Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels. J.J. PREYER

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Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels - J.J. PREYER

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geöffnetem Mund zu ihrer Linken.

      Nach dem Abgang des Teufels mühte sich die Aufführung schwerfällig ihrem Ende entgegen.

      Jedermann stieg, um Gottes Gnade flehend, in sein Grab und der Darsteller des Glaubens sprach die letzten Worte:

      Nun hat er vollendet das Menschenlos,

      Tritt vor den Richter nackt und bloß

      Und seine Werke allein,

      Die werden ihm Beistand und Fürsprech sein.

      Heil ihm, mich dünkt es ist an dem,

      Dass ich der Engel Stimmen vernehm,

      Wie sie in ihren himmlischen Reihn

      Die arme Seele lassen ein.

      Brrrr! Das war ganz einfach schlecht. Nackt und bloß, Beistand und Fürsprech. Wer so etwas schrieb, war kein Dichter, kein Schriftsteller. Hofmannsthal war ein heillos überschätzter Stümper, fand Rosa Weichsler und stupste mit dem linken Ellbogen den Chefinspektor an, der aus seinen Träumen hochschrak und sich dem allgemeinen Applaus anschloss, im Gegensatz zu seiner Begleiterin, die erst klatschte, als der Teufel auf die Bühne zurückkam, mit funkelnden Augen in die Menge starrte und sich nicht verbeugte.

      Was für eine imposante Erscheinung!

      Die Vorstellung war vorbei. Was sollte jetzt noch geschehen? Die Schauspieler hatten sich vollzählig auf der Bühne versammelt, auch der Regisseur, die Souffleuse, einige Techniker und der Trompetenbläser verbeugten sich. Und natürlich der Intendant, der einen Kelch vom Festtisch des Jedermann nahm, den Schauspielern und dem Publikum zuprostete und trank.

      Im nächsten Moment begann er zu wanken und glitt zu Boden. Seine Frau in der Reihe vor Rosa Weichsler und Chefinspektor Frühauf war aufgesprungen und eilte auf die Bühne. Roger Foltin trat zu dem Gefallenen und redete auf ihn ein.

      In all dem Tumult war nur eine einzige ruhig geblieben. Die Darstellerin des Teufels. Sie blickte in das Publikum und schien zu lächeln.

      »Ein Arzt. Ist ein Arzt im Publikum?«, rief der Regisseur, hilflos mit den Armen in der Luft rudernd.

      Diese Geste verriet Rosa Weichsler, dass es zu spät war, dass kein Mediziner der Welt Siegfried Hagen helfen konnte.

      »Du musst auf die Bühne. Er ist ermordet worden«, sagte sie zu ihrem Begleiter.

      »Wie, was?«, fragte dieser, noch immer etwas desorientiert. »Der widerliche Intendant. Jemand hat ihn vergiftet.«

      Inzwischen war ein Arzt auf die Bühne geeilt. Dr. Reinhard Mayrhuber lockerte die Krawatte und öffnete den Hemdkragen des auf dem Boden Liegenden. Dann erhob er sich und winkte schweigend Herbert Frühauf zu sich.

      Rosa Weichsler folgte ihrem Begleiter auf das Podium.

      »Ich kann leider nichts mehr machen. Exitus. Bittermandelgeruch. Cyanwasserstoff, Nitrit der Ameisensäure.«

      »Blausäure«, sagte Rosa Weichsler mehr zu sich selbst. Jemand hatte Gift in den Kelch getan, aus dem der Intendant getrunken hatte.

      Jetzt war der Chefinspektor voll aus dem Dämmerzustand erwacht, in den ihn die Aufführung versetzt hatte. Entschlossenen Schrittes bewegte er sich auf den Regisseur zu und bat ihn zu bleiben.

      »Alle anderen«, sagte Frühauf, »können nach Hause gehen, müssen aber mit einer Einvernahme in den nächsten Tagen rechnen.« Dann wandte er sich zum Publikum: »Wir haben einen bedauerlichen Todesfall zu beklagen. Ich muss Sie bitten, den Ort des Geschehens in aller Ruhe zu verlassen.«

      »Was ist los? Was ist mit meinem Mann?«, rief die Frau des Intendanten.

      »Doktor Mayrhuber wird sich Ihrer annehmen«, sagte der Chefinspektor.

      Die Buhlschaft weinte. Der Teufel lächelte.

      2. DIE KARTEN DER SOUFFLEUSE

      Rosa Weichsler war erst gegen halb drei ins Bett gekommen. Zuerst hatte sie an der Seite des Chefinspektors ausgeharrt, um ihm einerseits in den Ermittlungen beizustehen, andererseits wollte sie in diesem Fall von Anfang an auf dem Laufenden bleiben. Frühauf würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine falsche Fährte aufnehmen, einen Unschuldigen, ob Mann oder Frau, verdächtigen und diesen Menschen am Ende entweder ins Gefängnis oder sich um seinen Job bringen.

      Als sie kurz nach ein Uhr endlich zu Hause war, wollte ihre Zwillingsschwester Marie wissen, wie der Abend gelaufen war, dann rief noch Frühaufs Mutter an.

      »Weichsler«, meldete sich Rosa.

      »Wer genau? Spreche ich mit Rosa oder mit Marie?«, erkundigte sich die Frau mit für ihr Alter und die fortgeschrittene Stunde erstaunlich kräftiger Stimme.

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Rosa.

      Ihr und ihrer Schwester war es wichtig, in der Öffentlichkeit als eine Person aufzutreten, nämlich als Rosmarie Weichsler.

      »Meinem Sohn können Sie das vormachen, mich täuschen Sie nicht«, sagte Liliane Frühauf. »Es ist wohl eindeutig, dass er mit zwei verschiedenen Frauen unterwegs ist. Wenn sie einander auch sehr ähnlich schauen.«

      »Aber nein, ich versichere Ihnen …«

      »Keine Angst. Ich verrate es ihm nicht. Dieses Geheimnis bleibt unter uns. Solidarität unter Frauen, sozusagen.«

      »Ich weiß nicht …«

      »Kein Wort mehr zu diesem Thema. Was ist heute Abend passiert? Herbie hat sich geweigert, mir irgendetwas zu verraten. Das macht er immer, wenn er verwirrt ist.«

      »Ein Mord, Frau Frühauf. Am Ende der Premiere der Sommerspiele im Schlossgraben.«

      »Jedermann.«

      »Jedermann.«

      »Wer?«

      »Der Intendant.«

      »Das Schwein?«

      »Wie?«

      »Siegfried Hagen. Eine üble Figur. Er wollte nicht zahlen.«

      »Wie meinen Sie das, Frau Frühauf?«

      »Er hat uns eine viel zu teure Gebäudeversicherung angedreht. Ich habe Herbie vor ihm gewarnt. Aber weil sie demselben infantilen Verein angehören, wollte er unbedingt mit Hagen ins Geschäft kommen …«

      »Welcher Verein?«, fragte Rosa Weichsler.

      »Schlaraffen. Jedenfalls wollte er nicht zahlen, als der Sturm unser Dach beschädigte. Ich musste mich an die Versicherungszentrale wenden. Hat ihn jemand erstochen?«

      »Nein.«

      »Erschossen?«

      »Vergiftet.«

      »Das kann nur seine Frau gewesen sein.«

      »Warum?«

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