Freche Fee und lustiger böser König. Märchen. Hanns Heinz Ewers

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Freche Fee und lustiger böser König. Märchen - Hanns Heinz Ewers

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jeh,« rief sie. »Die dumme Nadel!«

      Sie wollte erst weinen, aber sie besann sich. Sie legte die Arbeit zusammen und stand auf.

      »Ich will meinem Papa einen Brief schreiben,« sagte sie. »Er soll den dummen Kerl aufhängen lassen, der die Filetschürzchen erfunden hat.«

      Sie stand auf und schüttelte ihr loses schwarzes Haar.

      »Nein!« fuhr sie nachdenklich fort. »Der Papa soll lieber den Kerl aufhängen lassen, der den Kalender erfunden hat und den greulichen Monat Februar; der hat doch an allem Schuld!«

      Sie lief rasch durch die Ginsterbüsche zu der kleinen Hütte hin und riß die Türe auf. Die alte Hexe saß hinten an einem kleinen Fenster und studierte Latein. Um sie herum lagen dreihundertundsiebenundzwanzig ganz dicke Bücher.

      Die kleine Prinzessin schlich sich leise herein, um die Tante nicht zu stören. Sie nahm ein Stück Papier und schrieb darauf:

      »Lieber Papa König!

      Bitte laß doch den Kalendermann aufhängen, weil er mich beim Filetschürzchenhäkeln immer ärgert und weil er den Februar erfunden hat, der nie richtig geht! Du kannst ihm auch noch extra den Kopf abschlagen lassen.

      Mit kindlicher Liebe

      Deine Prinzessin Fanfrilla.«

      »Tante Hexe!« rief sie, »Ich habe einen Brief an den Papa geschrieben, willst du ihn bitte wegschicken!«

      »Mensa, der Tisch, Mensae, Mensae, Mensam,« murmelte die Witwe Kakerlak. – »Was willst du? Einen Brief absenden? – Gib mal her!«

      Fanfrilla reichte ihr den Brief und die gelbe Hexe nahm den Ginsterzweig, den sie als Zauberstab benutzte, und sang:

      »Kleines Brieflein aus Papier

      Fliege wie ein Fliegetier!

      Flieg zum König hin geschwind

      Grüße ihn von seinem Kind!«

      Dabei schwang sie den Ginsterstab ein paarmal über den Brief. Da schrumpfte der Brief zusammen, flatterte ein wenig hin und her und flog endlich als eine große weiße Motte aus dem Fenster hinaus.

      »Danke sehr, Tante Kakerlak!« sagte die Prinzessin Fanfrilla.

      Aber die Ginsterhexe studierte schon wieder in ihren gelehrten Büchern.

      »Alauda, die Lerche, Alaudae, der Lerche,« murmelte sie.

      Der dicke König Krökel lag in seinem Bett und las vor dem Einschlafen noch die Speisekarte, die der Hofkoch für den nächsten Tag entworfen hatte.

      Da huschte eine dicke Motte heran und setzte sich gerade auf seine Nase. Er jagte sie mit der Hand fort und rief:

      »Stör mich doch nicht, dumme Motte, siehst du denn nicht, daß ich noch tief in der Nacht Staatsgeschäfte erledigen muß?«

      Aber die Motte flog wieder heran und kitzelte ihn mit ihren Beinen vorne am linken Nasenloch. Krökel mußte schrecklich niesen und pustete gerade auf die Motte. Wie sie aber von der königlichen Nase angeblasen wurde, verwandelte sie sich wieder und König Krökel sah zu seinem Erstaunen einen zierlichen kleinen Brief vor sich liegen.

      »Aha!« dachte er, »das war wieder so ein schlechter Witz von der Tante Hexe. – Was gibts denn eigentlich?«

      Er nahm den Brief und las ihn. Dann ergriff er die große Klingel und klingelte. Sogleich kamen alle sieben Minister herein.

