Von der Erde zum Mond. Jules Verne

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Von der Erde zum Mond - Jules Verne

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aus Milet äußerte 460 vor Christus die Meinung, der Mond sei von der Sonne beleuchtet. Aristarch von Samos fand die richtige Erklärung für seine Phasen. Kleomenes lehrte, der Mond strahle entliehenes Licht wider. Der Chaldäer Berosus machte die Entdeckung, dass die Dauer seiner Rotation mit dem seines Umlaufs übereinstimmt, und erklärte daraus die Tatsache, dass der Mond stets dieselbe Seite zeigt. Zwei Jahrhunderte vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung erkannte Hipparch schließlich einige Ungleichheiten in den scheinbaren Bewegungen des Erdtrabanten. Diese Beobachtungen bestätigten sich in der Folge und wurden den neuen Astronomen nützlich. Im zweiten Jahrhundert vervollständigte Ptolemäus, im zehnten Jahrhundert der Araber Abul-Wefa die Beobachtungen des Hipparch über die Ungleichheiten, denen der Mond beim Folgen der wellenförmigen Linie seiner Bahn unter Einwirkung der Sonne ausgesetzt ist. Später haben im 15. Jahrhundert Kopernikus und im 16. Jahrhundert Tycho Brahe das Planetensystem und die Funktion, die der Mond unter den Himmelskörpern innehat, ausführlich beschrieben. Zu dieser Zeit wurden seine Bewegungen fast vollständig bestimmt, doch wusste man von seiner physischen Beschaffenheit wenig. Damals erklärte Galilei die in gewissen Phasen eintretenden Lichterscheinungen mit der Existenz von Bergen, welchen er eine durchschnittliche Höhe von 4.500 Toisen[14] beimaß.

      Später setzte Helvetius, ein Astronom aus Danzig, die höchsten Angaben auf 2.600 Toisen (15.600 par. Fuß) herab, aber sein Genosse Riccioli kam wieder auf 7.000 Toisen. Am Ende des 18. Jahrhunderts beschränkte Herschel, der mit dem stärksten Teleskop ausgerüstet war, diese Maße bedeutend, indem er für die höchsten Berge 1.900 Toisen und als durchschnittliche Höhe nur 400 Toisen (2.400 par. Fuß) ansetzte. Aber auch Herschel irrte noch, und es bedurfte der Beobachtungen von Schröter, Louville, Halley, Nasmyth, Bianchini, Pastorf, Lohrmann, Gruithuysen und besonders der ausdauernden Studien von Beer und Mädler, um die Frage entscheidend zu lösen. Ihnen verdankt man es, dass man die Höhe der Mondberge jetzt genau kennt. Die letzteren beiden haben 1.905 Berghöhen gemessen, von denen sechs 2.600 Toisen überragen und 22 über 2.400. Ihr höchster Gipfel reicht bis an 3.801 Toisen über der Mondfläche.

      Zur selben Zeit wurden die Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Mondes vermehrt. Er zeigte sich voller Krater, und seine im Wesentlichen vulkanische Natur ward durch jede Beobachtung bestätigt. Aufgrund fehlender Brechung der Lichtstrahlen bei den von ihm verdeckten Planeten schloss man, dass ihm eine Atmosphäre fast gänzlich fehle. Aus dem Mangel an Luft leitete man das Fehlen von Wasser ab. Daraus ergab sich deutlich, dass die Seleniten, um zu leben, besonders organisiert und von den Bewohnern der Erde sehr verschieden sein müssten.

      Schließlich wurde mit Hilfe der durch neue Methoden vervollkommneten Instrumente der Mond unablässig untersucht und kein Punkt seiner Oberfläche blieb unerforscht: Immerhin beträgt sein Durchmesser 2.500 Meilen, seine Oberfläche entspricht dem dreizehnten Teil der Erdoberfläche und sein Umfang dem neunundvierzigsten Teil der Erdkugel. Aber dem Auge der Astronomen blieb keines seiner Geheimnisse verborgen. Und die geübten Gelehrten kamen mit ihren bedeutenden Beobachtungen noch viel weiter.

      So bemerkten sie, dass zur Zeit des Vollmonds die Scheibe an manchen Stellen von weißen Linien durchfurcht schien, zur Zeit der einzelnen Mondphasen mit schwarzen. Durch genauere Studien gelang es ihnen, sich über das Wesen dieser Linien näheren Aufschluss zu verschaffen. Es waren lange, enge Furchen, tief zwischen parallelen Rändern, welche meist in die Umkreise von Kratern ausliefen, von 800 Toisen (4.800 Fuß) Breite und zehn bis hundert Meilen Länge. Die Astronomen nannten sie Furchen, das war aber auch alles, denn ob es ausgetrocknete Bette vormaliger Flüsse seien, konnten sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Daher hofften auch die Amerikaner, diese geologischen Unklarheiten früher oder später zu enträtseln. Auch behielten sie sich vor, jene Reihe von parallelen Wällen zu durchforschen, welche der gelehrte Professor Gruithuysen aus München, der sie für von Seleniten-Ingenieuren errichtete Befestigungswerke hielt, entdeckt hatte. Diese beiden noch unklaren Punkte und unstreitig noch viele andere können wohl nicht eher als nach Herstellung einer direkten Verbindung mit dem Mond geklärt werden.

