Glaube. Группа авторов

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einerseits und die mit πίστις, πιστεύειν (»Glaube, glauben«) gegebene Reziprozität profaner und religiöser Beziehungen andererseits teilt Paulus mit der Sprache seiner Zeit.

      Paulus bindet πίστις (»Glaube«) sehr oft in bedeutungsschwere Ketten (1Kor 13,13; Gal 5,22), Präpositionalkonstruktionen mit διά (»durch«), ἐκ (»aus«), ἐν (»in«), εἰς (»auf«), ἐπί (»auf«), σύν (»mit«) (Röm 1,17; 3,22.25 u.a.) und vor allem Genitivverbindungen ein (Glaubensgehorsam, Christusglaube, Gottesglaube, Glaubensgesetz, Glaubensmaß, Glaubensgerechtigkeit, Glaubensanalogie, Glaubenswerk, Glaubenswort, Glaubensgemeinschaft, Glaubensgenossen, Glaubensdienst u.a.), deren Übersetzung und Deutung ausgesprochen schwierig und daher strittig sind. Auch bildet er Antithesen wie ›Werke des Gesetzes‹ und ›Glaube an Jesus Christus‹ (Gal 2,16; vgl. auch Röm 3,28) oder ›glauben‹ und ›wirken‹ (Röm 4,5), oder er schafft sprachliche Verdichtungen (Röm 3,30; 5,1; Gal 5,5), neue Zuordnungen wie die von Glaube und Liebe (Gal 5,6; 1Kor 13,13; 1Thess 3,6; 5,8) oder ›von Glaube zu Glaube‹ (Röm 1,17) und schließlich markante Kernsätze (Röm 14,23b). Das Johannesevangelium verknüpft Glauben vornehmlich mit Erkennen und Sehen und ordnet die in den Wundern Jesu offenbare Herrlichkeit dem Glauben zu.

      Es sind sachliche Unterscheidungen getroffen worden, die zu folgenden hilfreichen Kategorien auf die Sache des Glaubens geführt und Perspektiven eröffnet haben (Dalferth 1992: 108; Schließer, 2011: 11):

      1 Ich glaube, dass … bzw. etwas (doxastisches Fürwahrhalten).

      2 Ich glaube jemandem (fiduziales Vertrauenschenken).

      3 Ich glaube an jemanden (personales Sichverlassen).

      Man könnte auch, aus einer leicht veränderten Perspektive

      1 von einer subjektiven Seite des Glaubens, also von einem vom Einzelnen zu vollziehenden Glaubensakt sprechen,

      2 von einer intersubjektiven, also von einer gemeinschaftlichen, Identität stiftenden ekklesiologischen Seite und schließlich

      3 |38|von einer transsubjektiven Seite, die sich auf das dem Glauben zugrunde liegende Heilsereignis bezieht (Schließer 2011: 21).

      Natürlich gibt es Überschneidungen und gemeinsame Schnittmengen. Die unterschiedlichen Perspektiven helfen dabei, die Vielschichtigkeit im Blick zu halten und doch gleichzeitig zu strukturieren.

      Im Blick auf den neutestamentlichen Sprachgebrauch kann man noch feiner differenzieren (Barth 1992: 220–223) und folgende Unterscheidungen treffen:

      1 Glaube an Jesus Christus (bzw. an den Sohn, an den Menschensohn, an den Namen Christi, an den Herrn u.a.): Joh 3,36; 12,11; Gal 2,16; 1Petr 1,8 u.a.

      2 Glaube an Jesus Christus unter Bezugnahme auf das, was Gott an Jesus Christus getan hat. Hier finden sich formelhaft verdichtete Sätze, die mit πιστεύω ὅτι (»ich glaube, dass«) einsetzen und danach das Handeln Gottes an Jesus Christus beschreiben: Joh 6,69; Röm 10,9; 1Thess 4,14 u.a.

      3 Das Zum-Glauben-Kommen wird zumeist im Aorist angesprochen. Die πιστεύσαντες sind die »zum Glauben Gekommenen« oder einfach auch die »Glaubenden«: Apg 4,4; Röm 13,11; Eph 1,13 u.a.

      4 Der Glaube erscheint wie eine Haltung oder ein Stand, in dem man sich befindet, der bewahrt werden muss und der gefährdet ist: 1Kor 2,5; Kol 1,23; Eph 6,16 u.a.

      5 An wenigen Stellen scheint bereits der sich in der Folgezeit immer stärker durchsetzende Sprachgebrauch durch, der vom Glauben als von einem Glaubensinhalt spricht, sozusagen von der christlichen Religion: Röm 12,6; Gal 1,23; Eph 4,5 u.a.

