Coaching. Sonja Becker

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Menschennatur schlummert eine Vielzahl an Entfaltungsmöglichkeiten, die in der Menschheit zum Tragen kommen. Ein Staat sollte nur auf seinen eigenen Werten beruhen: eine große, familienähnliche geschlossene Gemeinschaft mit gemeinsamer Sprache, Religion und historischer Tradition. „Licht, Liebe, Leben“ lautet die Inschrift auf seinem Grabmal.

      Der „Dichterfürst“ Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) hatte ein großes Interesse an den kulturellen Errungenschaften seiner Zeit. Er schloss sich wie die Dichter Herder, Klopstock, Lessing, Wieland der Freimaurerloge an.

      Für Friedrich Schiller (1759-1805) fällt der Kunst die Aufgabe zu, Muster des Sein-Könnens zu liefern. Im Mittelpunkt seines Denkens steht der Begriff der menschlichen Würde, der nach dem Zweiten Weltkrieg von Carlo Schmid in den viel zitierten Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes eingesetzt wird: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Denn Schmid erkannte die eigentliche Qualität der deutschen Tradition: „Die Majestät der Deutschen ruhte nie auf dem Haupte seiner Fürsten. Abgesondert von dem politischen hat der Deutsche sich seinen eigenen Wert gegründet, und wenn auch das Imperium unterginge, so bliebe die deutsche Würde unangefochten. Sie ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und in dem Charakter der Nation, der von ihren politischen Schicksalen unabhängig ist...“ (24).

      Schiller stellt in seinen „Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen“ aber fest: Der Mensch „kommt zu sich aus dem sinnlichen Schlummer, erkennt sich als Mensch, blickt um sich her und findet sich – in dem Staat“. Er beansprucht für jeden Menschen die Freiheit im Sinne Kants. Schiller bezeichnete sich im Gegensatz zum Realisten Goethe als Idealisten und bezog seine Begeisterung für die Idee der Freiheit aus der Ethik und Ästhetik Kants. Beide wiederum begeisterten sich für Rousseau. Schillers und Goethes Dichtung sowie Kants Philosophie wurden Evangelien der Freiheitsbewegung. Aber der brennende Wunsch nach einer national verbindlichen Einheit in Freiheit war nicht zu leugnen, das Bemühen jedoch vollkommen umsonst. So sahen es die Dichter Goethe und Schiller, als sie 1795/96 zusammen einen Text verfassten: „Zur Nation Euch zu bilden, Ihr hofft es, Deutsche, vergebens. Bildet, Ihr könnt es, dafür freier zu Menschen Euch aus!“ (Xenien). Viele Zeitungen, die diese neuen geistigen Produkte aus Deutschland diskutierten, entstanden in dieser Zeit, und sorgten für die Verbreitung der Ideen von Kant, Goethe und Schiller. Die Deutschen griffen begierig zu: die Auflage lag um 1780 bei 30.000, 1803 waren es schon 50.000 verkaufte Exemplare. Der Buchhändler und Verleger Friedrich Nicolai verlegte zwischen 1765 und 1806 die „Deutsche Allgemeine Bibliothek“, sein erfolgreichstes Projekt unter vielen. Moses Mendelssohn und Nicolais Freund Gotthold Ephraim Lessing publizierten ebenfalls in dem Berliner Verlag. Der Bewunderer von Friedrich II. galt als Oberhaupt der aufklärerischen Bewegung, obwohl er später Goethe, Kant und Rousseau scharf attackierte. Langsam sickerte unter der preußischen Zensur immer stärker der Wunsch nach einer demokratischeren Republik durch. Diese Freiheit wurde jenseits des Atlantischen Ozeans realisiert: Die Unabhängigkeit Amerikas vom europäischen Kontinent, die 1776 mit der „Declaration of Independence“ besiegelt und 1783 in Paris anerkannt wurde.

      Der deutsche Staat: Die Mensch-Maschine

      DER DEUTSCHE STAAT: DIE MENSCH-MASCHINE

      Drei junge Intellektuelle, die 1795 in einer Tübinger Wohngemeinschaft leben, formulieren berauscht von den neuen Ideen der Aufklärung durch Kant und Schiller einen Sprengsatz, in dem sie deutlich machen, dass die Wirklichkeit in keinster Weise mehr den Ideen der Zeit entspricht. Diese Wirklichkeit ist der bestehende Staat, in dem sich die Freiheit nicht entfalten kann. Ihm setzen sie die neuen Ideale der Schönheit und eine neue Mythologie, die „Mythologie der Vernunft“ entgegen. Aus einer Mischung zwischen Religion und Ästhetik soll sie der „Menschheit“ endlich Seelenheil verschaffen. Es handelt sich um die beiden Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sowie den Dichter Friedrich Hölderlin.

