Tradition. Katherine V. Forrest

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Tradition - Katherine V. Forrest

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richtig?«

      Caldera starrte ihn an, während er versuchte, die Tränen von seinen Wangen zu wischen. »Mann, wovon reden Sie?«

      Kate musste eingestehen, dass Taylor gute Fragen stellte. Dennoch mischte sie sich ein. »Was können Sie uns über Teddies Bekanntenkreis sagen?«

      »Er kannte Gott und die Welt. Er kannte die ganze Straße hier, alle Nachbarn, da, wo er gewohnt hat. Er kannte einfach jeden.«

      »Seine Familie«, sagte Kate. »Wissen Sie etwas über seine Familie?«

      Er sackte noch weiter in sich zusammen, eine Hand über den Augen. »Joe und Margaret werden einfach …« Er schüttelte den Kopf.

      »Joe und Margaret?«, wiederholte Taylor, während er sich eine Notiz machte.

      »Sein Onkel und seine Tante. Sie haben ihn aufgezogen. Sie wohnen in einem Wohnwagenpark in Lancaster, aber Teddie besucht sie – ich meine, besuchte sie, sooft er … konnte. Oh mein Gott … er ist tot.« Seine Tränen waren nicht mehr aufzuhalten.

      Kate, die Francisco Caldera eingehend betrachtete, musste wie so oft in solchen Situationen daran denken, wie unterschiedlich Menschen – sie selbst eingeschlossen – auf einen Verlust reagierten. Die Leute waren entweder starr vor Schock und verhielten sich ruhig, fast normal, so wie sie es getan hatte, oder sie wurden vom Schmerz überwältigt. So schwierig es sein mochte, diese Qual mitanzusehen – den Schmerz herauslassen zu können hatte zumindest den Vorteil, dass der Trauerprozess in Gang und Heilung in Aussicht war.

      »Es tut mir leid«, sagte Kate. »Ich weiß, dass dies sehr schwer für Sie ist. Aber um den Täter zu fassen, müssen wir so schnell wie möglich mit unseren Ermittlungen beginnen.« Sie fragte: »Hatte Teddie irgendwelche Feinde? Fällt Ihnen jemand ein?«

      »Nein, niemand. Ich versichere Ihnen, Teddie war überall beliebt.«

      »Jeder hat Feinde«, konstatierte Taylor.

      »Teddie nicht«, beharrte Caldera mit ruhiger Überzeugung.

      »Kennen Sie seine Freundin?«

      »Freundin?« Caldera sah ihn an. »Teddie war schwul. Wie ich.«

      Da war es. Kate staunte, mit welcher Selbstverständlichkeit Francisco Caldera darüber sprach. Sie fragte: »Wie sind Sie beide miteinander ausgekommen?« Bevor Caldera antworten konnte, formulierte sie ihre Frage direkter: »War er Ihr Geliebter?«

      »Nein. Da lief nichts.« Kate hatte den Eindruck, dass ein stark bedauernder Ton in der Antwort mitschwang. »Er war mehr als ein Partner, er war wie ein Bruder für mich. Wir beide haben alles, was wir besaßen, in dieses Lokal gesteckt. Aber er war die Seele des Ganzen. Ohne ihn bin ich verloren.«

      Taylor sagte fast gelangweilt: »Sie sind beide noch sehr jung. Woher hatten Sie das Startkapital?«

      »Das war mein Geld. Aber er hatte die Ideen. Teddie war der geborene Restaurantbesitzer. Und er hat die Gäste bezaubert, das Geschäft fing gerade an –«

      »Okay«, sagte Taylor, »woher hatten Sie das Geld?«

      »Versicherung.«

      Obwohl Kate ahnte, was kommen würde, wartete sie gemeinsam mit Taylor auf eine weitere Erklärung.

      »Ein Freund ist gestorben, okay?«

      Einen Moment lang herrschte Schweigen.

      »Es tut mir leid, Mr. Caldera«, sagte Kate.

