Die Wenderin. Sonja Raab

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Die Wenderin - Sonja Raab

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       um es nicht zu zerstören.

       lichtwesen.

       so feinstofflich.

       wie ein schmetterling.

       meine gefühle sind so unbeschreiblich,

       seit ich dich gesehen habe.

       ich glaube, waldelfe,

       wir kennen uns schon sehr, sehr lange.

       damals gab es noch einhörner und zwerge,

       gnome, trolle und feen.

       ich kann mich ein wenig erinnern.

       fetzen wie aus einem vergessenen märchen.

       nebel und krähen-gekrächze, kälte und eiszauber.

       und du, waldelfe.

       zerbrechlich und mit langem elfenhaar.

       so weit weg, so lange verschollen, und nun wieder so nahe.

       als ob du noch etwas zu sagen hättest,

       und nochmal zurückgekommen wärst.

       ich höre, waldelfe!!

       erzähl mir von dir

       vielleicht muss ich etwas lernen.

       schön, dass du wieder da bist.

      Und weiter flog ich durch Welten und Ebenen, ich goss schwarze Tinte in eine Schüssel gefüllt mit Wasser und schuf mir damit einen Spiegel, der mir mehr erzählen sollte aus den anderen Welten, anderen Ebenen, anderen Leben. Ich starrte in den schwarzen Spiegel als wolle ich ein 3-D-Bild erkennen, mein Blick war verschwommen und dann tauchten weitere Bilder auf: Ich sah Feuerschein und Maskentänze, nackte schwitzende Leiber im Trancetanz. Holzmasken mit langen Schnäbeln, ekstatische Tänze. Eine Weile verharrte ich in meiner Reise vor einem Bild von türkisgrünem Meerwasser. Ich sah mich als rundliche dunkelhäutige Frau mit langen schwarzen Locken. Ich stand bis zur Hüfte im Wasser, links und rechts neben mir zwei Holzpflöcke, an denen ich mich festhielt, während ich auf diese Weise stehend und im Wasser mein Kind zur Welt brachte. Ein Kind, das aus der Liebe zwischen einer Frau und einem Mann entstand, die sich nicht hätten lieben dürfen, weil sie verfeindeten Stämmen angehörten. Es war eine heimliche Liebe und das Kind wäre sofort getötet worden, hätte man davon gewusst. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als es an einem einsamen Strand in wunderschöner Umgebung zur Welt zu bringen, die in dem Moment aber nicht wahrgenommen wurde. Ohne die Unterstützung des Stammes, ohne Rückhalt, aber mit einer kleinen Chance darauf, zu leben.

      Langsam begann ich zu begreifen, dass das alles ich war und bin. Dass ich es nicht nur war, in anderen Leben, sondern auch jetzt noch bin, denn ich habe es ja erlebt. Ich habe es gesehen! Das alles ist gespeichert in meiner unsterblichen Seele, es ist abrufbar. In Träumen, in schamanischen Reisen. Es ist gleichzeitig Vergangenheit und Gegenwart. Und genau genommen ist es sogar Zukunft, denn ich nehme es mit auf meinem Weg und gebe es weiter, es wird immer sein. Und so lerne ich, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht hintereinander verlaufen, sondern parallel nebeneinander. Gleichzeitig hier und in anderen Welten und anderen Ebenen, Gestern, Heute und Morgen zugleich.

