Von der Erde zum Mond. Jules Verne

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Von der Erde zum Mond - Jules Verne

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wird, auf dem Mond anlangen.

      Die Mitglieder des Gun-Clubs müssen also unverzüglich die für eine solche Unternehmung erforderlichen Vorbereitungen treffen, um zu dem bestimmten Zeitpunkt für diese Operation bereit zu sein. Denn, lassen sie diesen vierten Dezember vorübergehen, werden sie den Mond erst 18 Jahre und 11 Tage später wieder in demselben Verhältnis der Erdnähe und des Zenits finden.

      Das Bureau des Observatoriums in Cambridge stellt sich Ihnen für die Fragen theoretischer Astronomie zur Verfügung und vereinigt seine Glückwünsche mit denen ganz Amerikas.

      Für das Bureau:

      J. M. Belfast,

      Direktor des Observatoriums von Cambridge.«

      FÜNFTES KAPITEL

      Die Geschichte des Mondes

      E

      in mit unendlich scharfem Blick ausgestatteter Beobachter in dem unbekannten Zentrum, um welches die Welt kreist, würde zu der Zeit, in der sich das Weltall noch in einem ungeordneten Zustand befand, gesehen haben, wie Myriaden von Atomen den Raum anfüllten. Aber allmählich, im Laufe von Jahrmillionen, ging eine Veränderung vor sich, indem eine Anziehungskraft auf die bis dahin unbeständig im Raum umherschwirrenden Atome wirkte. Diese Atome gingen – ihrer Verwandtschaft gemäß – chemische Verbindungen ein, wurden zu Elementarteilchen und bildeten jene Nebelmassen, welche bis in die tiefsten Weiten des Weltraums verstreut sind.

      Diese Massen wurden dann von einer Bewegung um ihren Mittelpunkt gelenkt. Solch ein Zentrum ungeordneter Elemente begann sich in allmählicher Verdichtung um sich selbst zu drehen. Den unveränderlichen Gesetzen der Mechanik gemäß gewann die Rotation in dem Verhältnis wie der Umfang durch die Verdichtung abnahm an Schnelligkeit, und indem diese beiden Wirkungen fortdauerten, entstand daraus ein Hauptstern, der zum Zentrum der Nebelmasse wurde.

      Bei aufmerksamer Betrachtung hätte der Beobachter damals erkannt, dass sich die übrigen Elementarteilchen der Masse ebenso wie der Fixstern verhielten, sich in eigentümlicher Weise infolge einer Rotation von wachsender Geschwindigkeit verdichteten und in Gestalt unzähliger Planeten um denselben als ihren Mittelpunkt kreisten. So entstanden Nebelfelder, von denen die Astronomie mittlerweile ungefähr 5.000 gezählt hat.

      Unter diesen 5.000 Nebelfeldern befindet sich die von den Menschen so genannte Milchstraße, welche ungefähr 18 Millionen Sterne aufweist, von denen jeder zum Zentrum eines Umlaufsystems geworden ist.

      Hätte der Beobachter damals seine besondere Aufmerksamkeit einem von den 18 Millionen Sternen, welcher zu den weniger auffälligen[11] und am wenigsten scheinenden gehört, gewidmet, einem Sterne vierten Ranges, der mit Stolz Sonne genannt wird, so würden sich alle Erscheinungen der Weltentstehung der Reihe nach vor seinen Augen vollzogen haben.

      In der Tat würde er diese Sonne noch im gasförmigen Zustand und aus beweglichen Elementarbestandteilen gebildet gesehen und wahrgenommen haben, wie sie sich um ihre eigene Achse drehte, um ihr Konzentrationswerk zu vollziehen. Er würde beobachtet haben, wie diese Bewegung nach den Gesetzen der Mechanik mit der Abnahme des Umfangs an Schnelligkeit zunahm und dann ein Zeitpunkt kam, zu dem die zentrifugale Kraft über die zentripetale, welche die Elementarbestandteile dem Zentrum zutreibt, das Übergewicht bekam.

      Dann hätte sich vor den Augen des Beobachters eine andere Erscheinung abgebildet. Er hätte sehen können, wie sich um den Äquator herum die Elementarteile voneinander lösten, so wie der Stein einer Schleuder, deren Schnur plötzlich zerreißt, und um die Sonne herum mehrere konzentrische Ringe gleich denen des Saturn bildeten, wie alsdann diese aus dem Urstoff bestehenden Ringe für sich in eine Rundbewegung um die Zentralmasse fortgerissen zerbrachen und sich in Nebelgestirne untergeordneter Art, d. h. in Planeten, auflösten.

      Hätte der Beobachter hierauf seine gesammelte Achtsamkeit auf die Planeten gerichtet, so hätte er gewahrt, dass dieselben sich gerade wie die Sonne verhielten und einem oder mehreren kosmischen Ringen den Ursprung gaben, woraus jene Gestirne niederen Ranges entstanden, welche man Trabanten nennt.

