Glaube. Группа авторов

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Abraham – Urbild des Glaubens

      Geradezu als Konsequenz der Ausführungen in Röm 1–3 wird Abraham in Röm 4 als Urbild des Glaubens eingeführt. Einerseits hatte Paulus bereits vor dem Römerbrief in Gal 3,6 Bezug genommen auf die Schriftstelle Gen 15,6, in der die Stichworte ›Glaube, anrechnen und Rechtfertigung‹ vorgegeben sind. Jetzt greift er erneut auf dieses Zitat zurück, um darzulegen, dass die Glaubensgerechtigkeit ohne Werke ist. Mit dieser Auffassung des Glaubens hebt sich Paulus von der jüdischen Rezeptionsgeschichte von Gen 15,6 markant ab, für die Abraham Beispiel eines wahren Frommen und Gerechten ist. In 4QMMT C 31, einem Text aus der Frühzeit der Qumrangemeinde, wird im Anschluss an Gen 15,6 festgestellt:

      Und es wird dir zur Gerechtigkeit angerechnet werden, weil du das getan hast, was recht und gut vor ihm (Gott) ist (Übersetzung nach J. Maier; zur Verwendung von Gen 15,6 im Judentum vgl.: Schließer 2007: 79–220).

      Das weitere Zitat Ps 31,1–2 in Röm 4,6–8 nimmt nämlich das Stichwort »anrechnen« (λογίζεσθαι) auf und führt dahin, dass Gott die Gerechtigkeit ohne Werke anrechnet. Nach Wolter kam auf diesem Weg eines exegetischen Schlusses in Gal 3,6 überhaupt erst die Verknüpfung von Glaube und Gerechtigkeit in die Theologie des Paulus, zumal der hier beschriebene Vorgang der Rechtfertigung eines Menschen aufgrund seines Glaubens in der Antike ausschließlich in der Abrahamüberlieferung bezeugt ist (Wolter 2011: 345–348; 2014: 276). Andererseits aber kann Abraham als Beispiel der Glaubensgerechtigkeit von Juden und Heiden (so Röm 1,16f.) eingeführt werden, da seine in Gen 15,6 angesprochene Glaubensgerechtigkeit zeitlich noch vor dem Beschneidungsbund (Gen 17) lag. Abraham bezieht sich in seinem Glauben ganz auf die im Wort gegebene Verheißung und eben nicht auf das Gesetz (Röm 4,22). Insofern kann Paulus in Röm 10,4 die These formulieren: Christus ist das Ende des Gesetzes für jeden, der glaubt. »Dem Glauben Abrahams kommt somit im Rahmen der identitäts- und stabilitätsstiftenden Funktion des Glaubens eine besondere Rolle zu. Er präfiguriert nicht nur den Glauben des einzelnen Menschen, sondern ist zugleich bestimmendes Merkmal für die Zugehörigkeit zum Gottesvolk« (Schließer 2011: 30; umfassend ders. 2007).

      |52|5.3. Glaube, Liebe, Hoffnung

      Der früheste Beleg der Trias Glaube, Liebe, Hoffnung findet sich im Proömium des 1. Thessalonicherbriefs. Hier dankt Paulus in 1Thess 1,3 dafür, dass in der Gemeinde Glaube, Liebe und Hoffnung gegenwärtig sind. Was diese drei Begriffe, die von ihrer Herkunft her nicht eine typisch theologische Sprache repräsentieren, je für sich aussagen, ist im Kontext des Briefes gut abzulesen. Der Glaube stellt das Verhältnis zu Jesus Christus als dem Herrn dar, die Liebe wird als Liebe zueinander (3,12) oder als Bruderliebe (4,9f.) angesprochen, also als Liebe der Christen zueinander, die Hoffnung schließlich richtet sich ganz auf Jesus Christus, dessen Parusie in naher Zukunft erwartet wird. Die Trias in 1Thess 1,3 ist in dieser Form jedoch neu und sie ist wohl eine Bildung des Paulus, um für die jungen christlichen Gemeinden in Thessalonich so etwas wie eine Summe der neuen religiösen Ausrichtung zu formulieren. Dabei darf nicht übersehen werden, dass Zusammenstellungen von Glaube und Liebe zu einem festen Begriffspaar noch weitaus prägnanter und häufiger in den Briefen des Paulus begegnen (1Thess 3,6; 5,8; Gal 5,6 u.ö.). Sie stellen möglicherweise eine christliche Variante des sog. hellenistischen Kanons der zwei Tugenden dar, in denen die Ethik auf zwei wesentliche Prinzipien, das rechte Verhalten gegenüber Gott und dem Menschen, konzentriert wird. Wenige Jahre später begegnet die Trias erneut, ebenfalls an prononcierter Stelle als Abschluss des Enkomions auf die Liebe in 1Kor 13,13 (Söding 1992).

