Mindful Leadership - die 7 Prinzipien achtsamer Führung. Marc Lesser

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Mindful Leadership - die 7 Prinzipien achtsamer Führung - Marc Lesser

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sieben Prinzipien von Mindful Leadership

      Daniel Golemans revolutionäres Buch Emotionale Intelligenz gab im Jahre 1995 den Anstoß für viele Unternehmen und Manager, sich mit der wichtigen Rolle emotionaler Fähigkeiten und Kompetenzen zu beschäftigen. Golemans Arbeit löste einen Sturm des Interesses an diesem Thema aus, wurde von Unternehmen auf der ganzen Welt schnell übernommen und in der Schulung von Führungskräften angewendet.

      Der Grund ist nicht schwer zu verstehen. Obwohl man emotionale Intelligenz nicht quantifizieren oder messen kann, wissen wir, dass sie lebenswichtig ist, und erkennen sie sofort, wenn wir ihr begegnen. Es gibt fünf zentrale Bereiche oder Kompetenzen, aus denen sich emotionale Intelligenz zusammensetzt, und es herrscht weitgehend (teilweise wissenschaftlich untermauerte) Einigkeit darüber, was es bringt, wenn diese Bereiche kultiviert werden:

      • SELBSTWAHRNEHMUNG: die eigenen innerlichen Befindlichkeiten, Präferenzen, Ressourcen und Intuitionen kennen.

      • SELBSTMANAGEMENT: Zwänge in Entscheidungen verwandeln; mit Impulsen, Ressourcen und Intuitionen umgehen.

      • MOTIVATION: wissen, was einem wichtig ist, sich an den eigenen Werten orientieren und wissen, wenn man nicht im Einklang mit den eigenen Werten steht; Widerstandskraft (Resilienz) kultivieren.

      • EMPATHIE: sich der Gefühle von anderen bewusst sein; Kultivieren von gegenseitiger Verbundenheit und Vertrauen.

      • SOZIALE KOMPETENZEN: kommunikative Fähigkeiten kultivieren, vor allem Zuhören, geschicktes Umgehen mit Konflikten und mitfühlende Führung.

      Hört sich alles hervorragend an. Wir haben das attraktive Porträt einer idealen Führungskraft vor uns. Viele prophezeiten damals, die Schulung in emotionaler Intelligenz werde die Arbeitswelt revolutionieren, weil sie genau die Art von positiver Unternehmenskultur schaffen werde, die wir laut Peter Drucker und anderen Experten und Expertinnen brauchen. Interessant ist nur: Obwohl sich Schulungsprogramme zu emotionaler Intelligenz in den USA und weltweit enorm verbreiteten, ist diese Revolution nie gekommen! Die Rolle von Führungskräften, das Arbeitsumfeld, die Mitarbeiterzufriedenheit: Sie erlebten keine Transformation.

      Zehn Jahre nach dem Erscheinen von Emotionale Intelligenz brachte Goleman ein Nachfolgewerk heraus: Working with Emotional Intelligence (»Mit emotionaler Intelligenz arbeiten«). Im Kapitel »Der Milliarden-Dollar-Irrtum« beschreibt er, was schiefgegangen war. Die Firmen hatten nämlich versucht, ihre Führungskräfte in emotionaler Intelligenz so auszubilden, als sei sie ein Fach wie jedes andere, also primär durch Vorträge und Lektüre. Sie vermittelten die Grundbegriffe, aber nur in sehr wenigen der Seminare wurden diese Grundbegriffe konkret geübt und vorgelebt. Die Schulungsprogramme zu emotionaler Intelligenz erklärten sehr viel und taten sehr wenig. Die Menschen übten die grundlegenden Kernkompetenzen gar nicht, die sie hätten lernen müssen, um ihre emotionale Intelligenz tatsächlich zu steuern – zum Beispiel, wie man die Aufmerksamkeit fokussiert; wie man untersucht, wie jede und jeder Einzelne Realität konstruiert; wie man Selbstlosigkeit und Mitgefühl aktiv praktiziert. All diese Dinge sind fundamentale Bestandteile der Achtsamkeitspraxis, aber sie wurden zur damaligen Zeit nicht in die Trainingsprogramme zu emotionaler Intelligenz einbezogen. Und deshalb, ohne die Praxiskomponente, stellte sich die prognostizierte Revolution als Fehlschlag heraus.

       Die Kraft des praktischen Übens

      Mir hat immer der alberne Witz gefallen, in dem ein Tourist in New York einen Einheimischen fragt: »Wie komme ich in die Carnegie Hall?« Ohne zu zögern antwortet der Einheimische: »Üben, üben, üben!«

      Wenn Menschen mich fragen: »Wie kann ich die Kluft zwischen dem, wo ich jetzt stehe, und dem, wo ich hinwill, überbrücken?«, dann bin ich oft versucht, dieselbe Antwort zu geben: »Üben!« Es ist nur ein Witz, aber es stimmt.

