Vertrauen. Niklas Luhmann

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Vertrauen - Niklas  Luhmann

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mehr durch eine Grenze zum Unvertrauten und daher Fremden und Feindlichen abgesichert werden kann. Geschichte kann dann nicht mehr als erinnerbare Erfahrung, sondern nur noch als schon entschiedene Struktur sozialer Systeme Vertrauensgrundlage sein, und das Vertrauen muß sich auf diese Systeme selbst beziehen.

      [25]Diese Hypothese ist im Hinblick auf die Struktur und die wachsende Eigenkomplexität sozialer Systeme gewonnen worden. Sie läßt sich durch eine transzendentale Reflexion wiederholen und vertiefen, die nicht auf die Komplexität sozialer Systeme, sondern auf die durch sie ermöglichte Komplexität der Welt abstellt. Die Ausweitung der Weltvorstellung zu größerer Komplexität kündigt sich seit der beginnenden Neuzeit vor allem in zwei zusammenhängenden Ereignisreihen an: in der Wendung der philosophischen Metaphysik ins Subjektive und in der Beschränkung des Bereichs eigentlicher Wahrheit auf die positiven Wissenschaften. In beiden Fällen bleibt die Veränderung des Stils der Intersubjektivität zunächst unbedacht.

      Die cartesianische Wendung der Metaphysik setzt die Bewußtheit des an sich selbst denkenden Denkens an jene Stelle, die vordem das dem Bewußtsein vorliegende Sein des Seienden eingenommen hatte. Aber die Selbstbewußtheit des Denkens wird als innere Erfahrung des Einzelmenschen gesehen und auf dieser Grundlage lediglich verallgemeinert, nicht aber als intersubjektiver Prozeß der Konstitution von Sinn und Welt wirklich erforscht. Die positiven Wissenschaften reduzieren das wahrheitsfähige Wissen auf die Funktion der Ordnung des Verhältnisses von Wahrnehmung und Begriff in der Annahme, daß sowohl Wahrnehmungen als auch Begriffe, vor allem aber die Übereinstimmung beider, zu eindeutiger intersubjektiver Gewißheit festgestellt und gegen die Willkür des alter ego gesichert werden könnten. So ist es zu einer immens erfolgreichen wissenschaftlichen Forschung gekommen, die sich nun zunehmend damit begnügt, ihre Methoden durch ihre Erfolge zu rechtfertigen, ohne die Fragen zuzulassen, was mit jenen Wissensbereichen geschieht, in denen diese intersubjektive Gewißheit nicht erreichbar ist, und welchen Sinn es überhaupt hat, intersubjektive Gewißheit anstelle der altvertrauten Evidenz zum Wahrheitskriterium zu machen.

      Für unser besonderes Problem des Vertrauens ergibt sich aus dieser allgemeinen Diagnose die Vermutung eines Stilwandels auf dem Wege zu größerer, bewußter verarbeiteter Komplexität.

      [27]In einer Vorschau auf die folgenden Kapitel läßt diese Vermutung sich wie folgt skizzieren: Auf dem Boden der alltäglichen Weltvertrautheit ist Vertrauen zunächst personales (und damit begrenztes) Vertrauen. Es dient der Überbrückung eines Unsicherheitsmomentes im Verhalten anderer Menschen, das wie die Unvorhersehbarkeit der Änderungen eines Gegenstandes erlebt wird. In dem Maße, als der Bedarf für Komplexität wächst und der andere Mensch als alter ego, als Mitverursacher dieser Komplexität und ihrer Reduktion, in den Blick kommt, muß das Vertrauen erweitert werden und jene ursprünglich-fraglose Weltvertrautheit zurückdrängen, ohne sie doch je ganz ersetzen zu können. Es wandelt sich dabei in ein Systemvertrauen neuer Art, das einen bewußt riskierten Verzicht auf mögliche weitere Information, sowie bewährte Indifferenzen und laufende Erfolgskontrolle impliziert. Systemvertrauen läßt sich nicht nur auf soziale Systeme, sondern auch auf andere Menschen als personale Systeme anwenden. Diesem Wandel entspricht, wenn man auf die inneren Voraussetzungen des Vertrauenserweises achtet, ein Übergehen von primär emotionalen zu primär darstellungsgebundenen Vertrauensgrundlagen.

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