Glaube. Группа авторов

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δὲ πίστις ἐλπιζομένων ὑπόστασις,

      πραγμάτων ἔλεγχος οὐ βλεπομένων.

      (»Es ist aber der Glaube ein Dasein von Erhofftem,

      ein Nachweis [,der ausgeht] von Angelegenheiten, die nicht gesehen werden.«)

      (Übersetzung Karrer 2008: 258).

      Es handelt sich um einen synthetischen Parallelismus. Die Aussage des ersten Satzteils wird mit derjenigen des zweiten Satzteils vereinigt, so dass insgesamt eine neue Aussage entsteht. Mit ὑπόστασις wird auf etwas »Feststehendes, Vorhandenes« abgehoben, welches in der πίστις gegeben ist. Dieses Feststehende oder Vorhandene des Glaubens besteht in der Wirklichkeit der erhofften Dinge oder des Erhofften. Dieses ist also vorhanden, feststehend, nicht aber unsicher. Der Gedanke wird im zweiten Teilsatz fortgeführt, insofern ein ἔλεγχος, ein »Nachweis« oder »Beweis« eingeführt wird. Der Beweis besteht in πραγμάτων, also in »Angelegenheiten (Tatsachen, Wirklichkeiten, Verhältnissen)«. Dem wird man zustimmen, denn was anderes als Tatsachen soll Beweiskraft haben? Nun aber spricht der Verfasser von Angelegenheiten, die man nicht sieht. Er denkt an die unsichtbare Welt, deren Vorhandensein er so gewiss ist, dass er sie als Beweis anführt. Was sagt also die definitionsartige Beschreibung? Die unsichtbare und jenseitige Welt, die gegenwärtig erhofft wird, ist eine Realität. Der Glaube bezieht sich auf diese himmlische Welt, ja der Glaube selbst ist Nachweis der Existenz dieser jenseitigen und unsichtbaren Wirklichkeit. Der Verfasser »macht den Glauben zur (objektiven) ›Garantie des Heils‹« (Gräßer 1997: 97; 1965). In dieser Ausrichtung können die Glaubenden an die großen Vorbilder, die Kap. 11 anschließend einführen wird, anknüpfen, da auch diese ganz auf die unsichtbare Wirklichkeit Gottes in ihrem Leben gesetzt haben. Hebr 11,1 liefert hier ganz sicher nicht mehr als eine Kontext-Definition, die auf die Standhaftigkeit des Glaubens abzielt, nicht aber einen Versuch, das Wesen des Glaubens umfassend zu beschreiben. Religionsgeschichtlich berührt sich der Hebräerbrief hier wie auch an anderen Stellen mit dem mittleren Platonismus, in dem das sichtbare Leben durch einen Gegensatz zur unsichtbaren himmlischen Welt relativiert wird. Innerhalb des hellenistischen Judentums hat Philo von Alexandrien am Beispiel Abrahams ganz ähnlich wie Hebr 11,1 argumentiert (Neuer Wettstein 1996: 1178):

      |59|»… denn die Seele, die sich von einer guten Hoffnung abhängig macht, welche noch über ihr schwebt, – die auch das für unzweifelhaft gegenwärtig betrachtet, was noch nicht da ist, nur wegen der Verlässlichkeit des Verheißenden, hat den Glauben, das vollkommene Gut, den Kampfpreis erlangt« (Philo migr. 44; vgl. auch Abr. 275).

      9. Glaube im Neuen Testament

      Versuchen wir eine knappe Bündelung, auch wenn längst nicht alle Texte des Neuen Testaments zum Thema Glaube angesprochen werden konnten. Πίστις (»Glaube«) erscheint oftmals als ein Sammelbegriff, der das Christsein umfassend beschreibt. Glaube ist das Identitätsmerkmal der Kirche und des einzelnen Christen, deren Existenz von Glaube bestimmt ist. Das Substantiv πίστις und das Verb πιστεύειν (»glauben«) umfassen ein breites Bedeutungsspektrum in religiöser und profaner Rede, das sich auch im neutestamentlichen Sprachgebrauch niedergeschlagen hat. Vor allem durch Paulus und Johannes wird die Begrifflichkeit zur Beschreibung der wechselseitigen Christusbeziehung eingeführt und somit in ein neues Koordinatensystem eingezeichnet. Der Glaube wird zur Signatur des christlichen Lebens und er umfasst alle Dimensionen der Einstellungen und Hoffnungen des Christen, auch dessen Handlungen. Im Glauben partizipiert der Christ an den Heilsgütern, die metaphorisch mit Leben, Wahrheit, Weg u.a. benannt werden. Demgegenüber tritt das sog. doxastische Moment des Glaubens, dem es um das Fürwahrwalten bestimmter Aussagen geht, merklich zurück. In den Pistis-Formeln hat es eher die Gestalt des Vertrauens.

