Bitcoin, Blockchain & Co. — Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit (überarbeitete Ausgabe 2021/22). Joe Martin
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Bitcoin, Blockchain & Co. — Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit (überarbeitete Ausgabe 2021/22) - Joe Martin страница 15
Das ist eine sehr gute, aber auch eine sehr schlechte Nachricht. Sehr gut natürlich deshalb, weil die Bitcoins immer sicher aufgehoben werden und nicht gestohlen oder gefälscht werden können. Sehr schlecht, weil man an seine Bitcoins nie wieder herankommt, wenn dieser Zugangsschlüssel, der Private Key verloren ist. Was es genau damit auf sich hat, wie das funktioniert und warum man doch immer wieder davon hört, dass Bitcoins gestohlen wurden.
Auch gingen einige Bitcoins beziehungsweise der Zugriff auf sie verloren, indem die Bitcoins beim Versand, also einem Bezahl-vorgang, schlicht und einfach an die falsche Adresse gesendet wurden. Diese Adressen gehören entweder niemandem, da das System den Transfer nur angenommen hat, weil das Format korrekt war oder die Bitcoins wurden zu einer Adresse gesendet, zu der der Private Key verschollen ist. Einige liegen auf unbestimmte Zeit auf inaktiven Konten, bei denen es unklar ist, ob sie jemals wieder aktiviert werden beziehungsweise aktiviert werden können.
Um diese verlorenen Bitcoins — korrekter gesagt Private Keys, es geht immer nur um die Private Keys, die verloren sind — ranken sich die tollsten Stories. So wird von Menschen berichtet, die auf Müllkippen mit einem Spaten gesehen wurden, als sie nach ihrem alten Computer beziehungsweise der entsorgten Festplatte, gegraben haben.
Fantastische Gesichten, wie sie Hollywood nicht besser erfinden könnte.
Bedenkt man allerdings, dass manche Leute einmal ein paar Tausend Bitcoins besaßen, dann kann man sich schon sehr gut vorstellen, dass jemand auch eine Müllhalde auf der Suche danach umgraben würde.
Vielleicht noch nicht, solange der Kurs pro Bitcoin bei 30 Cent steht. Dann wären zum Beispiel 5.000 BTC ja „nur“ 1.500 Dollar wert. Was aber bei 1 Dollar oder 10 Dollar? Wer würde nicht für 50.000 Dollar einen Spaten in die Hand nehmen? Der Kurs des Bitcoin unterliegt starken Schwankungen, aber es ist sicher, dass er zeitweise für ein paar Tausend Dollar pro Bitcoin gehandelt wurde.
Ab wann würde man einen Spaten in die Hand nehmen oder eine ganze Mannschaft mit Baggern eine Müllhalde umgraben lassen? Bei 2.500 Dollar pro Bitcoin? Bei einem Wert von 12,5 Millionen Dollar? Bei 10.000 Dollar pro Bitcoin? Spätestens dann stellt sich diese Frage doch gar nicht mehr.
Wie man Bitcoins sicher aufbewahrt, damit man gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, in den Baumarkt pilgern zu müssen, dazu später mehr.
Der erfolgreiche Miner erhält mehr als nur die neuen Bitcoins
Miner sichern also durch die energieintensive Arbeit des Minens das Bitcoin-Netzwerk. Dazu lassen die Betreiber spezielle Com-puter laufen, die eine irre Menge an Strom verbrauchen und nichts anderes tun, als eine bestimmte mathematische Formel immer wieder und wieder zu berechnen. Das machen sie so lange, bis sie ein Ergebnis gefunden haben, welches den Vorgaben des Systems entspricht.
Dann melden Sie das Ergebnis an und senden einen Datenblock an alle Nodes, die diesen dann akzeptieren, wenn der Miner richtig gerechnet hat. Als Belohnung für die Arbeit erhält der Miner 6,25 neue Bitcoins (Stand seit Sommer 2021). Aber das ist nicht alles, was er für seine Arbeit bekommt. Das könnte zu wenig Anreiz darstellen, da die Miner-Hardware, also die spezialisierten Com-puter, viel Geld kosten und der Stromverbrauch auch ins Geld geht.
Die Miner verpacken in den Blocks im Wesentlichen die Trans-aktionen, die im Netzwerk von den Teilnehmern veranlasst wurden. Diese Transaktionen, im einfachsten Falle 2 BTC von Alice an Bob, sind auch im Bitcoin-Netzwerk nicht völlig kostenfrei. Es fällt immer eine sogenannte Netzwerkgebühr an, die die Teilnehmer frei wählen können. Alice meldet also dem Miner: „Hallo Miner, bitte registriere, dass ich 2 BTC an Bob übertragen habe und dafür bezahle ich dir eine Gebühr von 0,000001 BTC.“
Natürlich sind das im Netzwerk nur Computercodes, die das Gleiche für die Maschinen aussagen, aber die Miner erhalten mit jeder Transaktion, die sie in einem Block verarbeiten, eine kleine Gebühr. Das ist von Bedeutung.