      Gegenüber einer intellektualistischen oder gefühlsmäßigen Verengung des Glaubensbegriffs ist die Gestaltwerdung des Glaubens im Bereich der Kirche und ihrer Ethik vor allem in der Liebe (Gal 5,6) anzuerkennen. Glaube kann geradezu als christlicher Lebensstil angesprochen werden (1Thess 1,8; 3,5f.; 2Kor 1,24; Röm 1,8), der sowohl um Wachstum (2Kor 10,15) als auch um Zweifel (Röm 14,1) weiß. Nach Schließer (2011: 99) fließen bei Paulus Christsein und Christusglaube ineinander. Der Glaube erscheint wie ein Raum, in dem man steht (1Kor 16,13; 2Kor 1,24; Röm 11,20) und sich bewegt, der Grenzen hat (Röm 12,3) und doch Freiheit eröffnet: Alles, was nicht aus Glauben kommt, ist Sünde (Röm 14,23).

      5.4. Der Glaube Jesu Christi

      Sehr umstritten ist, wie die Genitivverbindung πίστις (Ἰησοῦ) Χριστοῦ (»Glaube [Jesu] Christi«) zu interpretieren ist, die mit leichten Variationen in Gal 2,16; 3,22; Röm 3,22a.26, Phil 3,9 und Eph 3,12 begegnet |53|(dazu Ulrichs 2007; Hooker 2000: 951 stellt diese Frage in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen zu Paulus; ausführlich Schumacher 2012: 304–473). Liest man mit der Vielzahl angloamerikanischer Exegeten einen Genitivus subiectivus (Hays 1983; Hooker 1989; kritisch Wolter 2014, 249f.), dann erkennt man die Treue Jesu gegenüber Gott, den Gehorsam Jesu im Weg zum Kreuz oder eben den Glauben Jesu Christi. In Gal 2,16a wäre dieser Glaube/diese Treue Jesu angesprochen, in Gal 2,16b die Glaubensantwort des Menschen. Liest man aber mit der Mehrzahl der deutschen Exegeten einen Genitivus obiectivus (Konradt 2014), dann wäre Jesus Christus Objekt des menschlichen Glaubens.

      Beide Lesarten können verschiedene Argumente für sich in Anspruch nehmen und haben je in sich eine gewisse Plausibilität. Neuere Arbeiten versuchen, aus einer rein an grammatikalischen Aspekten orientierten Auslegung herauszukommen, indem sie Einsichten beider Auslegungstypen verknüpfen (Hooker 2000: 951f.; Schließer 2011: 98f.; Schnelle 2014: 281f.). Für Wolter ist eine Aussage über den Christusglauben (Genitivus subiectivus) nie eine Aussage an sich, sondern eine Annahme des Glaubens: »Mit πίστις Ἰησοῦ Χριστοῦ meint Paulus also den Glauben, der im Christusgeschehen das Handeln Gottes zum Heil der Menschen erkennt« (Wolter 2014: 250). Schumacher votiert nicht aus grammatischen, sondern aus Sachgründen wiederum für einen Genitivus subiectivus, bezieht die πίστις (»Glaube«) Jesu aber nicht auf Gott, sondern auf die Zuwendung zu den Menschen, deren Antwort wiederum in πιστεύειν (»glauben«) besteht (2012: 463). Seine Auslegung argumentiert wesentlich von einer vor allem durch Papyrus 46, den Majuskeln B D* F G (b) und MVict vertretenen Textvariante in Gal 2,20 her, in der πίστις für ein Verhalten Gottes und Christi gegenüber den Menschen steht (2012: 392f.).

      6. Pastoralbriefe

      Im Bereich der deuteropaulinischen Briefe belegen die Pastoralbriefe ein reflektiertes Glaubensverständnis, in dem sowohl ein Abstand zu Paulus als auch eine Anpassung an eine veränderte kirchliche Lebenswirklichkeit auffallen (umfassend und in sehr differenzierter Beschreibung: Mutschler 2010). Der häufige Gebrauch des Substantivs πίστις (»Glaube«) dominiert eindeutig (33 Belege) gegenüber dem Adjektiv (17 Belege) und wenigen Verwendungen des Verbs (6 Belege). In den Pastoralbriefen schlägt sich der Übergang von dem |54|existentiellen Vollzug des Glaubens zu einem Verständnis von πίστις nieder, für das ein klar beschreibbarer Glaubensgegenstand im Gegenüber zu davon abweichender Lehre kennzeichnend ist. Daher treten der Begriff der διδασκαλία (»Lehre«) und der Begriff πίστις an etlichen Stellen nebeneinander und interpretieren sich gegenseitig (1Tim 4,6; 2Tim 1,13; 3,10), wie überhaupt der Aspekt der rechten und gesunden Lehre in den Pastoralbriefen auf verschiedenen Ebenen wichtig wird (διδακτικός/»gelehrt«, διδασκαλία/»Lehre«, διδάσκειν/ »lehren«, διδαχή/»Lehre«).

      Diese Konzentration auf einen lehrmäßig erfassten Glaubensinhalt erklärt sich teilweise durch den Gegensatz zu einer von der Sicht des Briefschreibers abweichenden Position, der sich bereits einige aus seiner Gemeinde angeschlossen haben (1Tim 1,6). Die Gegenposition, in der Literatur oft als Irrlehre angesprochen, vertritt nach seiner Sicht solche Einstellungen, die ›dem Ratschluss Gottes und dem Glauben‹ nicht dienen (1Tim 1,4). Dem stellt der Verfasser einleitend als Ziel oder Summe der Unterweisung die Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben gegenüber (1Tim 1,6).

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