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      Was die Lichtstärke des Mondes anbelangt, war nichts weiter zu lernen. Man wusste, dass dasselbe dreihunderttausendmal schwächer als das Sonnenlicht ist und dass seine Wärme nicht berechenbar auf die Thermometer wirkt. Was die unter dem Namen ›aschfarbiges Licht‹ bekannte Erscheinung betrifft, so ist sie natürlich durch die Wirkung der von der Erde auf den Mond zurückgeworfenen Sonnenstrahlen zu erklären, welche die Mondscheibe zu ergänzen scheinen, wenn dieser in Form eines Halbmonds im ersten und letzten Viertel zu sehen ist.

      Diesen Stand der Kenntnisse, welche man über den Trabanten der Erde gewonnen hatte, in allen Gesichtspunkten, dem kosmographischen, dem geologischen, dem politischen und dem moralischen, zu vervollständigen, machte sich der Gun-Club zur Aufgabe.

      SECHSTES KAPITEL

      Was in den Vereinigten Staaten nun nicht mehr unbekannt sein kann und was man nicht mehr glauben darf.

      B

      arbicanes Vorschlag hatte zur unmittelbaren Folge, dass alle astronomischen Tatsachen, welche sich auf das Gestirn der Nacht bezogen, auf die Tagesordnung kamen. Jeder machte sich daran, dieselben eifrig zu studieren. Es schien, als sei der Mond zum ersten Male am Horizont aufgetreten und es habe ihn bisher noch niemand am Himmel gesehen. Luna wurde zur Mode: Sie wurde Löwin des Tages, ohne deshalb weniger bescheiden aufzutreten. Sie nahm ihren gebührenden Rang unter den ›Gestirnen‹ ein, ohne darum mehr Stolz erkennen zu lassen. Die Journale wärmten die alten Anekdoten wieder auf, worin diese als ›Sonne der Wölfe‹ gepriesen wurde. Sie erinnerten an den Einfluss, welchen ihr die Unwissenheit der Menschen früherer Zeiten verliehen, und sie sangen ihre Loblieder in allen Tonarten. Fast hätten sie von ihr Bonmots zum Besten gegeben. Ganz Amerika wurde mondsüchtig.

      Die wissenschaftlichen Zeitschriften behandelten ihrerseits die mit der Unternehmung des Gun-Clubs zusammenhängenden Fragen eingehender. Das Schreiben des Observatoriums von Cambridge wurde veröffentlicht, erläutert und rückhaltlos gebilligt. Kurz: Selbst dem am wenigsten wissenschaftlichgebildeten Yankee war es nicht mehr gestattet, in Beziehung auf den Trabanten nur eine einzige Tatsache nicht zu kennen, ebenso wenig der borniertesten alten Mistress, ferner die in Betreff desselben gehegten abergläubischen Irrtümer gelten zu lassen. Die Wissenschaft drang in allen möglichen Formen in die Menschen ein, durch die Augen und Ohren gelangte sie in ihren Geist. Es war nicht mehr möglich, in Sachen der Astronomie weiterhin ein Esel zu sein ...

      Bisher war vielen Menschen nicht bekannt, wie man die Entfernung des Mondes von der Erde zu berechnen im Stande war. Man benützte diesen Umstand, sie zu belehren, dass man diese Kenntnis durch eine Messung der Parallaxe des Mondes gewinne. Waren sie von diesem Wort befremdet, sagte man ihnen, so nenne man den Winkel, welchen zwei gerade Linien bildeten, die man von den beiden Enden des Erddurchmessers zum Mond zog. Zweifelten sie an der Zulänglichkeit dieser Methode, so bewies man ihnen unmittelbar, nicht allein, dass dieser mittlere Abstand wohl 234.347 Meilen (= 94.330 Lieues) betrug, sondern auch, dass sich die Astronomen nicht um mehr als siebzig Meilen irrten.

      Denen, welche mit den Bewegungen des Mondes nicht sehr vertraut waren, erläuterten die Journale täglich, dass er zwei verschiedene Bewegungen habe. Erstens: die Umdrehung um seine eigene Achse und zweitens: den Umlauf um die Erde. Beide Bewegungen vollziehen sich zu gleicher Zeit, nämlich binnen 27 1/3 Tagen.

      Die Umdrehung um die Achse bedeutet für die Mondoberfläche Tag und Nacht, nur dass es binnen eines Monats auf dem Mond nur einen Tag gibt und nur eine Nacht, von denen jeder 354 1/3 Stunden dauert. Aber zum Glück wird die der Erde zugewandte Seite von dieser mit Licht bestrahlt, welches vierzehnmal stärker als das Mondlicht ist. Die andere, stets unsichtbare Seite hat natürlich 354 1/3 Stunden absolute Nacht, die nur durch das schwache Licht, das von den Sternen auf sie fällt, gemildert wird. Diese Erscheinung

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