Gefährliche Geschäfte. Adi Waser

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Gefährliche Geschäfte - Adi Waser

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unruhiger. Nach einem tiefen Durchschnaufer meinte er unvermittelt:

      „Ja dann mach ich mich mal auf den Weg!“

      Tanja schaute ihn verwundert an:

      „Aber Carl, ist es nicht noch arg früh?“

      Dieser aber ging nicht auf den Einwand ein. Mit einem Dankeskuss verabschiedete er sich, entschuldigte sich zum wiederholten Male und gab vor, heute einfach nicht auf der Höhe zu sein:

      „Ich werde so um zwei zu hause sein, suche mich aber bitte ja nicht übers Handy!“

      12

      Carl fuhr aufgewühlt und ziellos durch die nähere Umgebung, und suchte sich einen diskreten Platz, wo er ungestört seinem Gedankenchaos nachhängen konnte. Von Minute zu Minute ergriff die innere Unruhe von ihm mehr und mehr Besitz. Seine zittrigen Hände wurden zusehends schweissnass. Die Zeit trödelte endlos. Von der benachbarten Turmuhr schlug es behäbig elf, dann endlich zwölf.

      Carl hielt sich krampfhaft zurück, um dann um halb eins endlich an den vereinbarten Platz zu fahren. Der Wald schien jegliches Licht zu schlucken. Es war still geworden, sogar der leichte Nachtwind war eingeschlafen. Nur die Grillen zirpten ihr eintöniges Lied der Paarung. Carl parkte erstmal in einer kleinen Strassenausbuchtung.

      „Da! War da was?“ Carls Nerven flatterten. Ein weisses Licht funkelte durch den Wald, züngelte mal in diese, mal in jene Richtung. Schweiss trat auf seine Stirn. Mit aufheulendem Motor bog ein Cabriolet mit winkenden und kreischenden Partygängern um die Ecke. Der grollende Bass der Hightechanlage machte bumbumbumbum. Sekunden später schluckte der Wald Licht und Bass. Vorbei der Spuk. Kühle senkte sich herab.

      Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch immer zehn Minuten zu früh war. Schon beim blossen Gedanken an das Kommende wurden seine Hände feuchter und so klamm wie bei einem Primaner, der sein erstes Date mit der Dame seines Herzens hat. Er fuhr jetzt noch ein Stückchen weiter bis zur vereinbarten Stelle und parkte. Die offenen Fenster brachten wenigstens etwas Kühlung auf die schweissglänzende Stirn.

      „Tock, tock, tock!“, klopfte es urplötzlich aufs Autodach. Jedenfalls glaubte Carl, dies so zu hören, und krampfte sich instinktiv zusammen. Mit eingezogenem Kopf äugte er wie ein verängstigtes Reh hektisch nach allen Seiten. Er konnte niemanden sehen, auch nicht im Rückspiegel. Zögerlich öffnete er die Tür und zog den Schlüssel ab.

      Mit einem heftigen Ruck stand er dann endgültig mit beiden Beinen auf der Strasse. Und wäre beinahe einem Schreikrampf verfallen: Da, links vor ihm, fünf sechs Meter im Gebüsch, schwebten drei Kreaturen mit unbewegtem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen vor der Brust.

       Haben die schon lange auf mich gewartet? Mich womöglich im Wagen beobachtet? Allenfalls gelächelt ob meiner Nervosität und Angst?

      Carl stand da mit geweiteten Augen und zur Salzsäule erstarrt. Da löste sich eins der Wesen langsam aus der Gruppe und schwebte bis auf zwei Meter an ihn heran.

      Carl konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Seine Hirnwindungen begannen nun ohne sein zutun zu arbeiten: Alte, längst vergessen geglaubte Erinnerungen nahmen Gestalt an, und drehten sich vor seinem inneren Auge wie ein dreidimensionales PC-Programm. Erfahrungen wurden wie schwere Steine aus klebrigem Matsch ausgegraben. Und ein Gefühl war dies! Wie wenn ausverkaufswütige Hausfrauen ein kunterbuntes Angebot mit gierigen Händen nach fehlerhaften Stellen abtasten würden.

      Offenbar hatte die Kreatur jetzt gefunden, wonach sie suchte, und das Gehirn fiel wie ein nasser Lappen in die Hirnschale zurück. In Carl stiegen jetzt zwingende Gefühle auf, irgendwohin gehen zu müssen. Richtig kombiniert. Auch zwei der Kreaturen schwebten zügig Richtung naher Waldlichtung. Die Dritte, vielleicht als Nachhut gedacht, liess Carl gleichzeitig merken, dass eine plötzliche Flucht im Keine erstickt würde.