      Caldera zuckte die Achseln. »Nennen Sie mich Francisco. Und ich habe schon viele Freunde verloren … sehr viele.«

      »Francisco«, sagte sie und lächelte. »Hatte Teddie einen festen Freund?«

      Seine Züge entspannten sich, als er sie ansah. »Nichts Ernstes. Nicht seit Carl.«

      »Erzählen Sie uns von Carl.«

      Er zuckte die Achseln. »Da gibt’s nichts zu erzählen. Er ist Geschichte, seit über einem Jahr schon.«

      Taylor fragte: »Wo können wir ihn erreichen?«

      »Er steht im Telefonbuch. Carl Jacoby, Silverlake. Aber er hat mit dieser Sache nichts zu tun. Er hat die Beziehung zu Teddie abgebrochen, als sich herausstellte, dass er positiv war.«

      »Teddie war HIV-positiv?« Taylors Stimme war plötzlich lebhaft geworden.

      »Nein, nicht Teddie. Carl.«

      »Ihr Freund Teddie hat ihn angesteckt«, kombinierte Taylor. »Stimmt’s?« Er gestikulierte so gebieterisch in Richtung Tradition, dass Kate sich beinahe umgedreht hätte. Sie stand mit dem Rücken zum Restaurant, um das unschöne Bild der blutgetränkten Küche abzuwehren.

      »Nein, Teddies Test war negativ.«

      Taylor schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«

      »Die Vorstellung, Teddie angesteckt zu haben, machte Carl große Angst. Er war so außer sich, dass er aus Teddies Leben verschwand.« Er sah Kate an, während er sprach. »Das passiert. Wenn du positiv bist, siehst du alles mit anderen Augen. Alles.«

      Der Kriminaltechniker Napoleon Carter und sein Team waren am Tatort eingetroffen, außerdem die Expertin für Blutspuren, Charlotte Mead, der Fotograf Ted Carlton sowie Shapiro, der Fotograf vom Wilshire-Revier.

      Kate sagte: »Wir werden später noch einmal mit Ihnen sprechen müssen, Francisco.« Leise fragte sie: »Wie alt war Teddie?«

      »Dreiundzwanzig«, sagte er und brach in Tränen aus.

      Das Tradition war aus allen Ecken und Winkeln fotografiert worden. Der Leichnam von Teddie Crawford stand zwar nicht mehr unter Blitzlichtbeschuss, würde aber trotzdem noch eine geraume Weile auf dem Boden liegen bleiben müssen. Charlotte Mead und Ted Carlton hatten gerade erst mit ihrer Arbeit begonnen. Am Ort des Verbrechens breitete sich in der erwachenden Tageshitze allmählich der starke Kupfergeruch des Blutes aus.

      »Ed, Kate«, bellte Charlotte Mead von der Spüle aus.

      Kate lächelte der großen, hageren Frau im blauen Kittel zu. Sie hatte schon in mehreren Mordfällen, in denen eine Blutspurenanalyse nötig gewesen war, mit ihr zusammengearbeitet. Charlotte Mead war brillant in ihrem ebenso komplizierten wie mühevollen und ausgefallenen Beruf.

      »Kommen Sie hier herüber – alle beide«, befahl Mead. »Stecken Sie die Hände in die Taschen! Wehe, Sie fassen was an! Ed, passen Sie auf, wo Sie Ihre Elefantenfüße hinsetzen.« Sie deutete auf eine Kreideroute, die um das Blutbad auf dem Boden herumführte.

      Taylor schritt über die Türschwelle. »Keine Sorge, ich geh auf Zehenspitzen – wie eine Elfe.« Er stopfte die Hände in die Jackentaschen, Kate tat es ihm gleich – eine routinemäßige Vorsichtsmaßnahme, um nicht einmal versehentlich einen Gegenstand zu berühren. Kate war allerdings überzeugt, dass es für Taylors Vorsicht diesmal noch einen tieferen Grund gab: Der Tote war schwul gewesen, und dieser Raum schwamm in Blut.

      »Euer Messerstecher hat sich geschnitten«, verkündete Mead. »Sehen Sie diesen hübschen runden Blutstropfen?« Sie deutete mit ihrem

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