Da jeder Miner aus dem Transaktionspool, also dem Bereich, in dem alle gewünschten Transaktionen auflaufen, die Transaktion frei auswählen kann, arbeiten die Miner natürlich mit einem Algorithmus, der die Transaktionen mit den höchsten Gebühren zuerst auswählt. Wenn Alice 0,000001 BTC Gebühr für ihre Transaktion anbietet, Carol jedoch 0,000002 BTC für ihre, werden die Miner zuerst Carols Transaktion in den Block packen und dann erst die von Alice, wenn noch Platz in diesem Block ist.
Alles im Bitcoin-Netzwerk ist maximal kapitalistisch nach den Regeln eines absolut freien Marktes ausgelegt. Falls Bitcoin und Co. geeignet sind, bestehende Gesellschaftsformen nachhaltig zum Bessern zu verändern, bedeutet das keineswegs, dass diese Systeme „sozialistisch“ werden. Ganz im Gegenteil. Sie sind der Kapital-ismus in Reinform. Mit allen Vor- und Nachteilen eines solchen Systems.
Aus diesem Grund erzielen die Miner neben dem Grundein-kommen pro Block, den sie richtig errechnen, auch noch ein variables Einkommen aus der Summe der Transaktionsgebühren aller Transaktionen, die sie in dem jeweiligen Block verpackt haben. Das ist schon ein großes wirtschaftliches Incentive, denn da kommen zu den momentan 6,25 Belohnung-Bitcoin auch noch 0,5-3 weitere Bitcoins als Transaktionsgebühren hinzu. Das sind im August 2021 einfach noch einmal 20.000 bis 120.000 US-Dollar in zehn Minuten. Kein schlechter Stundenlohn — natürlich nur, wenn man der Glückliche ist, der den Block-Hash als Erster richtig berechnet hat.
Tatsächlich ist es aber nicht nur eine riesige Lotterie für den Miner, der sich 24 Stunden am Tag abstrampelt, es besteht auch noch ein gewisses Restrisiko, dass er seinen Gewinn wieder abgeben muss. Das passiert im Bitcoin-Netzwerk ein-, zweimal in der Woche und zwar dann, wenn ein anderer Miner auch einen Block zum gleichen Zeitpunkt gefunden hat.
Zehn Minuten: der Herzschlag des Systems
Jetzt bleibt noch ein weiteres Geheimnis zu lüften, um das ganze System kennenzulernen und zu verstehen. Wie gelingt es denn, dass ein Block nur alle zehn Minuten gefunden, also berechnet wird?
Nakamoto hat den Herzschlag des Systems auf zehn Minuten festgelegt, dass heißt, im Durchschnitt wird alle zehn Minuten ein Block gefunden und an die Bitcoin-Blockchain angefügt. Das ergibt sozusagen den Herzschlag des Systems. Wie wird das erreicht?
Dazu ist im Grundsystem ein unveränderlicher, weiterer Parameter eingebaut, der mit in die Formel einfließt, die die Miner berechnen müssen. Dieser Parameter ist die sogenannte „Difficulty“, also der Schwierigkeitsgrad. Dieser Parameter wird vom System alle 2016 Blocks neu angeglichen und funktioniert eigentlich ganz einfach. Das System misst, wie lange im Schnitt die vereinigte Rechenpower aller Miner gebraucht hat, um einen Block zu finden und setzt dann die Difficulty alle 2016 Blocks neu fest.
Wenn die Miner durch mehr angeschlossene Miner und damit mehr Rechenpower im Netz schneller als zehn Minuten waren, wird die Difficulty erhöht und die Miner müssen entsprechend länger raten und mehr Durchgänge berechnen, bevor sie den richtigen Wert für einen Block errechnet haben. Eigentlich ganz einfach.
Dieses System ist eine der genialen Ideen von Nakamoto, denn dadurch werden automatisch zusätzliche Sicherheitsfaktoren aktiviert. Die Blockzeit von zehn Minuten gilt natürlich nur als Durchschnittswert aller Blocks seit der letzten Korrektur der Difficulty. Manche Blocks werden nämlich sehr viel schneller gefunden, weil es im Grunde nur eine Lotterie ist. Ein Glücksgriff eines Miners ist nicht auszuschließen und kommt häufiger vor, als man annehmen könnte. Deshalb