      Die Waldlichtung war mit niederen Gehölz und allerlei Dornenzeug bewachsen, das sich im Dunkel nicht näher erkennen liess. Geschätzte hundert Meter mass der fast kreisrunde Platz. Der klare Sternenhimmel schien heute geheimnisvoll kalt und abweisend beleuchtet. Ihm war, als sei die Temperatur um zehn Grad gefallen. In diesem Moment zog ein Meteoritenschwarm seine Bahn durchs Firmament: Ein wahres Schauspiel dieser Sommernacht. Carl hätte einen Wunsch frei gehabt, aber heute stand ihm nicht der Sinn danach.

      Eine innere Stimme gebot ihm, dass er anhalten solle. Die drei Grausigen gruppierten sich jetzt eng um ihn. Carl hätte ihnen um nichts in der Welt in diese Augen sehen können, und richtete deshalb seinen Blick starr zu Boden. Kalte Schauerwellen schossen über seinen Rücken, und stellten auch die feinsten Härchen zu Berge. Ein unangenehmes Kribbeln bemächtigte sich jetzt des ganzen Körpers, ähnlich einem Ameisenlaufen. Auch machte sich ein unangenehmer Druck im Innenohr bemerkbar und liess ihn leer schlucken. Vor seinen Augen drehten sich langsam rote Feuerräder, die immer schneller wirbelten. Die Umgebung geriet zur trüben und wankenden Angelegenheit. Ihm wurde speiübel, und er lief Gefahr, ohnmächtig zu werden.

      Ein Gefühl wie ein Kurzsichtiger mit Brillengläsern aus Flaschenböden, ging es ihm noch durch den Kopf, dann ward nur noch Dunkelheit. Das Nächste, an was er sich erinnerte, war ein kubischer Raum ohne sichtbare Öffnungen. In der Mitte stand eine Art Salontisch mit vier ergonomisch futuristischen Sesseln. Der Raum war in kaltes, blauweisses Licht getaucht. Die direkte Lichtquelle konnte er dennoch nicht ausmachen. Es war einfach hell im fensterlosen Raum. Der Fussboden fühlte sich an wie ein Industrieboden aus anthrazitfarbigem Kunststoff. Die Wände in hellem, metallfarbigen Grau gehalten und die Decke in Weiss. Alles machte einen zweckmässigen, aber schmucklosen und kalten Eindruck.

      Carl bemerkte im Augenwinkel zwei dieser Kreaturen. Die hatten kurz zuvor mit Bestimmtheit noch nicht hiergestanden, dessen war er sich sicher. Er unterdrückte aufsteigende Panik, und atmete rhythmisch tief ein und aus. Diese Ungeheuer, oder was immer sie waren, schwebten in stoischer Ruhe zu den Sesseln und setzten sich. Carl beschlich das Gefühl, dass sie nicht den geringsten Druck auf die Sesselpolster ausübten:

       Sind diese schwerelos? So, als ob sie sich weltlicher Physik nicht beugen müssten?

      Carl gab seinem Drängen im Kopf wieder nach, und setzte sich umständlich auf die äusserste Kante des Sessels. Die Wesen schauten ihm jetzt lange Zeit ernst und unbeweglich in die Augen.

      Die saugen mich tatsächlich in sich hinein. Herrje, wie mit Röntgenaugen sezieren sie mich. Und lesen zusätzlich meine innersten Geheimnisse? dachte er mehr verwundert als erschreckt. Übergangslos wurde er von Unbehagen befallen.

       Wenn ich mich nicht irrte, sollte ich jetzt sprechen. Aber was wollen sie hören?

      Carl hatte einen so staubtrockenen Hals, dass er sich zuerst ganz vorsichtig räuspern musste, um festzustellen, ob er überhaupt sprechen konnte. Auf dem Tisch bildete sich nach einem kurzen Flimmern ein Glas aus dem Nichts. Darin war offensichtlich Wasser.

      Als ob man nur daran denken müsse, und schon ist es Realität? ging ihm durch den Sinn. Wahnsinnsvorstellung. Dankbar nahm er einen Schluck. Wasser war ihm übrigens noch nie so köstlich und würzig vorgekommen wie heute.

      „Ja was wollt ihr denn von mir hören? Wo bin ich hier, und was habt ihr mit mir vor?“ versuchte er mit fester Stimme zu sprechen, und schaute verwirrt von einem zu andern. Zu seiner Verblüffung entgegnete das Wesen ihm gegenüber in gut verständlicher Erdensprache, und ohne den geringsten Akzent einer Roboterstimme:

      „Willkommen in unserer Welt, die anders ist als die eure. Wir möchten ein Geschäft mit euch Erdlingen

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