Social Web. Anja Ebersbach

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Social Web - Anja Ebersbach

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style="font-size:15px;">      Aktuell erleben wir mit dem sogenannten Flat-Design, einem grafisch minimalistischen Gestaltungsstil, bereits eine neue Generation der Web 2.0-Ästhetik, die den Anforderungen des mobilen Webs besser entspricht.

      Ein Teilbereich des Web 2.0 ist das »Social Web«.2 Der Begriff fokussiert auf die Bereiche des Web 2.0, bei denen es nicht um neue Formate oder Programmarchitekturen, sondern um die Unterstützung sozialer Strukturen und Interaktionen über das Netz geht. Einen Ausgangspunkt für eine Definition bietet Hippner (2006), der jedoch den Begriff »Social Software« verwendet. Dieser umfasst für ihn:

      • »webbasierte Anwendungen,

      • die für Menschen,

      • den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und die Kommunikation

      • in einem sozialen Kontext unterstützen.«

      Gegenstand sozialer Software sind also Programme oder dynamische Webseiten, die die Techniken des Internets als Trägermedium für sich nutzen. Es geht dabei nicht primär darum, Verbindungen zwischen Servern herzustellen oder Daten auszutauschen, sondern Menschen als Zielpublikum dabei zu helfen, bestimmte zwischenmenschliche Interaktionen auszuführen. Diese bewegen sich vor allem in den Bereichen Austausch von Informationen oder Wissen, Herstellung von Kontakten zu anderen Personen und Unterhaltung mit diesen über das Internet. Diese Interaktionen finden innerhalb eines definierbaren Netzwerks statt, sind also zielgerichtet und durch Regeln gebunden. Hippner ergänzt seine Beschreibung noch um eine Reihe »spezifischer Prinzipien«, die wir weiter unten diskutieren werden.

      Diese Definition ist in vielen Teilen auf das Social Web anwendbar. Jedoch sind hier Adaptionen nötig. Während Hippner von »webbasierten Anwendungen« spricht, nimmt er beispielsweise Instant Messaging mit auf, das nicht auf dem WWW aufsetzt. Wir plädieren dafür, das WWW als hartes Kriterium vorauszusetzen. Andere Plattformen benötigen jeweils eigene Software, während webbasierte Anwendungen im von uns gebrauchten Sinn im Browser laufen und nicht von externen Komponenten abhängen. Damit ist auch eine Abgrenzung von vielen Online-3D-Infrastrukturen wie Second Life möglich. Auch erweiterte Techniken wie Java oder Flash werden wir in diesem Buch weitestgehend ausklammern, obwohl durch die fast flächendeckende Verbreitung der entsprechenden Plug-ins hier möglicherweise von einer Kerntechnik des WWW gesprochen werden könnte.

      Die Bereiche, in denen Anwendungen des Social Webs eingesetzt werden, sind zu erweitern und anzupassen. Neben dem Austausch von Informationen ist auch deren Erstellung von entscheidender Bedeutung. Wie wir in Kapitel 3.1.5 argumentieren werden, ist die elektronische Vernetzung eine entscheidende Voraussetzung für kollaborative Verfahren, die in vielen Bereichen des Social Webs eingesetzt werden, um gemeinsam etwas Neues zu schaffen. Anders als bei der individuellen Inhaltserstellung kann dieser kreative Akt ohne die Plattformen im Netz nicht stattfinden. Wir sehen daher die Kollaboration als eine wesentliche Dimension der sozialen Interaktion im Netz an. Des Weiteren werden Beziehungen im Social Web nicht nur aufgebaut, sondern auch aufgefrischt oder gepflegt, wenn dies anderweitig nicht mehr so leicht möglich wäre. Festzustellen ist, dass gerade in sozialen Netzwerken die Rückbindung an realweltliche Gruppen enorm ist, ja diese sogar häufig vor einer Kontaktaufnahme im Social Web bestehen. Beziehungspflege scheint daher ein wesentliches Moment der Partizipation in diesem Bereich darzustellen.

