Gefährliche Geschäfte. Adi Waser

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Gefährliche Geschäfte - Adi Waser

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eine Expedition durchzuführen, hatte eine Vorhut bereits während Jahren Wissen und Funktionalität des Planeten Erde ergründet und zusammengetragen. Bei den irdischen Teilnehmern wurde bei gewissen Personen im Vorfeld bereits eine mentale Stimulanz eingeleitet. Somit hatte die Mission im eigentlichen Sinne schon längst begonnen.

      7

      Schwarze Löcher für Raumfahrten zu nutzen ist eine hocheffiziente, wenngleich risikoreichste Methode, um Wege abzukürzen. Einer der Schwachpunkte ist, dass die Reiseroute nur rudimentär berechnet werden kann. Schon mancher Raumfahrer hat nie mehr zurückgefunden, und man weiss bis heute nicht, ob er vom Loch geschluckt, oder in eine Zeitdimension hinein geschleudert wurde, wo er die Orientierung verlor und nie mehr herausfand.

      Eine andere Möglichkeit ist die Nutzung sogenannter „Wurmlöcher“, welche auch bekannt sind als „Krümmung des Raums“, also direkte Verbindungen zwischen zwei Punkten.

      Konventionell sind Reisen mit Lichtgeschwindigkeit, wird aber höchstens zwischen Planeten angewandt, da dies trotzdem noch viel Zeit benötigen kann. Die Zielgenauigkeit kann aber verlässlich vorausberechnet werden, und wird nicht von den bekannten Belastungen der wechselnden Gravitationsfelder irritiert.

      Bei einer Reise vom Andromeda-Nebel bis ins Milchstrassensystem bleibt nur die Alternative des Schwarzen Lochs mit all den unberechenbaren Gefahren. Es können psychische Schäden bei Lebewesen auftreten, physische Schäden an Raumschiffen entstehen oder, noch schlimmer, es kann elektronische Totalausfälle geben, um nur einige zu nennen.

      Die Reise mit dem Mutterschiff ging ruhig vonstatten. Als das Mutterschiff sich besagtem Schwarzen Loch näherte, spürte man die steigende Anspannung der Techniker und Ingenieure. Die tägliche Routine war dahin, was jetzt kam, war die totale Herausforderung an Mensch und Technik. Eine eigenartige elektrische Spannung war fast mit den Händen greifbar. Alle fürchten die schier unerträglichen psychischen und physischen Schmerzen vor der Entmaterialisierung.

      Tische und Stehpulte waren jetzt mit der operativen Mannschaft besetzt, ja es herrschte ein regelrechtes Gedränge. Auf der Kanzel mitten im Raum, die einen Rundumblick auf alle Mitarbeitenden erlaubte, standen der Kommandant und hohe Offiziere vor ihren farbigen Plasmawänden. Sie traten physisch direkt in Hologramme ein, um so mit anspruchsvollen Berechnungen und Lösungsvorschlägen die Vorgänge laufend verstehen zu lernen. Gleichzeitig übermittelten sie telepathische Anweisungen an ihre Untergebenen an den Pulten und Tischen, die wiederum ihre Geräte damit fütterten.

      Unzählige bunte Lämpchen glühten auf den Monitoren, blinkten oder wechselten je nach Status die Farbe. Mit spitzen Fingern tippte jeder Logarithmen, Positionen oder Szenarien direkt auf den Bildschirm ein. Trotz geschäftigem Hin und Her war kaum ein Geräusch im Raum zu vernehmen.

      Ein grosses, orangefarbenes Drehlicht an der mausgrauen Metalldecke leuchtete urplötzlich auf. Bewegliche Gegenstände wurden augenblicklich im Boden oder auf den Tischen verankert, Bildschirme, Tabellen und weiteres Material fügten sich wie mit Zauberhand in vorher verborgene Öffnungen ein. Alle nahmen auf gepolsterten Schalensitzen Platz. Die Rückenlehne wurde in die Vertikale eingeklickt, Fussgelenke und Stirn umfasste jetzt ein Mehrfach-Sicherheitsgurt, sodass der ganze Körper streng fixiert war. Es würde ruppig werden, das wusste jeder. Aber wie ruppig? Bewegungsfreiheit hatten jetzt einzig noch die Arme. Nach letzter Selbstkontrolle wurden diese in eine Art Vakuumröhre gesteckt, damit jedes Verletzungsrisiko vermieden wurde.

      Seltsam eigentlich, dass ein Schwarzes Loch, aus genügend weiter Distanz betrachtet, nichts weiter als eine schwarze trost- und lichtlose Fläche, oder richtigerweise eine Tiefe im All darstellt, ein Nichts im Nichts. Trotzdem ist das Nichts Antimaterie mit einem gigantischen, magnetischen und absolut tödlichen Kern. Dieses Nichts ändert sich aber schlagartig, wenn man nahe genug an den Ort des Geschehens ist.

