Glaube. Группа авторов

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θεῷ; ἐὰν μάθῃ, ὅτι πάντα τὰ ἄλλα τρέπεται, μόνος δὲ αὐτὸς ἄτρεπτός ἐστι/»wie soll man Gott glauben? Wenn man lernt, dass alle Dinge sich wandeln, er allein aber unveränderlich ist«).

      2.3. Hellenismus

      Gerhard Barth hat im Anschluss an Dieter Lührmann dessen These, dass der nichtjüdische und pagane Hellenismus einen religiösen Gebrauch von πίστις (»Glaube«) und πιστεύειν (»glauben«) nicht kenne, in Frage gestellt und nach gründlicher Überprüfung und Besprechung des griechisch-hellenistischen Materials völlig andere Ergebnisse vorgelegt (Barth 1982; dann auch Schunack 1999). Vor allem bei Plutarch (ca. 45–125 n. Chr.), aber auch bei anderen Schriftstellern, finde sich der religiöse Gebrauch von πιστεύειν bezogen auf Götter, die Tyche, die Orakel, religiöse Rede, Wunder und Gottesverehrung »häufiger […] als anderswo« (181). Dies erkläre sich »am einfachsten wohl daher, daß dieser Gelehrte und Philosoph zugleich Priester in Delphi war, daß wir es hier also gewissermaßen mit einem heidnischen Theologen zu tun haben« (182). Es sei wohl nicht zu bestreiten, dass die Sprache des frühen Christentums maßgeblich vom hellenistischen Judentum |41|beeinflusst sei, allerdings sei vor allem in der Gräzität, speziell bei Plutarch, der Gebrauch von πίστις im Sinne der fides quae creditur belegt (πάτριος καὶ παλαιὰ πίστις [»der väterliche und alte Glaube«], Mor 756B, 402E) wie auch die Konstruktion des Genitivus obiectivus (πίστις τοῦ θείου [Gottesglaube«], Mor 165B). Darüber hinaus werde πιστεύειν/πίστις (»glauben«/»Glaube«) häufig mit einem Dativ konstruiert (Glaube oder Vertrauen an einen Gott), es begegne wie im Neuen Testament und im Judentum die Konstruktion πιστεύειν ὅτι (»glauben, dass«) und einmal πίστις in Verbindung mit der Präposition πρός (»auf/an«). Allein für die Verbindung πίστις περὶ θεοῦ/ (»Glaube über Gott« für eine Überzeugung, die man über Gott oder im Blick auf Gott hat) begegne im Judentum und im Neuen Testament gar nicht.

      Ein wesentliches Nebenergebnis der Studie Barths ist, dass die urchristliche Missionsverkündigung an diesen Sprachgebrauch innerhalb des nichtjüdischen Hellenismus anknüpfen konnte (191). Wäre hingegen Lührmanns These korrekt, dass die Rede von πίστις und πιστεύειν ausschließlich im internen jüdischen und christlichen Sprachkontext verankert gewesen sei, dann bliebe das Aufkommen dieses Sprachgebrauchs in der frühchristlichen Mission geradezu unverständlich (192). Die Frage nach sprachlichen Anknüpfungspunkten im Bereich des Hellenismus ist zuletzt durch den wichtigen Hinweis Christian Streckers ergänzt worden, dass im Bereich der imperialen römischen Kultur fides (»Glaube«) gleichfalls ein wesentlicher Verstehenshorizont für die πίστις-Aussagen des Paulus war (Strecker 2005).

      3. Jesus

      Nicht viele Worte innerhalb der Synoptischen Tradition sprechen von πίστις (»Glaube«) und πιστεύειν (»glauben«). Das Johannesevangelium verwendet das Verb durchgehend, meidet aber das Substantiv. Unübersehbar hat die urchristliche Gemeinde ihr Glaubensverständnis in etliche dieser Worte Jesu eingetragen oder sie gänzlich geformt (z.B. Mt 18,6; 24,23; Mk 1,15; 9,42; Lk 8,12; Joh 8,24; 16,27). Allerdings sind spezifische, mit Glauben (und Bitten) zusammenhängende Themen und Wortfelder zu erkennen, die nicht direkt als Übernahme jüdischer Vorstellungen und auch nicht als von urchristlicher Theologie gezeichnet zu verstehen sind. In ihnen kommt wahrscheinlich ein eigenständiger Impuls Jesu zum Ausdruck, der im Kontext seines Gottesverständnisses erklärbar wird. Glaube begegnet als die Haltung des unbedingten |42|Vertrauens in Gottes Fürsorge, Eingreifen und Handeln. Der Glaube lebt in der Gewissheit der Gebetserhörung (Mt 7,7; Lk 11,9), weiß aber auch um Zweifel und Unglaube angesichts der Verkündigung solch unbegrenzten Vertrauens (Mt 21,21; Mk 11,23). Glaube ist jedoch nicht bezogen auf ein Gegenüber oder auf bestimmte Lehrsätze, die geglaubt oder für wahr gehalten werden.

