Das Mündel des Apothekers. Stefan Thomma

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Das Mündel des Apothekers - Stefan Thomma

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Tag musste ja irgendwann mal kommen. Weißt du denn schon, wer der Glückliche sein wird?«

      »Nein, aber allein die Tatsache, dass ich heiraten soll, ist schon schlimm genug. Somit platzt auch mein großer Traum, die erste studierte Ärztin von Nördlingen zu werden.«

      »Du willst Medizinerin werden? Keine Universität dieser Welt lässt ein Weib studieren!«

      »Da irrst du, mein Lieber. An der Medizinschule von Salerno sind auch Frauen zugelassen.«

      »Ach, daher warst du erst beim Stadtmedicus. Zuerst dachte ich, du wärst krank.«

      »Du spionierst mir nach?«

      Simon wurde rot und senkte seinen Blick.

      »Nun ja. Du bist kein Mädchen, das man als Junge einfach so anspricht. Ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte, und bin dir gefolgt.«

      »Hm. Ja, ich war dort. Aber auch das erste und letzte Mal.«

      »Warum? Was ist denn passiert?«

      »Ach, dieser aufgeblasene Neunmalklug. … ›Das Gehirn eines Weibes ist nicht in der Lage, die komplexen Abläufe im menschlichen Körper zu erfassen. Denn das weibliche Gehirn ist erwiesenermaßen kleiner als das des Mannes …‹ Eine Unverschämtheit war das.«

      »Schließt die Tore! Wir werden angegriffen!«, rief ein Wachmann.

      »Warum verriegeln die das Tor nicht? Mein Gott, das sind ja Hunderte«, stellte Katharina fest. Die Wachen schafften es nicht mehr rechtzeitig, das Tor zu schließen. Die ersten Soldaten waren schon auf der anderen Seite der Stadtmauer.

      Als die beiden ans Baldiger Tor schlichen, wunderten sie sich, dass es immer noch offen stand. Auch von kriegerischen Handlungen war nichts zu hören. Stattdessen waren Männer damit beschäftigt, einen Erdhügel aufzuschütten, um die Brücken vor den Toren zu blockieren.

      »Was waren das für Soldaten?«, fragte Katharina den Wachmann am Tor.

      »Schwedische Kämpfer, die uns helfen, die kaiserlichen Truppen zu vertreiben. Es wird nicht mehr lange dauern und die Katholischen werden uns belagern. Seht ihr die Häuser vor den Stadttoren? Die werden heute alle noch abgerissen, damit die kaiserlichen Truppen keine Deckung haben. Selbst die St. Emmeranskirche auf dem Totenhügel wird heute noch niedergebrannt. Macht lieber, dass ihr heimkommt.«

      Entsetzt blickten Simon und Katharina sich an.

      »Ich bringe dich nach Hause«, flüsterte Mühlbichler und legte seinen Arm um sie.

      Bürger rannten besorgt durch die Straßen und verschwanden in ihren Häusern. Ein Bub zerrte ein quiekendes Schwein in den Stall. Manch einer vernagelte die Fenster oder verbarrikadierte die Haustüre.

      Katharina und Simon schauten verwundert, als sie Soldaten vor der Apotheke sahen.

      *

      Kopfschüttelnd kontrollierte Riesinger währenddessen die langen Zahlenkolonnen in seinen Geschäftsbüchern.

      »Da stimmt doch etwas nicht!« Die Haushälterin stürmte mit ihrem Wäschekorb ins Haus, dass die Türe, vom Wind angetrieben, ins Schloss knallte. Riesinger erschrak und zuckte zusammen.

      »Herrgott, Elfriede! Jetzt kann ich von vorn anfangen!«

      »Irgendetwas scheint in der Stadt los zu sein«, berichtete sie außer Atem.

      »Was wird schon los sein? Anderen wird der Wind auch Türen und Fensterläden zuschlagen.« Im selben Augenblick stürmten Soldaten in die Offizin. Die Eingangstüre krachte gegen die Wand, dass ein Stück Putz herausbrach und auf den Dielenboden bröselte.

      »Einquartierung!«, rief der Stadthauptmann Stracke.

      »Wie bitte?«, erwiderte der Apotheker entgeistert.

      »Wir haben 500 schwedische Soldaten zu versorgen. Diese sind unter der Führung von Oberstleutnant Deubitz in die Stadt eingezogen. Ich selbst habe das Kommando über 600 Nördlinger Bürger. Habt Ihr nicht gesehen, dass an allen Ecken und Enden Vorbereitungen auf einen Angriff der kaiserlichen Truppen laufen?«

      »Ähm, nein.«

      »Wie Ihr wisst, sind die schwedischen Besatzer Protestanten wie wir. In Regensburg konnten sie die kaiserlich-bayerischen Truppen nicht mehr aufhalten. Vor vier Tagen wurde die Stadt Regensburg übergeben und wir sollen das nächste Ziel sein. Um weiterhin evangelisch zu bleiben, mussten wir die Hilfe von unseren schwedischen Freunden, Feldmarschall Horn und Herzog Bernhard, annehmen. Erste Dörfer im Ries wurden von den Katholischen bereits geplündert.«

      »Und warum erfahre ich das als Ratsmitglied erst jetzt? Wir sollen uns gegen Tausende Kaiserliche stellen?«, entgegnete Riesinger.

      »Ich führe nur die Befehle aus! Unsere Stadt ist nahezu uneinnehmbar. Vergesst das nicht. Und in einigen Tagen erwarten wir 25.000 Mann zur Verstärkung. Das sollte wohl reichen, werter Herr Apotheker. Ihr werdet zwei Offiziere bei Euch aufnehmen!« Nachdem ihn der Apotheker nur anstarrte, fuhr er fort: »Ich kann bei Euch auch vier verlauste einfache Soldaten einquartieren, wenn Euch das lieber ist.«

      »Nein, das ist schon in Ordnung. Sie sollen hereinkommen. Meine Haushälterin wird ihnen ihre Unterkunft zeigen.«

      Elfriede führte die Soldaten die Treppe hinauf, während Katharina und Simon die Offizin betraten.

      »Ah, der junge Mühlbichler hat unsere Tochter ausgeführt«, spottete der Apotheker. Seine Augen formten sich zu schmalen Schlitzen und musterten den Burschen.

      »Für dich ist es besser, du gehst jetzt. Und lass die Finger von Katharina!«

      »Aber er hat doch niemandem was getan. Im Gegenteil, er hat mich beschützt.«

      »Ich denke, wir haben uns verstanden.«

      Die junge Frau ballte ihre Fäuste, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.

      Kapitel 2

      Mit einem gewaltigen Knall schlugen die ersten Kanonenkugeln der kaiserlichen Truppen in der Stadtmauer ein. Mütter zerrten ihre Kinder nach Hause und verbarrikadierten sich. Jeder wehrfähige Bürger war in Alarmbereitschaft oder bereits auf dem Wehrgang. In einer nächtlichen Aktion gelang es den kaiserlichen Truppen, die Eger umzuleiten. Die Kornmühle stand dadurch still und Brände konnten nur noch schwer gelöscht werden.

      Nachdem Katharina mit Hilfe von Simon einige Fässer mit Wasser befüllt hatte, eilten sie ins Gerberviertel, um ihrer Freundin, der Hebamme Holzinger, zu helfen.

      »Wir müssen uns beeilen!«, trieb Mühlbichler sie

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