      Diese drei späteren Vertreter des „deutschen Idealismus“ stimmen, wie alle anderen Vertreter dieser Richtung nach Kant, darin überein, den Menschen nicht lediglich als ein durch mechanische Ursachen oder durch sinnliche Anreize bestimmtes Naturwesen, sondern als geistiges Wesen zu betrachten, das sich über die Einschränkungen der Natur erheben und aus sich heraus eine geistige Welt erzeugen kann, in dem die Werte des Wahren, Guten und Schönen Gestalt annehmen können; dass sich jeder Mensch von den Fesseln der Notwendigkeiten befreien und Aufgaben lösen kann, die ihn über sich hinausführen – darin liegt seine Freiheit. Der Mensch macht sich zu dem, was er sein kann, und er ist nichts anderes als das, was er ständig aus sich hervorbringt. Er ist ständige Bewegung, Tätigkeit, Leben, und darin frei. Diese Freiheit hat nichts mit Willkür oder Beliebigkeit zu tun, sondern mit Aufmerksamkeit, Hingabe und Verantwortung. Dies ist nach den deutschen Idealisten die wahre Bestimmung des Menschen, die zum ersten Mal bei Kant deutlich geworden ist, als er den Menschen als selbst denkendes Wesen erkannt hatte. Aber gerade auf dem Gebiet des Rechts und im politischen Leben treffen Freiheit und Zwang, Macht und Ohnmacht in Deutschland hart aufeinander.

      Ihr „Systemprogramm“, eine Art Flugblatt der Aufklärung, will den hinderlichen deutschen Staat gleich abschaffen: „Nur was Gegenstand der Freiheit ist, heißt Idee. Wir müssen also auch über den Staat hinaus! – Denn jeder Staat muss freie Menschen als mechanisches Räderwerk behandeln; und das soll er nicht; also soll er aufhören (...)“. Die Autoren wollen den Staat ganz abschaffen, weil es in ihrer Vorstellung gar keinen anderen Staat geben kann als den Maschinenstaat, vor denen sich jeder, der die Freiheit liebt, in Schutz bringen muss. Die Aufklärung bringt ihre ersten Früchte. Vorbei war es mit der einfachen Handhabung, jeden Menschen einer Rolle in einem Staat unterzuordnen. Aber ein „Reich der Freiheit“ war auch nicht unbedingt sofort auszumachen. Die Polarität Staat-Mensch blieb in der deutschen Realpolitik bestehen. Wie anders klingt da zum Beispiel die Amerikanische Verfassung nach der Vorlage der „Federalist Papers“, allein das erste Wort: „We, the American people...“. Den Mitgliedern der neuen amerikanischen Gemeinschaft wird die Verfolgung des persönlichen Glücks („the pursuit of their own happiness“) auferlegt – und der Staat ist auf nichts als „Meinung“ begründet („that all government rests upon opinion“). Für Deutsche bis heute kaum nachvollziehbare Gedanken. Und undenkbar, so etwas in der deutschen Verfassung wiederzufinden. Dort kämpft man sich bis heute mit der „Würde“ ab.

      Hegels Wende – Das Ende der grossen Freiheit

      HEGELS WENDE – DAS ENDE DER GROSSEN FREIHEIT

      Wenn dieses Systemprogramm der drei Idealisten abgearbeitet ist, „herrscht ewige Einheit unter uns. (...) Dann erst erwartet uns gleiche Ausbildung aller Kräfte, des einzelnen sowohl als aller Individuen. (...) Ein höherer Geist vom Himmel gesandt, muss diese neue Religion unter uns stiften, sie wird das letzte, größte Werk der Menschheit sein.“ 1806 steigt dieses vermeintlich höhere Wesen in Jena zur Begeisterung des Autoren Hegel direkt vor ihm vom Pferd: Napoleon Bonaparte. Er denkt, dass der Mann auf dem Pferd sein höheres Wesen ist, das die Signale von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit vor sich herträgt. Seine Ansprüche, die im Systemprogramm formuliert sind, verwirklicht er nicht. Im Gegenteil: Speziell seine geistige Entwicklung kann man als grandiose Dialektik, als Abkehr dieses Programms in ihr Gegenteil sehen – nämlich dadurch, dass er mit diesen Ideen wiederum Staat macht.

      Hegel selbst aber reitet bald schon – als Berliner Professor im Auftrag des preußischen Fürsten unterwegs – auf seinen Prinzipien der Dialektik herum, die alles erklären können, durch die Institutionen. Der Diplomat und Beamte Wilhelm von Humboldt gründet 1809 die neue Universität Berlin und legt damit den Grundstein für eine neue, liberale Entfaltungsmöglichkeit des am Boden liegenden preußischen Staates durch universelle Bildung und die Schaffung eines „Rechtsstaates“ und eine Wirtschaft. Sein Ziel: Die intellektuelle, politische und wirtschaftliche Führerschaft über Frankreich. Sein Mittel: Die neue, frei gesetzte Energie der Aufklärung in der deutschen Bevölkerung. Sein Vertreter an der Universität: Hegel. Und Hegel

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