Vertrauen. Niklas Luhmann
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1 Die deutlichste Formulierung jetzt T. Parsons 1970, S. 30 ff. Ähnlich bereits J. Piaget 1955, insb. S. 275 ff., für psychische Systeme.
2 Das Forschen nach einem ursprünglicheren als dem alltäglichen bzw. dem wissenschaftlichen Zeitbegriff ist namentlich durch Bergson und Husserl eingeleitet worden. Siehe H. Bergson 1889 und E. Husserl 1928.
3 Bergson und Husserl nennen diesen Befund selbst schon „Zeit“. Husserl allerdings räumt später ein: „Im Grunde ist die Urzeit noch nicht ernstlich Zeit“ (Manuskript C 7 I, S. 17, zitiert nach G. Brand 1955, S. 96).
4 Diese notwendige Gegenwärtigkeit aller Bestände ist in der heutigen objektivistischen Wissenschaftseinstellung nicht angemessen zu begreifen. Es ist denn auch kein Zufall, daß Denker von einiger Konsequenz sich Bestände überhaupt nur als Summe gleicher Ereignisse vorstellen können. Das besagt zum Beispiel der Begriff event-structure. Siehe seine Verwendung bei J. Dezvey 1926, S. 72; bei F. H. Allport 1955, S. 614 ff.; oder bei S. F. Nadel 1957, S.127 ff. Für die Theorie des Vertrauens ist dagegen die unumgängliche Gegenwartsbezogenheit aller Bestandssicherheit eine wesentliche Einsicht, ohne welche das Zeitproblem des Vertrauens nicht begriffen werden kann.
5 Eine solche Auffassung ist im Anschluß an J. E. McTaggart 1908 ausgiebig diskutiert worden. Als neuere Stellungnahme siehe R. M. Gale 1968 mit weiteren Hinweisen. Dieser Diskussion liegt allerdings eine weniger geschlossene Problemkonstruktion zu Grunde, nämlich nur der Unterschied einer Zeitauffassung, die eine Bewegung von Positionen aus der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft berücksichtigt, zu einer solchen, die lediglich auf die unumkehrbare Reihenfolge abstellt. Die anschließende Diskussion ist deshalb über die Schwierigkeiten der Interpretation dieses Unterschieds nicht hinausgekommen.
6 Zur Funktion von Negationen einige Bemerkungen in J. Habermas und N. Luhmann 1971, S. 35 ff.
7 Dazu kurz aber treffend: G. H. Mead 1938, S.175.
8 Die Ungleichzeitigkeit dieser beiden Zeitbestimmungen ist logisch eine Vorbedingung der Möglichkeit von Selektionen. Trotzdem wird sie im Zeiterleben normalerweise nicht mitbedacht und von der neueren Logik temporaler Aussagen sogar explizit geleugnet. Vgl. z. B. A. N. Prior 1957, S.10; ders. 1968, S. 8; N. Rescher 1968, S. 214.
9 Vgl. etwa: R. F. Bales 1951; T. Parsons, R. F. Bales, E. A. Shils 1953; T. Parsons, R. F. Bales 1955; Ph. E. Slater 1959, S. 300–310; J. W. Thibaut, H. H. Kelley 1959, S. 278 ff.; Ph. M. Markus 1960, S. 54–59; A. Etzioni 1961, insb. S. 91 f. u. ö.; ders. 1965, S. 688–698. Vgl. ferner die bei Durkheim entlehnte Unterscheidung von instrumentellen und konsumatorischen Problemvariablen, mit deren Hilfe Parsons die Zeitachse seiner Theorie des Aktionssystem konstruiert; so z. B T. Parsons 1959, S. 3–38 (5 ff.).
10 Mißlich ist vor allem, daß die Kleingruppenforschung die Befriedigung der sozio-emotionalen Bedürfnisse von Gruppenmitgliedern durch expressives Handeln als ein internes, die Zweckerfüllung und alles, was dazu notwendig ist, dagegen als ein externes Problem ansieht, also den Gegensatz von expressiven und instrumentellen Variablen mit der das System konstituierenden Innen/Außen-Differenz verquickt. Dabei ist stillschweigend vorausgesetzt, daß eine Gruppe aus Personen mitsamt ihren konkreten persönlichen Bedürfnissen besteht und nicht nur aus Rollen – eine Auffassung, die in der Soziologie seit längerem als unhaltbar erkannt und aufgegeben worden ist. Legt man die soziologische Systemtheorie zugrunde, wird es unausweichlich, auch die Befriedigung der sozio-emotionalen Bedürfnisse der Gruppenmitglieder als ein externes Systemproblem anzusehen. Die Unterscheidung und Trennung von expressiven und instrumentellen Aspekten, Handlungen oder gar Rollen erscheint dann als sinnvolle Differenzierung des Stils, in dem ein System mit verschiedenen Umwelten verkehrt, nämlich mit seinen Mitgliedern einerseits, den Nichtmitgliedern andererseits.
11 So im Prinzip auch T. Parsons. Vgl. z. B.1961, S. 324;1970, S. 31 f.
12 Für die herrschende Zeittheorie ist es bezeichnend, daß Parsons den Gegenwartsbezug des expressiven Verhaltens nur als „Verbrauch“, also als Ereignis, zu erfassen vermag und daher die Dichotomien instrumentell-expressiv und instrumentell-konsumatorisch gleirhsinnig verwendet.
13 Die in der oben (Anm. 9) angegebenen Literatur behandelten Doppelführungstheorien und im weiteren Sinne alle Versuche der human relations-Bewegung, gefühlsbildende Gruppenprozesse in den Dienst von Organisationszwecken zu stellen, sind ein Beispiel dafür. In der allgemeinen Theorie der Darstellung sozialer Identitäten sind die Schriften von Erving Goffman für diese Perspektive bezeichnend. Vgl. insb.: E. Goffman 1959. Für den Bereich der Politik siehe etwa M. Edelman 1964.
14 Dieses gemeinsame Altern ist, wie namentlich Alfred Schütz immer wieder betont hat, eine Bedingung der intersubjektiven Konstitution der Zeit. Vgl. A. Schütz 1932, S. I 11 ff., und weitere Ausarbeitungen in den späteren Aufsätzen, gesammelt in: A. Schütz 1962,1964 und 1966, passim.
15 Auf Möglichkeiten einer solchen Symbiose von Vertrauen und Verdacht werden wir im 9. Kapitel über Vertrauen in Vertrauen zurückkommen.
16 Ideengeschichtlich gesehen, tritt dieses Konzept an die Stelle der ontologischen Temporalisierung des Seins auf der Basis der Bewegungsvorstellung, die die Universalität der Zeitlichkeit verbinden mußte mit der Vorstellung, daß sich alles bewegt.
17 Siehe z. B. E. Frenkel-Brunswik 1949; P. R. Hofstätter 1959, S. 160ff. Nachstehend auch: J. W. Atkinson 1957.
18 Vgl. F. H. Tenbruck 1972.
19 Vgl. T. Parsons 1959 b, insb. S. 96f.