Heilsame Reden und Lehren. Gregor der Erleuchter
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Der Inhalt der Reden ist theils dogmatischer, theils moralischascetischer Art. Besonders erörtert Gregorius das Geheimniß der Trinität in Uebereinstimmung mit den griechischen Kirchenvätern jener Zeit. Namentlich ausgesprochen und betont ist die Lehre vom Dasein Gottes, von dem Wesen und Sein Gottes, von den Eigenschaften desselben, von dem Verhältniß der drei göttlichen Personen nach Innen und nach Außen (Schöpfung, Erlösung, Heiligung). Gegenüber dem heidnischen Fatalism wird die Erschaffung der Welt und der Geschöpfe, sowie die Vorsehung Gottes für seine Geschöpfe durch alle Reden hindurch wiederkehrend hervorgehoben; ebenso wird die Nichtigkeit des Pantheismus gezeigt. Die Lehre von den Sakramenten findet sich deutlich ausgesprochen, besonders die Lehre von der Nothwendigkeit des Sündenbekenntnisses (Beichte) zur Erlangung der Sündenverzeihung, vom Empfange des heiligen Altarssakramentes, von der Salbung der Kranken u. s. w. Gregorius redet auch von der künftigen Auferstehung, von der Belohnung und Strafe, von der Fürbitte der Heiligen, von den Wundern durch die Reliquien der Heiligen, kurz von allen wichtigen Lehren des katholischen Glaubens.
5.
Den Grund jeglicher Tugend bilden Glaube, Hoffnung, Liebe. Der Glaube, gestützt auf Christus, auf die Schrift und die Tradition, in Verbindung mit den guten Werken, bewirkt die Seligkeit, die christliche Hoffnung ist das Unterpfand und die Liebe die Krone derselben. Die Güte und Wohlthätigkeit Gottes gegen seine Geschöpfe soll diese zum Guten antreiben. Die Tugend erwirbt die Seligkeit, das Laster die Verdammniß. Das Böse in der Welt ist Ursache der Strafen Gottes; Gott hat alle Geschöpfe gut erschaffen, zum Nutzen der Menschen; aber das Böse verkehrt das Gute in Schlechtes. Die Bestimmung der körperlichen Sinne findet sich in herrlicher Auffassung dargestellt. Die Märtyrer und überhaupt die Heiligen sind durch ihren Muth ein Beispiel der Tugend. Vor Gott hat nur die wahre Weisheit einen Werth, nicht die falsche menschliche, sondern die untrügliche göttliche Wissenschaft. Wichtig für die Liturgie ist die Erwähnung des Gedächtnisses der Verstorbenen beim heiligen Opfer.
Die Uebersetzung ist nach der Mechitaristenausgabe vom Jahre 1838 geliefert. Der Text ist ganz sicher an vielen Stellen corrupt und defect; darum war es auch nicht immer möglich, das Armenische an manchen Stellen genau wörtlich wiederzugeben. In der kurzen Vorrede, welche die Mechitaristen dem Buche vorausgeschickt haben, berichten sie, daß ihre Ausgabe nach einem im Jahre 1122 geschriebenen Codex gefertigt worden ist, welcher von einem in der armenischen Stadt Sis aufbewahrten Codex aus dem Jahre 378 copirt war; auch lag ihnen ein anderes aus dem Jahre 1074 stammendes Manuscript vor. Zur Zeit, als diese Reden geschrieben wurden, hatte das Armenische noch nicht die eigenen Schriftzeichen, sondern man bediente sich der persischen, syrischen oder griechischen Buchstaben.12
Indem ich diese Reden in’s Deutsche übertragen der Oeffentlichkeit übergebe, bin ich hiebei von dem Streben ausgegangen, die noch unbekannten Schätze der armenischen Literatur an’s Licht zu ziehen und dem deutschen Volke, Laien wie Geistlichen, zugänglich zu machen.
Kunzing, den 2. Juni 1872. Joh. Michael Schmid, Cooperator und k. Lokalschulinspektor.
Fußnoten
1. Des Moses von Chorene Geschichte Großarmeniens. Aus dem Armenischen übersetzt von Dr. M. Lauer. Regensburg. Manz. 1869.