      Durch die Panoramascheiben des Schiffs wurde jetzt langsam ein flacher, grauweisser und feiner Spiralnebel ungeheuren Ausmasses sichtbar. Zuoberst am Kelchrand hatte dieser alleine schon einen Durchmesser von vielen Lichtjahren. Dieses gefrässige Ungeheuer war ein rotierendes, sicher Millionen von Sonnenmassen schweres Loch mit enormer elektrischer Ladung, in das man bald hineinstürzen und sich dematerialisieren würde. In feinen Wirbeln war weit unten im Trichter sogar eine gleissendhelle, berstende Sonne zu erkennen, die einfach mitsamt ihrem Licht eingesaugt wurde. Etwas höher blaurötliche Gasnebel, die in langsamer Eigenrotation ihre Bahnen in die tödliche Spirale hinab zogen.

      Anhand feiner Erschütterungen war allmählich spürbar, dass das Schiff ohne eigenes Dazutun schneller wurde. Der künstliche Horizont an den Apparaturen begann sich zu drehen, was mit der langsamen Rotation am Kelchrand des Lochs übereinstimmte. Die feinen Erschütterungen machten sich stärker bemerkbar.

      Das Tempo des Schiffs nahm spürbar zu, und im gleichen Masse auch die Kraft der Erschütterungen. Die Rotation um die eigene Achse fühlte sich an wie ein Karussell mit steigender Drehzahl. Blickte man nach unten, schob sich jetzt ein gigantischer, ebenfalls um die Längsachse drehender und aufgestülpter Trichter ins Blickfeld. Am Boden, in unbestimmbarer Tiefe bereits gut sichtbar das alles verschlingende, tödliche Auge.

      Gigantisch, unvorstellbar und faszinierend ist ein Anblick solch infernaler Kraft! Ganze Milchstrassen mit ihren Tausenden von Sonnen, Monden und Planeten kippen in ein solches System, werden geschluckt und nie wieder ausgespien - von einem Spielzeug wie diesem Mutterschiff erst gar nicht zu reden.

      Das Tempo wurde horrend. Die Erschütterungen gingen wellenartig durchs Schiff, es schepperte und grollte wie bei einem Erdbeben. Die Körper der Raumfahrer wurden so brutal durchgeschüttelt, dass man um deren Leben fürchten musste.

      Jetzt brach das Lichtspektrum der Farben. Farbschattierungen schienen verschmiert, Schwarz-, Violett- und Blautöne wurden zusehends hellblau und grünlich, dann fielen sie ins orange-, gelb-, und letztendlich ins Rotspektrum, bevor sie dann in grau-weissliche Töne zerfielen und sich völlig auflösten. Das Loch fordert alles Licht und Farbe für sich, setzt alle bekannten physikalischen Gesetze ausser Kraft.

      Sogar die Luft drohte zu bersten. Sie wurde von Atemzug zu Atemzug dick und dicker, und mutierte wie Licht und Farben zu einem schmierig grauen Etwas. In den Ohren brauste und sauste es den armen Raumfahrern wie beim ärgsten Orkan. Jeder Atemzug wurde zum brutalen Ringkampf mit entfesselten Gewalten.

      Als Passagier nimmt man all diese Phänomene nur noch traumartig und unbeteiligt wahr. So, als ob man gar nicht mit von der Partie wäre. Wie in einer Disco mit Stroboskop, in dessen Licht sich Tanzende ekstatisch und ruckartig bewegen; irgendwie irreal und entrückt.

      Raumschiffe sind dem gigantischen Gravitationsfeld des Lochs mit seinen enormem Drücken und Verdrehungen entlang der Längsachse schutzlos ausgeliefert. Protonen- und Neutronenteilchen der Atomkerne beginnen die Bahn und ihre spezifische Ladung umzukehren.

      Das eigene Gravitationsfeld des Mutterschiffes muss bis zu einer gewissen Gradstärke hinaufgefahren werden, um druckstabil gegen aussen zu bleiben. Dann kam der exakt errechnete Zeitpunkt, wo die eigene elektrische Ladung der Atomkerne umgekehrt werden musste, um dem immer höher werdenden Aussendruck die Angriffsfläche zu nehmen. Da auch Bordelektronik bei Umkehr der Ladung atomarer Struktur naturgemäss ausfällt, werden Manöver ab einem gewissen Zeitpunkt manuell von mehreren Offizieren gleichzeitig ausgeführt. Es liegt in der Natur der Sache, dass der eine oder andere dabei ohnmächtig wird. Eine Fahrt durch ein Schwarzes Loch ist stets eine Zerreissprobe auf Messers Schneide für Crew und Schiff. Man überlässt es jetzt alleine der Höheren Macht, ob man dies überlebt oder nicht.

      Ab hier wird die Mannschaft zum reinen Betrachter degradiert, die dem Geschehen nur noch hilflos zuschauen kann, unfähig, eigene Gedanken zu produzieren.

      Rote

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