Tradition. Katherine V. Forrest

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Tradition - Katherine V. Forrest

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kaum vom Toten stammen. Und hier drüben auf einem der Wasserhähne ist auch Blut. Und hier an der Seife. Im Abfluss werden wir zweifellos ebenfalls Blut finden. Der Täter hat versucht, sich zu säubern.«

      Meads verwitterte Gesichtszüge traten vor Eifer noch schärfer hervor. Ihr berufsmäßiges Interesse an diesem frischen Mordschauplatz schien noch relativ ungetrübt. Meads Aufgabe war es, den Tathergang für die Geschworenen zu rekonstruieren. Nur zu oft erschwerte die Polizeipräsenz – vielmehr deren Hände und Füße – diese Aufgabe.

      Kate sah mit Respekt und ein wenig Neid auf Charlotte Mead. Ihr Fachwissen – und das der anderen Kriminaltechniker – war der einzig wirklich unparteiische Aspekt einer Mordermittlung. Mead stand nur auf der Seite ihrer wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse, und ihre Zeugenaussage vor Gericht konnte ebenso gut die Staatsanwaltschaft wie die Verteidigung zur Verzweiflung treiben. Egal, um was es gehen mochte, sie hielt sich strikt an die Fakten.

      Kate sagte: »Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns jetzt schon sagen können?«

      Mead zeigte auf die Wand und die Schränke hinter der Leiche von Teddie Crawford. »Da sind ausgeprägte Schleuderspuren.« Mit ihrem Stift beschrieb sie einen Bogen in der Luft und zeichnete die schwachroten Blutspritzer nach, die sich auf den weißen Oberflächen weit nach oben zogen. »Euer Mann hat beim Zustechen Blut abgeschleudert. Sein eigenes Blut. Er hat zweifellos Schnittwunden. Überprüfen Sie die Krankenhäuser und Kliniken.«

      »Wir werden das sofort veranlassen, Charlotte. Von der Waffe keine Spur, oder?«

      »Sie wissen doch, Kate – die meisten schieben ihren Schniedel wieder in den Stall.«

      »Ich frag ja nur.« Kate grinste sie an. Nach einer verbreiteten Ansicht unter Kriminalern deutete das mehrfache Zustechen mit einem Messer auf sexuelle Pathologie hin.

      Meads blaue Augen fixierten die Leiche auf dem Boden. Sie schüttelte den Kopf. »Schauen Sie sich das bloß an. So ein schöner Mann. Es ist wirklich ein Jammer.«

      Einen Moment lang betrachteten sie beide schweigend Teddie Crawford. Dreiundzwanzig Jahre waren alles, was er erlebt hatte. Um den Rest hatte man ihn betrogen.

      »Seien Sie vorsichtig, Charlotte«, warnte Taylor. »Der Typ war schwul, wissen Sie.«

      Kate warf ihm einen verächtlichen Blick zu.

      Charlottes Stimme blieb ebenso ausdruckslos wie ihr Gesicht. »Ich bin die Vorsicht in Person, Ed.«

      Hansen informierte Kate und Taylor, dass Gloria Gomez im Tradition eingetroffen war.

      »Bringen Sie sie aufs Revier«, ordnete Kate an. »Ed und ich werden gleich da sein. Fred«, fügte sie hinzu, »sagen Sie uns umgehend Bescheid, wenn der Gerichtsmediziner da ist.« Sie wollte dabei sein, wenn Teddie Crawfords Leiche abtransportiert wurde. Charlotte Mead hatte ihr nützliche Informationen gegeben. Zu wissen, dass der Mörder verletzt war, grenzte die Zahl der Verdächtigen schon erheblich ein.

      Vor den gelben Absperrbändern, die das Tradition abschirmten, hatten sich zahlreiche Schaulustige und Zeitungs- sowie Fernsehreporter versammelt. In trauter Eintracht warteten Menge und Fernsehkameras auf die gerechte Entlohnung für das lange Ausharren: einen kurzen Blick auf die Bahre mit der Leiche Teddie Crawfords, die zum bereitstehenden Wagen der Gerichtsmedizin gerollt wurde.

      Inzwischen war auch Lieutenant Bodwin eingetroffen und betrat in Begleitung von Kate und Taylor das Tradition. Taylor informierte ihn über das Nötigste. Ohne eine Regung in den tiefen Furchen seines Gesichts musterte Bodwin von der Türschwelle aus die Küche, kein Wort kam über seine Lippen. Seine Aufgabe würde es sein, mit der Presse zu sprechen.