      »Der Kalendermann hat meine Nachtruhe gestört,« rief der gekränkte König, »und außerdem mit seinem dummen Februar, den kein Mensch leiden kann, meine geliebte Tochter geärgert! Schickt sofort zum Henker hin, er soll dem Kalendermann erst den Kopf abschlagen und ihn dann aufhängen!«

      Die sieben Minister machten jeder sieben tiefe Verbeugungen und gingen hinaus. Krökel gähnte und nahm wieder die Speisekarte in die Hand. Er war aber noch nicht beim Dessert angelangt, als es leise an die Türe klopfte.

      »Donnerwetter!« schrie König Krökel. »Was gibts denn nun schon wieder? Herein!«

      Die sieben Minister kamen einer nach dem andern ins Zimmer herein und der Kanzler von Sanftmut trat ein wenig vor.

      »Verzeihen der Herr König,« sagte er, »aber es geht nicht!«

      »Was geht nicht?« fragte der König.

      »Der Herr Hofoberhenker hat erklärt, daß es nicht geht,« fuhr der Minister mit trauriger Miene fort.

      König Krökel wurde ungeduldig.

      »Was nicht geht, will ich wissen!« rief er.

      »Mit Eurer königlichen Erlaubnis,« antwortete der Kanzler, »der Herr Oberhofhenker hat erklärt, daß es nicht geht, daß er dem Kalendermann zuerst den Kopf abschlage und ihn dann aufhänge.«

      »So?« rief König Krökel entrüstet. »Das geht nicht! Warum geht es denn nicht? Ich habe es doch befohlen?«

      »Verzeihen der Herr König,« erwiderte Herr von Sanftmut, »der Oberhofhenker hat gesagt, es ginge nicht, weil dann, wenn er dem Kalendermann erst den Kopf abgeschlagen habe, nachher nichts mehr da sei, um ihn dran aufzuhängen. Darum also ginge es nicht!«

      »So!« sagte der König langsam. »Darum also geht es nicht? – – Ja!« fuhr er fort und juckte sich hinter dem Ohr, »wenn es eben durchaus nicht geht, dann geht es nicht! – Aber was melden wir denn da der kleinen Prinzessin Fanfrilla, die sich beim Filetschürzchenhäkeln so sehr über den Kalendermann und seinen dummen Februar geärgert hat?«

      »Wenn ich mir erlauben dürfte,« sagte der Kanzler mit einer tiefen Verbeugung, »dem Herrn König einen Rat zu geben, so würde ich vorschlagen, den Kalendermann morgen in den Wald Surresum zu schicken, um die Prinzessin um Verzeihung zu bitten!«

      »Sehr gut, lieber Sanftmut!« nickte der König. »Sehr gut! Aber sagen Sie ihm, er soll seinen Sonntagsrock anziehen. – Und nun laßt mich jetzt endlich in Ruhe, ich bin fürchterlich müde.«

      Die sieben Minister machten wieder jeder sieben Verbeugungen und gingen ganz leise aus dem Schlafzimmer, da der König Krökel schon so laut und feierlich schnarchte, wie nur ein echter König schnarchen kann.

      Am anderen Morgen hatte die kleine Prinzessin schon ganz früh Hexstunde. Die hatte sie sehr gern, weil sie dabei ihr gelbseidenes Hängekleidchen anziehen und Ginster in die Locken stecken und einen großen Ginsterzweig in die Hand nehmen mußte. Sie stand an der zweiten Quelle, spiegelte sich und zupfte noch ein paar Blüten im Haar zurecht.

      »Ich bin wirklich eine ganz hübsche kleine Hexe!« lachte sie; und das war sie auch.

      Dann machte sie rasch wieder ein sehr ernstes Gesicht, denn die Urgroßtante kam schon am Stock aus der Hütte herausgewackelt, ein paar dicke Bücher unter dem Arm. Die Ginsterhexe setzte sich hin und die Prinzessin Fanfrilla kauerte sich zu ihren Füßen.

      »So,« sagte die Alte, »nun sag mal zuerst die Zaubersprüche, die ich dich neulich gelehrt habe.« Die Prinzessin fing an:

      »Hokus!

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