Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels. J.J. PREYER

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Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels - J.J. PREYER

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      »Wir … ich werde diesem Hinweis nachgehen.«

      »Sie halten mich auf dem Laufenden.«

      »Wenn Sie das Geheimnis wahren.«

      »Welches Geheimnis, teure Rosmarie? Habe ich irgendetwas von einem Geheimnis gesagt?«

      »Natürlich nicht. Danke.«

      »Nicht der Rede wert.«

      All das musste Rosa mit ihrer Schwester bereden. Kein Wunder, dass sie erst spät ins Bett kam und dann lange nicht einschlafen konnte.

      Als sie dann endlich schlief, träumte sie von Hugo. Hugo von Hofmannsthal, der gegen die ungerechte Beurteilung durch einen literarischen Laien wie Rosa protestierte. Diese wiederum beschied dem Poeten, dass sie von seiner Frauenfeindlichkeit wisse, dass er ein verkappter Homosexueller und zu feig gewesen sei, mit Stefan George zu schlafen. Seine schriftstellerischen Hervorbringungen seien kläglich gewesen, ohne originelle Ideen, ohne eigenständige Form. Sein Lebensinhalt sei die Krise gewesen, in der er sich divenhaft mithilfe seines Chandos-Briefes geradezu gesuhlt habe. Der Umstand, dass man ihn nicht völlig vergessen habe, sei ausschließlich der Musik von Richard Strauss zu verdanken.

      »Wenn Sie mir jetzt auch noch meine jüdische Herkunft und den Selbstmord meines Sohnes vorwerfen …«

      »Unsinn«, unterbrach ihn Rosa Weichsler. »Sie wollen vom Thema ablenken.«

      »Gut, bleiben wir beim Thema. Das Stück Jedermann. Es wurde nicht vertont und hat sich dennoch auf den Bühnen gehalten.«

      »Weil es so schlecht ist. Das ist der Grund. Und weil es zwei große Rollen für so genannte Stars bietet.«

      »Ach, gehen Sie doch zum Teufel. Wie komme ich dazu, mich mit Ihnen zu unterhalten!«, fauchte Hofmannsthal und entschwand.

      Rosa Weichsler erwachte mit dem Wort Teufel auf den Lippen.

      Hatte der Teufel den Intendanten geholt? Das wäre doch zu offensichtlich. Und doch lohnte es sich, dieser Spur nachzugehen.

      Rosa Weichsler lag bis zum Morgen wach im Bett und war froh, dass ihre Schwester Vormittagsdienst in der Trafik hatte.

      »Du hast gut geschlafen. Du bist so frisch heute Morgen«, begrüßte Herbert Frühauf Marie Weichsler in der Trafik am Steyrer Schloss. Er kaufte jeden Morgen die auflagenstarke Boulevardzeitung des Landes, weniger der Lektüre wegen, als um seine Rosmarie zu sehen, bevor er seine Dienstelle aufsuchte, die ebenfalls im Schloss untergebracht war.

      »Und?«, schaute er sie hoffnungsvoll an, »hast du schon eine Idee, wer Siegfried Hagen auf dem Gewissen hat? Wenn man von einem Motiv ausgeht, käme die ganze Stadt in Frage.«

      »Für mich ist es noch zu früh, mich auf jemanden festzulegen«, erwiderte Marie, die den Stapel mit den Morgenzeitungen öffnete, der in den frühen Morgenstunden vor der Trafik abgelegt worden war und stellte die Gegenfrage: »Und du? Wie siehst du den Fall?«

      »Mir gefällt der Teufel ganz und gar nicht.«

      Marie Weichsler sagte nichts dazu. Sie wusste nicht, was Frühauf damit meinte. Sie musste erst ihre Schwester dazu befragen.