      Glaube scheint ein komplexes Phänomen zu sein, das weit mehr und deutlich anderes impliziert als der umgangssprachliche Gebrauch im Sinne eines Fürwahrhaltens einer Sache andeutet.

      2. Glaube in Judentum und Hellenismus

      Wir haben von einer explosionsartig vermehrten Verwendung des Lexems Glaube im Vergleich mit seiner Vor- und Zeitgeschichte gesprochen. Was war im Blick, wenn im Neuen Testament von πίστις (»Glaube«) und πιστεύειν (»glauben«) die Rede war? Bestanden |39|Anknüpfungspunkte für das frühe Christentum? Erfährt die Begrifflichkeit eine Neuausrichtung? Daher soll zunächst die sprachliche Vorgeschichte des Lexems knapp erarbeitet werden.

      2.1. Septuaginta

      In der Septuaginta sind Wörter des Stammes אמן (ʾmn) durchgehend mit πιστεύειν, πίστις (»glauben«, »Glaube«) wiedergegeben worden, auch wenn diese nicht die einzigen Begriffe waren, um das Verhältnis Israels zu Gott anzusprechen. »Die Übersetzer müssen also eine sehr starke Kongruenz zwischen den beiden Wortstämmen pist- und ʾmn gesehen haben« (Lührmann 1976: 31). Daher werden die griechischen Wörter πιστεύειν, πίστις (»glauben«, »Glaube«) zu Bedeutungslehnwörtern, die ihren Bedeutungsinhalt aus den Kontexten ziehen, in denen sie als Übersetzungswörter begegnen (Lührmann 1976: 32). Im Blick auf die Septuaginta und weitere frühjüdische Schriften folgert Lührmann: »Glaube assoziiert den Zusammenhang der Grundelemente jüdischer Theologie: Gesetz, Gerechtigkeit, Schöpfung, endzeitliche Vergeltung« (Lührmann 1976: 44f.). Diesen Zusammenhang habe das Judentum allerdings nur im internen Sprachgebrauch verwendet, nicht aber in der Mission oder in der Apologetik. Lührmann schließt folgenden Definitionsversuch an: »Glauben heißt, das Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer der Welt zusammenbringen mit der konkreten Erfahrung dieser Welt, die diesem Bekenntnis zu widersprechen scheint« (Lührmann 1976: 34).

      Ich nenne diejenigen wesentlichen Stellen der Septuaginta zum Thema Glaube, die im Neuen Testament explizit und teilweise mehrfach zitiert oder angespielt und zu Grundlagen weiterer Auslegungen gemacht werden:

      Gen 15,6: Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23; außerdem Hebr 11,8

      Jes 28,16: Mt 21,42; Lk 20,17; Röm 5,5; 9,33; 10,11; 1Petr 2,4.6.

      Hab 2,4: Röm 1,17; Gal 3,11; Hebr 10,38.

      Daneben greifen neutestamentliche Schriften auf Erzählungen der LXX zurück, um in typologischer oder allegorischer Auslegung die Struktur des Glaubens zu beschreiben: Röm 4,1–25; Hebr 11,1–38; Jak 2,21–25.

      2.2. Judentum

      Dieter Lührmann hat in verschiedenen Publikationen das Verständnis des Glaubens im Judentum untersucht (Lührmann 1973; 1976, |40|31–45; 1981: 55–64; 1990; zustimmend Lohse 1977: 90–92). Ihm ging es zunächst darum, einer These der Religionsgeschichtlichen Schule fundamental zu widersprechen. Wenn im frühen Christentum von Glaube, von πίστις (»Glaube«) und πιστεύειν (»glauben«) die Rede ist, dann greife dieser Sprachgebrauch, so Lührmann, nicht auf die synkretistische Propaganda des Hellenismus zurück, die keinen religiösen Gebrauch dieses Lexems kenne. Zwar seien πίστις und πιστεύειν Wörter der griechischen Sprache, diese beziehen ihren Inhalt jedoch ausschließlich aus dem alttestamentlichen und jüdischen Bereich. Lührmann entfaltet den jüdischen Glaubensbegriff an ausgewählten Texten des hellenistischen Judentums (1Hen 61,3f; Sir 35,24–36,3; 3 Bar 57,2; 59,2–11) und erkennt, dass hier Glaube ein Kernbegriff jüdischer Theologie wird. Diese Texte zeigen, »[…] daß Glaube im Judentum einer der Begriffe ist, die das richtige Verhalten des Menschen benennen, der auf Gerechtigkeit aus ist. Dieser Glaube ist

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