      3.1. Der Berge versetzende Glaube

      Im Markusevangelium findet sich im Anschluss an die Verfluchung des Feigenbaums (Mk 11,12–14) das Wort Jesu:

      Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg spräche: Heb dich auf und wirf dich ins Meer! Und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen werde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen (Mk 11,23).

      Im Anschluss daran hebt ein zweites Wort das vorhergehende Amen-Wort auf eine allgemeine Ebene: Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden (Mk 11,24). Mt 21,21f. hat diese beiden Worte im Kern übernommen, allerdings ohne das Glaubensmotiv im Wort des Berge versetzenden Glaubens. Lukas hingegen übergeht die Vorlage des Markus.

      Daneben finden sich in Mt 17,20 und Lk 17,6 weitere Worte Jesu, die in der Sache dem ersten Wort recht nahe kommen. Sie sind wahrscheinlich als Doppelüberlieferung auf die Logienquelle zurückzuführen: »Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: sei entwurzelt und ins Meer verpflanzt! Und er wird euch gehorchen« (Zeller 1984: 59). Matthäus, der das Glaubensmotiv in Mt 21,21f. nicht erwähnt hatte, bietet dieses nun in Mt 17,20 und bezieht den Glauben hierbei erneut auf die Kraft, einen Berg zu versetzen, nicht aber wie Lk 17,6 auf die Entwurzelung eines Maulbeerbaums. Lukas bindet dieses Wort jetzt an die Gegebenheit des schwachen Glaubens der Apostel zur Zeit Jesu (Lk 17,5). Er distanziert das Logion damit von dem möglichen Missverständnis, als sei ein Berge versetzender Glaube ein grundsätzliches Charakteristikum des Christseins (Wolter 2008: 568).

      Dies bedeutet, dass sowohl im Markusevangelium als auch in der Logienquelle als den ältesten synoptischen Quellenschriften ein Wort Jesu über die Kraft des (Berge versetzenden) Glaubens enthalten ist, was auf das hohe Alter dieses Wortes hinweist und es als Wort Jesu |43|erkennen lässt (Hahn 2011: 454f.). Neben Matthäus und Lukas sind aber auch noch an die Log 48 und Log 106 des Thomasevangeliums zu erinnern, die ein ähnliches Wort über die Macht, einen Berg zu versetzen, bieten, diese Kraft aber nicht an den Glauben, sondern an den Frieden in einem Haus bzw. an die Aufhebung der Dualität von Vater und Mutter bindet (Critical Edition of Q: 492f.). Schließlich hat Joh 14,13 ein vergleichbares Wort über die Macht des Gebets. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass 1Kor 13,2 (Wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte) auf dieses Wort Jesu anspielt.

      Eine sprichwörtliche Rede vom ›Berge versetzen‹ begegnet in der antiken Literatur häufig, jedoch stets ohne einen Bezug zum Glauben (Lindemann 2000: 284). Das Sprichwort und so auch die Worte Jesu sprechen etwas Unmögliches an: ein Berg kann nicht versetzt werden, der besonders tief und fest wurzelnde Maulbeerbaum kann nicht verpflanzt werden. Selbst einer magischen Handlung wird man dieses nicht zutrauen wollen. Dass Gott am Ende der Zeiten Berge erhöhen und erniedrigen wird (Jes 40,4; 49,11; Lk 3,5), das wurde geglaubt, aber es war Sache Gottes und nicht des Menschen. Dieses dem Menschen Unmögliche wird nun in paradoxer Weise in Beziehung gesetzt zu etwas vermeintlich verschwindend Kleinem, dem Glauben und seinen ungeahnten Möglichkeiten. Er wird verglichen mit einem Senfkorn, das aufgrund seiner Winzigkeit auch an anderen Stellen für Vergleiche herangezogen wird (Mk 4,31; Mt 13,31; Lk 13,19), dort allerdings, um den Kontrast von klein zu groß auszudrücken. Die Worte Jesu werben für eine Haltung, die nicht im Zweifel (Jak 1,6–8) oder im Kleinglauben (Mt 6,20; 8,26; 14,31; 16,8; 17,20) verbleibt, sondern im Glauben eine tiefe Kraft entdeckt. Solcher Glaube findet Gestalt im Gebet (Mt 21,22; Joh 14,13) und lebt im Vertrauen auf Gottes Fürsorge (vgl. Lk 12,22–32). In der weiteren Rezeption und Auslegung wurde betont, und zwar gerade im Angesicht der Erfahrung von Kleinglauben, ein Berge versetzender Glaube müsse stark und fest sein, wenn er die Verheißung, Berge zu versetzen, empfangen möchte. Damit wurde allerdings die spezifische Pointe des Wortes Jesu verlassen, das ja gerade dem unscheinbar kleinen Glauben (wie einem Senfkorn) eine

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