genau, was gestern Abend im Malone’s passiert ist.«

      Seufzend setzte die junge Frau sich auf dem Metallstuhl gerade hin. »Wir sind reingegangen, es war voll. Paul saß an einem Tisch. Ich habe die beiden einander vorgestellt. Teddie ist an die Bar gegangen, um uns eine Runde Bier zu holen. An der Theke hat er dann gleich mit diesem Typ gesprochen. Dann hat er sich ’ne Weile zu uns gesetzt, aber ich hab gesehen, dass er die ganze Zeit zur Bar rüberstarrte. Ich hab ihn ein bisschen damit aufgezogen.«

      Taylor hielt im Schreiben inne und sah von seinem Notizbuch hoch. »Paul wusste, dass Teddie schwul war?«

      »Sicher. Paul hat ihn auch geneckt. Sagte, er würde die nächste Runde ausgeben, aber Teddie könne gern das Bier von der Theke holen, wenn er Lust hätte.«

      »Und hat er?«, fragte Taylor.

      »Ja, das hat er. Er hat sich dann wieder mit dem Typ unterhalten.« Sie lehnte sich vor, die Arme gekreuzt. Die kleinen Hände krampften sich in die Innenseiten der Arme. »Er brachte das Bier an den Tisch, sagte, er käme später noch mal zu uns. Ich hab dann nicht weiter auf ihn geachtet, Paul und ich haben uns unterhalten, aber plötzlich steht Teddie mit dem Kerl an unserem Tisch und verabschiedet sich.« Die Hände krampften sich erneut ineinander, die Knöchel und Fingerspitzen traten weiß hervor. »Teddie hat Paul die Hand gegeben, er … hat mir einen Gutenachtkuss gegeben. Ich hab noch zu ihm gesagt, er soll vorsichtig sein. Aber ich meinte … ich hatte nicht gedacht, dass …«

      Kate fragte: »Hat der Mann sich auch mit Ihnen unterhalten?«

      »Ja, aber ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat.«

      »Hatte er vielleicht einen Akzent? Gab es irgendetwas Auffälliges an seiner Sprechweise?«

      »Hmm.« Gloria zupfte an ihren Haarspitzen und grübelte.

      »Würden Sie uns helfen und gemeinsam mit einem Polizeizeichner ein Bild von diesem Mann zusammensetzen?«

      »Natürlich. Klar. Alles, was Sie wollen.«

      Kate sagte: »Erzählen Sie uns ein bisschen von Teddie. Wie haben Sie sich kennengelernt? Wie kam es, dass Sie zusammengezogen sind?«

      »Wir waren an der Uni vor ein paar Jahren zusammen in einem Psychologieseminar. Wir haben uns gegenseitig geholfen, uns gut verstanden. Wir blieben Freunde. Er und Carl haben sich getrennt, ich verlor meine Untermieterin, Teddie ist bei mir eingezogen. Ich bin noch in der Ausbildung und bei der Miete auf jeden Cent angewiesen, den ich kriegen kann.«

      »Wovon leben Sie?«, fragte Kate.

      »Ich arbeite nachts im Cineplex am Beverly Center. Manchmal helfe ich auch im Tradition aus, wenn sie im Stress sind, aber ich mag diese Art von Arbeit nicht besonders. Meine Brüder unterstützen mich ein bisschen, um mich durchs Studium zu bringen. Ich studiere Chemie. Noch drei Semester, dann hab ich’s geschafft.« Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass dies der unumstößliche Lauf der Dinge sein würde.

      Taylor

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