      Frühauf jedoch interpretierte ihr Schweigen als Kritik und begann sich zu verteidigen: »Der Regisseur hat mir erzählt, dass die Frau, die den Teufel spielt, schon einmal bei einer der Proben etwas in die Getränke der Schauspieler geschüttet hat, ein Abführmittel. Die Schauspieler haben seitdem das Trinken nur angedeutet.«

      »Mit Ausnahme des Intendanten, wie sich gezeigt hat. Nein, ich bin noch nicht so weit.«

      »Aber du hast doch Ideen«, ließ Frühauf nicht locker.

      »Die habe ich, natürlich. Nicht die ganze Stadt kommt für den Mord in Frage, sondern nur Leute, die Zugang zur Bühne hatten.«

      »Natürlich. Das ist selbstverständlich.«

      »Und wer hatte Zugang zur Bühne?«, fragte Marie Weichsler.

      »Die Schauspieler.«

      »Die Techniker. Alle, die irgendwie an der Aufführung mitwirkten.«

      »Die Frau des Ermordeten, die Kinder.«

      »Die Schlaraffen«, ergänzte Marie Weichsler.

      Sie erinnerte sich daran, dass ihre Schwester von einer Führung für die Schlaraffen und ihre Angehörigen vor der Vorstellung erzählt hatte, die sie absichtlich versäumt hatte, indem sie den Aufbruch von ihrem Haus so lange hinausgezögert hatte, bis es zu spät dafür gewesen war.

      Ein Fehler, wie sich jetzt herausstellte. Rosa hätte möglicherweise eine interessante Beobachtung machen können.

      Das Gespräch zwischen Trafikantin und Inspektor wurde immer wieder durch Kunden unterbrochen, die sich mit Zeitungen und Zigaretten versorgten.

      »So, jetzt störe ich dich nicht mehr. Halte Augen und Ohren offen! Vielleicht erfährst du etwas über die Beteiligten«, verabschiedete sich Frühauf.

      Die meisten Kunden wussten nicht vom Tod des Intendanten. Zeitungen und Fernsehen berichteten noch nicht darüber, nur im Radio hatte es eine Nachricht dazu gegeben.

      Kurz vor neun besorgte sich wie jeden Tag Bert Schober seine Memphis-Zigaretten. Drei Packungen. Der Redakteur des Tagesboten war starker Raucher.

      »Keine hundert Meter von hier entfernt wurde Siegi ermordet«, stellte er fest.

      Die Trafik, die die Schwestern Weichsler von ihrem Vater übernommen hatten, war an die äußere Schlossmauer angebaut.

      »Und keine hundert Meter weiter befindet sich die Bundespolizeidirektion mit ihrem Ermittler Herbert Frühauf«, stellte Marie Weichsler fest. »Ein Kraftfeld der Ereignisse in diesem Fall.«

      »Diese Formulierung muss ich mir merken. An Ihnen ist ein Journalist verlorengegangen«, sagte Schober und steckte sich eine Zigarette an.

      Lächelnd las er die Warnung auf der soeben geöffneten Packung: Rauchen kann Ihre Gesundheit gefährden.

      »Siegi hat nicht geraucht und ist jetzt tot. Ich lebe noch. Soviel zu diesem Thema«, meinte er.

      »Sie kannten Herrn Hagen?«

      »Wer kannte ihn nicht? Er hatte in dieser Stadt überall seinen Nassen drin.« Verschämt ob dieser Aussage senkte er seinen Blick und entschuldigte sich.

      »Keine Ursache«, beruhigte ihn Marie Weichsler.

      »Ja, und ich kannte ihn von den Schlaraffen her.«

      Schon wieder die Schlaraffen, dachte Marie Weichsler. Ein weiteres Kraftfeld in diesem Fall.

      »Irgendjemand muss doch Fotos gemacht haben von der Aufführung«, überlegte der Journalist.

      »Wenn es nicht verboten war, Fotos zu machen.«

      »Das ist heutzutage kein Problem. Man kann mit jedem Handy Aufnahmen machen, ohne dass es

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