Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit. Johannes Schilling
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Der Begriff Theorie ist etymologisch von dem griechischen Verb „theorein“ abgeleitet, was so viel wie schauen, durchschauen bedeutet. Das griechische Substantiv „theoria“ bedeutet: durchschauen eines Zusammenhangs, reine Erkenntnis, wissenschaftliche Lehre, die der Forschung und Entwicklung wissenschaftlich begründeter Praxis dient. Wissenschaften fassen ihre Erkenntnisse in Theorien zusammen.
acht Funktionen
Kron beschreibt acht Funktionen didaktischer Theorien. Sie können
1.zum Verstehen und zum Erklären sowohl individueller als auch allgemeiner sozialer Tatbestände bzw. Gegebenheiten angewendet werden.
2.bei Programmen Anwendung finden.
3.zur Prüfung ihrer kognitiven Qualitäten dienen.
4.zur Kritik an anderen Theorien eingesetzt werden.
5.zur Produktion neuer Theorien verwendet werden.
6.zur kritischen Analyse und regelgeleiteten Veränderungen sozialer Wirklichkeit, also der Praxis dienen.
7.in didaktische Modelle transformiert werden. Didaktische Modelle können zur Lösung praktischer Forschungsprobleme Verwendung finden.
8.als Hypothesenrahmen für empirische Lehr-, Lern-, Schul-, Bildungs- und Unterrichtsforschung dienen (Kron et al. 2014, 55).
drei Grade
Man unterscheidet drei Grade von Theorien:
1.Erster Grad: Alltagstheorien,
2.Zweiter Grad: Handlungstheorien und
3.Dritter Grad: Gegenstandstheorien (reflektiertes Handlungswissen).
Wesen einer Theorie
Das Wesen einer Theorie ist es,
„eine Sache, die nicht gleich offen zutage liegt, anschaulich und verständlich zu machen. Zu diesem Zweck enthalten wissenschaftliche Theorien […] zum einen eine Menge Fachbegriffe, um Situationen und Verhaltensweisen zu definieren und präzise zu beschreiben. Zum anderen kann der wissenschaftlich Informierte aus seiner Kenntnis der theoretischen Zusammenhänge heraus Erklärungen für ein Verhalten anbieten. Dabei erweitert sich sein Wissen als übertragbar auf neue Situationen. […] Alle Theorien sind mehr oder weniger abstrakt. Das ist kein Mangel, der ihnen vorzuwerfen wäre, sondern ihr Wesen. Sie abstrahieren von konkreten Situationen, sie ziehen aus Einzelsituationen das Typische heraus und versuchen, es übersichtlich darzustellen und zu erklären. Deshalb besteht immer eine mehr oder weniger große Kluft zwischen Theorie und Praxis: Die Theorie macht nur allgemeine Aussagen, bleibt abstrakt, ohne Kontext, ohne Sitz im Leben und fern von Praxis. Die Praxis dagegen begegnet uns immer als konkrete Praxis, als besondere Aufgabe. […] Deshalb ist keine noch so gute Theorie geeignet, den SozialarbeiterInnen zu sagen, wie sie in einer bestimmten Situation handeln sollen.“ (Martin 2005, 53f.)
46 Theorien
Für die Didaktik als handlungsorientierte Sozialwissenschaft sind inzwischen viele Theorien entwickelt worden, die sich z.T. überschneiden oder in Konkurrenz oder sogar im Gegensatz zueinander stehen. Kron zählt insgesamt 46 Theorien auf, die er als theoretische Ansätze bezeichnet. Sie alle hier aufzuzählen, würde zu weit führen. Ich verweise auf die entsprechende Quelle (Kron et al. 2014, 65).
Vielfalt von theoretischen Ansätzen
Die Vielfalt von theoretischen Ansätzen macht ein Dreifaches deutlich:
1.Es gibt nicht die didaktische Theorie; es besteht kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
2.Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen.
3.Es kann sich nur um offene Theorieansätze handeln. Besonders auf Grund der Heterogenität des Berufsfeldes Sozialer Arbeit ist diese Erkenntnis unabdingbar.
1.2.3 Didaktik – ein Modell
Noch einen letzten, dritten Begriff gilt es im Zusammenhang mit Didaktik zu klären: Was versteht man unter einem Modell?
Sehen Sie einen Unterschied zwischen einer Theorie und einem Modell?
Modell
Vorform
Unter einem Modell versteht man eine Reduzierung einer komplexen Theorie auf ihre wesentlichen Strukturen. Da eine Theorie eher abstrakt ist, versuchen Modelle theoretische Aussagen für die Praxis durchschaubar, verständlich und brauchbar zu übersetzen. Modelle sind demnach eine Vorform einer Theorie. Sie enthalten einerseits Elemente, die noch nicht zu einer Theorie verknüpft sind, die aber zur Hypothesenbildung herangezogen werden können. Andererseits reduzieren Modelle die Komplexität von Handlungszusammenhängen auf einige bedeutsame Elemente. Sie vereinfachen die Wirklichkeit und können Handeln somit vorbereiten.
Mittlerrolle
Modelle nehmen somit sowohl in Bezug auf die Theoriebildung als auch im Hinblick auf die Praxis eine Mittlerrolle ein (Kron et al. 2014). Ihnen kommt eine besondere Bedeutung für praktisches Handeln zu.
Das Verhältnis von Theorie, Modell und Praxis kann man folgendermaßen darstellen:
Wissenschaft – Theorie – Modell – Praxis
1.3 Zusammenfassung: Anregung für eine Didaktik Sozialer Arbeit
Die bisherigen Ausführungen will ich zusammenfassen und die Frage beantworten, ob eine Didaktik Sozialer Arbeit eine Wissenschaft ist und ob man von einer Theorie oder eher von einem Modell sprechen sollte.
Soziale Arbeit ist eine Handlungswissenschaft, die auf sozialwissenschaftlichen Theorien basiert. |
Didaktik als Teildisziplin
Soziale Arbeit versteht sich als eigenständige, wissenschaftliche Disziplin. Sie steht in Kooperation mit Nachbardisziplinen wie z.B. Philosophie, Anthropologie, Psychologie, Soziologie, Pädagogik u.a.m. Diese Nachbardisziplinen haben in Bezug auf eine relativ junge Didaktik Sozialer Arbeit wichtige Forschungsergebnisse erarbeitet, an denen sich die Didaktik Sozialer Arbeit orientieren kann bzw. sollte.
Unter Didaktik versteht man kurz gefasst: Didaktik ist die Wissenschaft vom Lehren und Lernen.
Es gibt viele didaktische Theorieansätze. Theorien sind sehr abstrakt formuliert und daher oft schwer verständlich. PraktikerInnen stehen ihnen recht skeptisch gegenüber. Eine Mittlerrolle zwischen Theorie und Praxis nehmen Modelle ein. Sie vereinfachen die Erkenntnisse einer Theorie und können Handeln in der sozialen Praxis vorbereiten.
In Bezug auf unser Thema Didaktik Sozialer Arbeit führen uns all diese Überlegungen über Wissenschaft, Theorie und Modell zu dem Ergebnis:
1.Didaktik ist eine Wissenschaft. Jede Lehre, die ein System, d.h. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes von Erkenntnissen ist, nennt man Wissenschaft.
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