      So bekommt man denn, aufsteigend vom Atom zum Elementarteilchen, von diesem zu Nebelfeldern und weiter zum Nebelgestirn und zum Hauptstern, von diesem zur Sonne, zu dem Planeten und seinen Trabanten einen Begriff von der ganzen Reihe der Umbildungen, welche die Himmelskörper seit dem Ursprung der Welt erfuhren.

      Die Sonne scheint sich in der Unendlichkeit des Weltraums zu verlieren, und dennoch gehört sie, der gegenwärtigen wissenschaftlichen Theorie nach, zu den Nebelfeldern der Milchstraße. So klein sie auch inmitten der ätherischen Räume erscheinen mag, so ist sie doch das Zentrum eines Planetensystems und von enormer Größe, denn sie ist 14.000 Mal größer als die Erde. Um sie herum kreisen acht Planeten, welche zur ersten Schöpfungszeit aus ihr selbst hervorgegangen sind. Diese sind, vom nächsten zum entferntesten weitergehend: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Außerdem kreisen zwischen Mars und Jupiter regelmäßig noch andere, weniger große Himmelskörper, vielleicht Trümmer eines in mehrere tausend Stücke zerbrochenen Gestirns, von welchen mit dem Teleskop bis jetzt 97 entdeckt wurden.[12]

      Von diesen abhängigen Körpern, welche die Sonne nach dem Gesetz der Gravitation in ihrer elliptischen Bahn beherrscht, besitzen einige ihre eigenen Trabanten. Uranus hat deren acht, Saturn acht, Jupiter vier, Neptun vielleicht drei, die Erde einen. Diesen, der einer der unbedeutendsten der Sonnenwelt ist, nennen wir Mond: Derselbe, den das kühne Genie der Amerikaner zu erobern trachtete.

      Das Nachtgestirn hat durch seine verhältnismäßige Nähe und das sich rasch verändernde Aussehen während seiner Phasen von allem Anfang an zugleich mit der Sonne die Aufmerksamkeit der Erdbewohner auf sich gezogen, aber die Sonne ermüdet beim Anblick, und der blendende Glanz ihres Lichtes nötigt ihre Beschauer dazu, die Augen abzuwenden.

      Die blonde Phöbe dagegen ist menschenfreundlicher, lässt sich gefällig in ihrer bescheidenen Anmut betrachten. Sanft anzuschauen, wenig ehrgeizig, erlaubt sie sich doch zuweilen, ihren Bruder, den strahlenden Apollo, in den Schatten zu stellen, ohne je von ihm verdunkelt zu werden. Die Mohammedaner haben in dankbarer Erkenntlichkeit gegen diese treue Freundin der Erde, ihre Monate nach ihrem Umlauf geregelt[13].

      Die Urvölker widmeten dieser keuschen Göttin einen besonderen Gottesdienst. Die Ägypter nannten sie Isis, die Phönizier Astarte, die Griechen verehrten sie unter dem Namen Phöbe, Tochter der Latona und Jupiters, und erklärten ihre Verfinsterungen durch die geheimnisvollen Besuche der Diana beim schönen Endymion. Der mythologischen Legende nach durchstreifte der Nemeische Löwe, bevor er auf der Erde erschien, die Gefilde Lunas, und der Dichter Agesianax verherrlichte in Versen die süßen Augen, die reizende Nase und den freundlichen Mund, welche die bestrahlten Teile der anbetungswürdigen Selene erkennen lassen.

      Aber begriffen auch die Alten den Charakter, das Temperament, kurz, die moralischen Eigenschaften Lunas vom mythologischen Standpunkt aus, so waren doch selbst die Gelehrtesten derselben in der Selenographie sehr unwissend.

      Einige Astronomen der frühesten Zeiten entdeckten auch manche Eigenschaften, die in heutigen Zeiten von der Wissenschaft bestätigt werden konnten. Behaupteten die Arkadier schon zu einer Zeit, da der Mond noch nicht existierte, auf der Erde gewohnt zu haben. Hielt Simplicius ihn für unbeweglich am kristallenen Himmelsgewölbe befestigt. Sah Tatius ihn als ein von der Sonnenscheibe abgetrenntes Fragment an. Nahm des Aristoteles Schüler Klearch ihn als einen polierten Spiegel, auf welchem sich die Gebilde des Ozeans abstrahlten. Sahen andere in demselben nur eine Anhäufung von Ausdünstungen der Erde oder eine Kugel, die halb aus Feuer, halb aus Eis bestand und sich um sich selbst drehte, so gab es doch einige Gelehrte, die trotz des Fehlens an optischen Instrumenten durch scharfsinnige

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