      Der Begriff »sozial« ist im Englischen doppeldeutig und wird mit »gesellschaftlich« oder »gesellig« übersetzt. Er besitzt also sowohl eine gesellschaftliche als auch eine gemeinschaftliche Dimension. Während sich Mitglieder einer Gesellschaft dieser aus rationalen Gründen und Zwecküberlegungen anschließen, überwiegt bei der Gemeinschaft ein emotionales Moment. Beide können im Social Web gefunden werden. Dies gilt sowohl bei der Wahl der Plattformen, auf denen die Webnutzer partizipieren, als auch bei der Art der Teilnahme. Daher ist diesen unterschiedlichen Zielsetzungen in der Definition Rechnung zu tragen.

      Social Software zielt auf Programme und Anwendungen ab. So sprechen Koch und Richter (2009, S. 12) in ihrer Definition des Begriffes von »Anwendungssysteme[n], die unter Ausnutzung von Netzwerk- und Skaleneffekten, indirekte und direkte zwischenmenschliche Interaktion (Koexistenz, Kommunikationen, Koordination, Kooperation) auf breiter Basis ermöglichen und die Identitäten und Beziehungen ihrer Nutzer im Internet abbilden und unterstützen.« In der Unterscheidung sind unter Social Web auch die bereitgestellten Daten sowie das soziale Geflecht der Beteiligten untereinander subsumiert. Diese tragen ganz wesentlich zur Attraktivität der Plattformen und deren Nutzen für die Websurfer und somit deren Erfolg bei. Die bereitgestellten Daten bieten die Grundlage für einen kom munikativen Austausch über die Plattform, der sonst nicht stattfinden würde. Social-Web-Anwendungen ohne zugehörige Community sind nicht denkbar, sie gehört als zwingende Voraussetzung dazu, um diesen Titel tragen zu können.

      Wir schlagen in der Konsequenz des Gesagten vor, »Social Web« wie folgt zu definieren.

      Das »Social Web« besteht aus:

      • (im Sinne des WWW) webbasierten Anwendungen,

      – die für Menschen

      – den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und deren Pflege, die Kommunikation und die kollaborative Zusammenarbeit

      – in einem gesellschaftlichen oder gemeinschaftlichen Kontext unterstützen, sowie

      • den Daten, die dabei entstehen und

      • den Beziehungen zwischen Menschen, die diese Anwendungen nutzen.

      Betrachtet man die Anwendungen des Social Webs, so kristallisieren sich einige Prinzipien heraus, die allen diesen Formen mehr oder weniger gemeinsam sind (vgl. Hippner 2006):

      • Im Mittelpunkt steht das Individuum bzw. die Gruppe. Funktionen der Kommunikation untereinander sind wesentlich für eine Social-Web-Anwendung. Fast alle Dienste sind personalisiert, so dass die Aktionen des Einzelnen nachvollziehbar werden. Das steht im Gegensatz zu Programmen oder herkömmlichen Webseiten, die quasi anonym genutzt werden.

      • Das Individuum integriert sich in die Gruppe. Einzelkämpfer, die auf Kosten der Community arbeiten, werden nicht gerne gesehen. Das ist auch verständlich. Viele Teilnehmer in Social-Web-Anwendungen stecken viel Energie in den Aufbau der Community, sie leisten dabei kostenlose Arbeit. Wer sich hier nicht integriert, stört diesen Aufbau.

      • Personen, Beziehungen, Inhalte und Bewertungen sollen sichtbar gemacht werden. Es herrscht eine große Transparenz hinsichtlich der Aktionen, Daten und Zusammenhänge in Social Webs.

      • Grundlage ist die Idee der Selbstorganisation. Es werden keine starren Verhaltensregeln oder Datenstrukturen vorgegeben. Die Community passt die Inhalte an ihre Bedürfnisse an und macht eine Plattform zu ihrem Medium. Dazu gehört auch, gewisse Verhaltensnormen herauszubilden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer »Demokratisierung« des Webs.

      • Es wird eine soziale Rückkopplung beispielsweise in Form von Social Ratings gegeben. Freiheit der Selbstorganisation wird dadurch in Bahnen gelenkt. Beiträge werden bewertet und können nach diesen Bewertungen geordnet werden. Somit werden diejenigen belohnt, die Inhalte beisteuern, die eine bestimmte Community gerne sieht.

      • Der Fokus liegt weniger auf der einzelnen Information, sondern vielmehr auf der Struktur, die aus der Verknüpfung derselben erwächst. Erst, wenn die Beiträge verbunden und miteinander in Beziehung gesetzt werden, können die Inhalte ihre Stärke ausspielen. Es wird eine Art kollektives Wissen aufgebaut.

      Mit dieser

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