      »Charlotte sagt, der Täter hat sich verletzt, Lieutenant«, berichtete Taylor. »Wir brauchen jemanden, der sofort alle Krankenhäuser und Ärzte überprüft.«

      Ein kaum wahrnehmbares Zucken ging durch Bodwins Körper. Ohne den Blick vom Küchenboden abzuwenden, antwortete er: »Er müsste schon ein verdammter Volltrottel sein, um in ein Krankenhaus zu gehen, oder?« Damit kehrte er der Küche und dem arbeitenden Laborteam den Rücken zu.

      »Gut für uns, dass es so viele Volltrottel unter den Verbrechern gibt«, entgegnete Kate freundlich.

      Bodwin wusste so gut wie sie, dass kriminelles Verhalten wenig mit Intelligenz zu tun hatte. Seine spontane Bemerkung hing eher mit seiner unversöhnlichen Abneigung gegen Charlotte Mead zusammen. Mead, die alle Statusfeinheiten grundsätzlich ignorierte, würde selbst Chiefinspector Daryl Gates zur Schnecke machen, sollte er sich je erdreisten, die Unberührbarkeit eines Tatorts zu verletzen. Lieutenant Bodwin jedenfalls hatte es bitter bereut, dass er einmal unbedarft in einen Verbrechensschauplatz hineinmarschiert war. Charlotte Mead hatte seine Fingerabdrücke auf einem Beweisgegenstand gefunden und dafür gesorgt, dass der Bericht in der ganzen Abteilung die Runde machte.

      »Ich werde jemanden damit beauftragen«, sagte Bodwin und ging hinaus, um sich den Fernsehkameras zu stellen.

      Gloria Gomez trug schwarze Jeans und einen weißen Baumwollpullover. Mit ihrem dunklen Haar, das ihr offen auf die Schultern fiel, wirkte sie weit jünger als zwanzig Jahre. Ihre schmalen Kinderhände lagen eng gefaltet auf dem resopalbeschichteten Tisch des Verhörraums.

      »Ich muss Teddie sehen«, flüsterte sie, die dunklen Augen stumpf vor Schock. »Ich … kann es einfach nicht begreifen, bevor ich Teddie nicht gesehen habe.«

      Kate nickte. »Ich verstehe«, sagte sie. Niemand hätte Kate damals davon abhalten können, in jenes ausgebrannte Autowrack auf dem Hollywood Freeway zu schauen. Ihr Bedürfnis, Anne zu sehen, war übermächtig gewesen. »Aber es wird noch eine Weile dauern, bis das möglich ist«, fügte sie hinzu.

      Gloria Gomez würde Teddie frühestens in ein paar Tagen zu sehen bekommen – wenn überhaupt. Vielleicht wäre es gar nicht das Schlechteste, dachte Kate, wenn sich der Abschied von Teddie noch ein wenig hinauszögert, der Anblick der entstellten Leiche könnte unmittelbar nach der Obduktion ein noch schrecklicherer sein. Im Anschluss müssten seine nächsten Verwandten – wahrscheinlich Joe und Margaret Crawford – erst einmal darüber entscheiden, was mit der Leiche geschehen sollte. Je nachdem, welche Begräbniszeremonie die Familie Crawford für angemessen hielt, würde Gloria Gomez vielleicht noch einmal einen Blick in den offenen Sarg werfen können. Teddies Gesicht schien nur geringfügig verletzt zu sein, und die Kleidung würde den zerschundenen Körper verbergen, so dass Gloria sich ihren Wunsch erfüllen und von ihrem Freund in Frieden Abschied nehmen könnte.

      »Gloria«, sagte Taylor, »wir wissen, wie schwer das Ganze für Sie ist. Aber bitte versuchen Sie, mit uns zu sprechen. Wann haben Sie Teddie das letzte Mal gesehen?«

      Kate warf ihm einen schnellen Blick zu. Sein Verhalten gegenüber Gloria Gomez war so rücksichtsvoll, wie es Francisco Caldera gegenüber unpersönlich gewesen war.

      »Gestern Abend …« Die junge Frau stockte.

      »Gestern Abend …«, wiederholte Taylor ermutigend. Er lehnte sich zurück, kreuzte einen Fuß über das Knie und versuchte mit seiner lässigen Körperhaltung Gloria Gomez die Anspannung zu nehmen. »Erzählen Sie uns, was gestern passiert ist.«

      »Ich habe ihn wie versprochen vom Tradition abgeholt –«

      »Wo war Teddies Auto?«

      »Er hat … hatte kein Auto.«

      »Wann haben Sie ihn abgeholt, Gloria?«

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