2. Bekehrung Armeniens durch den heiligen Gregor Illuminator. Nach nationalhistorischen Quellen bearbeitet. Wien 1844.
3. Agathangelus, ein Römer von Geburt, war Sekretär des armenischen Königs Tiridates des Großen (286-342), somit Augenzeuge. Sein Geschichtswerk, in welchem er die Bekehrung des Königs Tiridates zum Christenthum, sowie das Leben des heiligen Gregorius erzählt, ist von den Mechitaristen in St. Lazzaro bei Venedig im Jahre 1835 in armenischer Sprache erschienen.
4. St. Chrysostomi opera XÄ 823. Übersetzt von Villefroi. Paris 1735.
5. Dan 4, 22. 29.
6. Cod. arm. VI. Monac. in der kgl. Staatsbibliothek zu München enthält außer den in’s Armenische übersetzten Liturgieen des heiligen Athanasius, Chrysostomus, Vasilius und der Liturgie der Lateiner auch die des heiligen Gregorins Lusavoritsch mit einem Bildnisse desselben.
7. Versuch einer Geschichte der armenischen Literatur. Nach den Werken der Mechitaristen frei bearbeitet von C. F. Neumann. Leipzig. J. A. Barth. 1836. S. 13 sq.
8. l.c. pag. 16 und 20.
9. Schon der ägyptische Einsiedler Antonius rief in Verbindung mit Paulus von Theben die einzelnen zerstreut lebenden Anachoreten zu einem gemeinschaftlichen Leben zusammen. Basilius der Große war der größte Beförderer des Mönchslebens im Oriente und schrieb selbst eine Mönchsregel, welche noch heute im Oriente in Geltung ist.
10. 1Kor 4,15.
11. Heilige Reden des Johannes Mandakuni. Aus dem Armenischen übersetzt von Joh. Mich. Schmid. Regensburg. Manz. 1871.
12. Neumann, l.c. pag. 12.
I. Von der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
1.
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Eine ist die Natur und Wesenheit der allerheiligsten Dreifaltigkeit, und von ihr selbst ist ihre Persönlichkeit, nicht von einem anderen Wesen. Der Vater hat den Ursprung des anfangslosen Sohnes und Geistes. Er ist ungezeugte Substanz und anfangsloses Sein, unbegrenzte Ewigkeit und unveränderliche Wahrheit, Leben und belebend alles Lebende. Vater ist er des Sohnes und der Ausfluß des Geistes; Gott ist er und Schöpfer der sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe. Ursprung wird er genannt durch die Zeugung des Sohnes, und der Ausfluß des heiligen Geistes. Er selbst aber ungezeugt hat gezeugt das anfangslose Wesen; er hat gezeugt die unveränderliche Wahrheit für den Ewigen, Unendlichen; der Lebengeber hat gezeugt das Leben für das Leben der Belebenden; er hat gezeugt das lebendige Licht für das Licht der Lebendigen; für das Gute hat er den Gutthäter gezeugt; der Schöpfer hat gezeugt den Schöpfer aller Geschöpfe, der sichtbaren und unsichtbaren. Er ist der Schöpfer der himmlischen und irdischen Kräfte, der Erde und der Geschöpfe auf ihr. Er ist voll und vollendet und erfüllt Alles in Allem; er selbst ist nicht mangelhaft; er wird nicht erneuert und altert nicht, er wird nicht erfüllt und nimmt nicht ab, er bleibt immer derselbe in seiner Fülle und Unermeßlichkeit. Von keiner Seite ist ein Zusatz oder Zuwachs zu der unendlichen, unerreichbaren, unbegrenzten und ganz vollkommenen Natur. Dieses erfaßt der Verstand nicht; es ist selbst den Engeln nicht verständlich, obwohl sie schneller sind als der Verstand der Menschen; aber wo der Wille des Schöpfers winkt, dort thun sie Dienste im Himmel und auf Erden. Denn gleichwie gefestigt stehen der Himmel und all seine Zier durch das Wort Gottes und alle Kräfte durch den Geist, ebenso auch die Erde mit den Bergen und Ebenen, mit den Meeren und Flüssen und Quellen und mit den dicht belaubten Bäumen.
2.
Und kein Anderer ist der Schöpfer, sondern allein die heilige Dreifaltigkeit, die allmächtige Herrlichkeit, die reine und einfache, allmächtige