      Quellen- und Literaturverzeichnis

      1. Quellen

      Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung. Lutherbibel revidiert 2017. Mit Apokryphen, Stuttgart 2016.

      Neues Testament: Novum Testamentum Graece (Nestle-Aland), hrsg. v. Barbara Aland/Kurt Aland u.a., Stuttgart 282012.

      LXX: Septuaginta: Das Alte Testament Griechisch. Editio altera, hrsg. v. Alfred Rahlfs/Robert Hanhart, Stuttgart 42014.

      Hage, Wolfgang: Die griechische Baruch-Apokalypse, JSHRZ V/1, Gütersloh 1974.

      Uhlig, Siegbert: Das äthiopische Henochbuch, JSHRZ V/6, Gütersloh 1984.

      |60|Philo, Allegorical Interpretation of Genesis II.III. (Legum Allegoria), LCL 226 (Philo in ten volumes and two supplementary volumes), London 1981.

      Philon d’Alexandrie, De Abrahamo, Les Œuvres de Philon d’Alexandrie 20, Gorez, Jean (ed.); Arnaldez, Roger (ed.), Paris 1966.

      Plutarch’s Moralia in Fifteen Volumes, II 86B-171F; V 351C-438E, with an English Translation by Frank Cole Babbitt, LCL, London 1962; IX 697C-771E with an English Translation by Edwin L. Minar – F.H. Sandbach – W.C. Helmhold, LCL, London 1961.

      4QMMT = 4Q394–399, in: Die Qumran-Essener: Die Texte vom Toten Meer (Bd. 1–3) II, hrsg. v. Johann Maier, München 1995–1996, 361–376.

      Das Evangelium nach Thomas (NHC II,2), bearb. von Jens Schröter/Hans-Gebhard Bethge, in: Nag Hammadi Deutsch 1. Bd.: NHC I,1–V,1 (Koptisch-Gnostische Schriften II), GCS.NF 8, Berlin/New York 2001, 151–181.

      Neuer Wettstein. Texte zum Neuen Testament aus Griechentum und Hellenismus Band II/1 und II/2. Texte zur Briefliteratur und zur Johannesapokalypse, hrsg. v. Georg Strecker/Udo Schnelle, Berlin/New York 1996.

      2. Sekundärliteratur

      Barth 1975: Barth, Gerhard: Glaube und Zweifel in den synoptischen Evangelien, ZThK 72 (1975), 269–292; wiederabgedruckt in: ders., Neutestamentliche Versuche und Beobachtungen, Waltrop 1996, 135–167.

      Barth 1982: Barth, Gerhard: Pistis in hellenistischer Religiosität, ZNW 73 (1982), 110–126; wiederabgedruckt in: ders., Neutestamentliche Versuche und Beobachtungen, Waltrop 1996, 169–194.

      Barth 1992: Barth, Gerhard: πίστις, πιστεύω, EWNT III, 21992, 216–231.

      Brandenburger 1988: Brandenburger, Egon: Pistis und Soteria. Verstehenshorizonte von ›Glaube‹ im Urchristentum, ZThK 85 (1988), 165–198.

      Bultmann 1959: Bultmann, Rudolf: πιστεύω κτλ, ThWNT 6, Stuttgart 1959, 174–230.

      Bultmann 1984: Bultmann, Rudolf: Theologie des Neuen Testaments, durchgesehen und ergänzt von Otto Merk, Tübingen 91984.

      Dalferth 1992: Dalferth, Ingolf U.: Über Einheit und Vielfalt des christlichen Glaubens. Eine Problemskizze, in: Härle, Wilfried/Preul, Reiner (Hgg.): Glaube, MJTh IV, Marburg 1992, 99–137.

      Dobbeler, von 1987: von Dobbeler, Axel: Glaube als Teilhabe. Historische und semantische Grundlagen der paulinischen Theologie und Ekklesiologie des Glaubens, WUNT II 22, Tübingen 1987.

      Gräßer 1965: Gräßer, Erich: Der Glaube im Hebräerbrief, MThSt 2, Marburg 1965.

      Gräßer, 1997: Gräßer, Erich: An die Hebräer, EKK XVII/3, Zürich/Neukirchen-Vluyn 1997.

      Haacker

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