      Kapitel 2

      DAS WÜNSCHELHOLZ

      Eines Tages ging ich durch den Wald spazieren, als neben dem Weg plötzlich lauter Baumstämme lagen und überall Rindenstücke und Fetzen von gewaltsam entfernten Wurzeln und Ästen verstreut lagen. Als ich mich umblickte sah ich, dass im Wald jeder zweite Baum umgeschnitten worden war. Nur noch nackte Stümpfe ragten aus dem Waldboden und auf jedem dieser Stümpfe saß ein trauriger Baumgeist, der nicht mehr so recht wusste, was er mit seinem Baumgeistleben anfangen sollte. Bestürzt ging ich weiter, und je weiter ich in das Tal ging, desto mehr traurige Baumgeister saßen neben dem Weg. Ich hörte in der Ferne das Kreischen von Kettensägen und das Scheppern, Brummen und Krachen von Baggerschaufeln, Traktormotoren und Lastwagen. Ich blieb stehen und rief alle Baumgeister zu mir. Sie kletterten von ihren Stümpfen und umringten mich, neugierig, was ich wohl zu sagen hätte. Als ich mich ihnen vorstellen wollte, sagten einige der älteren Baumgeister: »Dich kennen wir doch, du bist die Enkelin des alten Holzknechtes, der auch immer hierhergekommen ist. Du warst als Kind schon da und hast unter unserem Schatten gespielt, bist hier Rad gefahren und hast Staudämme im Bachbett gebaut!« Ich wunderte mich darüber, wie lange sich Bäume so eine Kleinigkeit merken konnten und es berührte mich, denn sie empfingen mich wie eine Verwandte. Lachend nickte ich und sagte: »Ja, ich bin die Enkelin des alten Holzknechtes. Er ist gegangen und ich bin gekommen, um in seinen Fußstapfen zu gehen«. Da freuten sich die Baumgeister, denn sie wussten, ich würde ihnen helfen. Ich entschuldigte mich bei ihnen. Ich sagte ihnen, dass es mir Leid tut, was ihnen angetan wurde. Und ich erzählte ihnen, dass auch ich mit Holz heizen muss, um im Winter nicht zu frieren. Jedes Jahr brauche ich 18 Festmeter Holz von ihnen, damit ich meine Öfen im Haus heizen kann. Ich bat sie um Verzeihung. Ich bot ihnen an, sie könnten alle mit mir kommen und ich würde sie mitnehmen, eine ganze Wanderung lang, und jedes Mal wenn einer der Baumgeister einen Baum sah der Hilfe gebrauchen konnte, dann solle er zu dem Baum gehen und dem Baumgeist helfen, diesen Baum gesund und stark und groß wachsen zu lassen. So trug ich an diesem Tag hunderte Baumgeister mit mir den Berg hinauf und jeder Baumgeist suchte sich einen neuen Baum und ich wurde mit jedem Schritt leichter. Als ich am Berg ganz oben angekommen war, fühlte ich mich leicht und beschwingt und ich ging lächelnd und mit einem freien Herzen weiter, als vor mir ein kleines, seltsam geformtes Hölzchen auf dem Weg lag. Ich hob es auf und fragte in Gedanken, was es mit diesem Hölzchen auf sich habe? Da schallte es aus den Wäldern: »Nimm es mit! Es ist ein Wünschelholz! Weil du uns geholfen hast, wollen wir dir helfen, deine Wünsche zu erfüllen!«

      Von diesem Tag an fand ich immer wieder Wünschelhölzer im Wald und auf den Wegen, die ich ging. Und jedes Mal wenn ich einen traurigen Baumgeist sah, nahm ich ihn mit und half ihm, einen neuen Baum zu finden.

      Kapitel 3

      WIE’S KAM

      Vor langer Zeit habe ich mich dazu entschieden, geboren zu werden. Ich suchte mir also die für mich richtigen Eltern aus und träumte mir den Ort, an dem ich zur Welt kommen wollte. Viele Berge und Täler und einen smaragdgrün schimmernden Fluss sollte er haben. Mein Herz sollte stark werden an diesem Platz und ich wollte feste Wurzeln bekommen, einen Körper, der allen Winden trotzen und Arme, die nach den Sternen greifen konnten. Verbündete sollten mich dort begleiten. Mächtige Berggeister, Baumfreunde und Flusswesen, – Naturgeschwister, die mich unterstützen sollten bei meiner Aufgabe. Und ich wusste genau, was meine Aufgabe sein würde. Ich wollte Licht und Dunkelheit nutzen, um Heilsames zu bewirken. Ich wollte Spuren der Herzkraft hinterlassen auf meinem Weg. Mit der Unterstützung meiner Familie, meiner Vorfahren, der Ahnen, der Verstorbenen, die vor mir gingen und mit der Sehnsucht nach Unendlichkeit und Freiheit wollte ich die Erdenzeit nutzen, um mit der ganzen Kraft der Dunkelheit und der ganzen Kraft des Lichtes Schmerzen zu vertreiben, Leiden zu lindern und Krankheit zu verhindern.

      Als ich mir alles, was ich mir wünschte und alles, was ich in diesem Menschenleben tragen konnte,

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