      Die Wörter »üben« und »Praxis« haben je nach Kontext verschiedene Bedeutungen. Wie der Witz uns sagen will, kann man nirgendwo Erfolg haben, wenn man nicht übt oder die Fähigkeiten, die man braucht, erlernt, indem man sie immer und immer wieder erprobt. Ob es Klavierspielen ist oder Tennis, ob man eine Aufführung vorbereitet oder einen Bericht schreibt – man wird nur durch Wiederholen besser. Durch Tun. In diesem Sinne ist praktisches Üben eine intentionale Aktivität, die darauf abzielt, Lernprozesse, Fähigkeiten und Kompetenzen zu steigern. Im medizinischen oder juristischen Bereich bekommen die, die genug praktisch üben, das Recht, ihre eigene Praxis zu führen, womit ihr Beruf gemeint ist. In diesem Sinne stellt Ihre »Praxis« Ihr Geschäft oder Ihre professionelle Rolle dar (und diese zu meistern, kann lebenslanges Lernen und Arbeiten beinhalten).

      In den Jahren, in denen ich im San Francisco Zen Center lebte (und praktizierte), bezeichnete das Wort »Praxis« eine Lebensweise – es bezeichnete die Übung der Meditation genauso, wie es für die eigenen tiefsten und ursprünglichsten Intentionen stand. Das Bestreben war, Meditation und Achtsamkeitspraxis sowie Beziehungen, Arbeit und alltägliche Aktivitäten zusammenzubringen und zu integrieren. In diesem Sinne war die »Praxis« unsere Lebensperspektive. Unsere Praxis strebte danach, all unser Handeln, unsere Werte und unsere Ziele integrativ in Einklang zu bringen.

      Ich habe mich entschlossen, die sieben Kompetenzen in diesem Buch »Prinzipien« zu nennen. Eigentlich könnten sie auch »Übungen« oder »Formen der Praxis« heißen. Denn sie sind dazu da, geübt zu werden, damit Fähigkeiten aufgebaut werden und Integration gefördert wird. Und sie beschreiben eine Einstellung, eine Lebensart, sie sind Ausdruck unserer tiefsten Absicht. Durch Übungspraxis in jedem dieser sieben Bereiche können wir Frust in Potenzial umwandeln.

      »Übungen« sind Werte und Intentionen, die sich im Handeln ausdrücken. Übungen sind wie Gewohnheiten, weil sie mit der Zeit ein Muskelgedächtnis aufbauen. Aber sie sind mehr als gute Gewohnheiten. Sie sind Ausdruck unserer Absicht, das Leben in Richtung unserer höchsten Bestrebungen zu transformieren, unser volles Potenzial zu realisieren und anderen zu helfen.

       Die sieben Prinzipien: Achtsamkeit in Aktion

      Achtsamkeit kann auf vielfältige Weise beschrieben werden (was auch geschehen ist). Für den Zweck, achtsame Führungskräfte auszubilden, habe ich jedoch sieben Achtsamkeitsprinzipien herausdestilliert:

      • Die Arbeit lieben

      • Die Arbeit tun

      • Kein Experte sein wollen

      • Den eigenen Schmerz berühren

      • Den Schmerz der anderen berühren

      • Sich auf andere verlassen

      • Immer weiter vereinfachen

      Das sind jetzt nicht gerade die typischen Achtsamkeitsanweisungen. Aber für mich ist Achtsamkeit so viel tiefer und umfassender – so viel tiefgründiger, chaotischer und mysteriöser –, als es normalerweise dargestellt wird. Für mich liegt der entscheidende Punkt bei der Achtsamkeit nicht darin, Meditation gut zu können oder bestimmte Begriffe zu verstehen, oder dadurch, dass man die geschäftige Welt ausschließt, inneren Frieden zu erzeugen. Der Sinn der Achtsamkeitspraxis ist vielmehr, ein lebendigeres, empfänglicheres, tatkräftigeres und warmherzigeres Lebensgefühl zu kultivieren: in der Welt, die bereits existiert, in dem Leben, das Sie bereits leben.

      Der Grund, weshalb Achtsamkeit ein bisschen schwer zu erklären und zu verstehen ist, liegt darin, dass gewisse Paradoxien dazugehören. So sagte zum Beispiel der berühmte Zen-Lehrer Shunryu Suzuki einmal: »So wie ihr seid, seid ihr perfekt, und trotzdem könntet ihr ein paar Verbesserungen gebrauchen.« Das ist so ähnlich wie

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