Geschichte der deutschen Literatur. Band 5. Gottfried Willems

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Geschichte der deutschen Literatur. Band 5 - Gottfried Willems

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Unbehagen gegenüber der großstädtischen Lebensweise, das sich nichts Besseres vorzustellen vermag, als den mit der Modernisierung einhergehenden Zug der Menschen in die Städte umzukehren und die Menschen auf das Land zurückzubringen, dahin, wo sie wieder das „Atmen der Erde“ spüren können. Das ist ein Traum, der gerade im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts noch einmal von vielen geträumt worden ist, der etwa auch von der Lebensreform-Bewegung59 kultiviert wurde und der zum Beispiel zum Bau von „Gartenstädten“ führte.

Predigt ans Großstadtvolk

      Ja, die Großstadt macht klein.

      Ich sehe mit erstickter Sehnsucht

      durch tausend Menschendünste zur Sonne auf;

      und selbst mein Vater, der sich zwischen den Riesen

      seines Kiefern- und Eichen-Forstes

      wie ein Zaubermeister ausnimmt,

      ist zwischen diesen prahlenden Mauern

      nur ein verbauertes altes Männchen.

      O laßt euch rühren, ihr Tausende!

      Einst sah ich euch in sternklarer Winternacht

      zwischen den trüben Reihen der Gaslaternen

      wie einen ungeheuern Heerwurm

      den Ausweg aus eurer Drangsal suchen;

      dann aber krocht ihr in einen bezahlten Saal

      und hörtet Worte durch Rauch und Bierdunst schallen

      von Freiheit, Gleichheit und dergleichen.

      Geht doch hinaus und seht die Bäume wachsen:

      sie wurzeln fest und lassen sich züchten,

      und jeder bäumt sich anders zum Licht.

      Ihr freilich, ihr habt Füße und Fäuste,

      euch braucht kein Forstmann erst Raum zu schaffen,

      Ihr steht und schafft euch Zuchthausmauern –

      so geht doch, schafft euch Land! Land! rührt euch!

      vorwärts! rückt aus! – (DG 58–59)

      Dehmels Gedicht peilt einen Standort jenseits der Politik an, doch gibt es gerade damit zu erkennen, daß seine Kritik an der Großstadt eine politische Seite hat. Politisch ist an ihm eben die Art und Weise, wie es die Politik verwirft, die dem „Großstadtvolk“ zur Verbesserung seiner Lebensverhältnisse angedient wird. Dabei dürfte Dehmel vor allem an die Arbeiterbewegung

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      1

      Wolfgang Emmerich: Gottfried Benn. Reinbek 2006.

      2

      Leif Ludwig Albertsen: Die freien Rhythmen. Aarhus 1971. – Bert Nagel: Der freie Vers in der modernen Dichtung. Göppingen 1989.

      3

      www.volksliederarchiv.de/text501.html (30. 6. 2015).

      4

      Siegfried Kross: Geschichte des deutschen Liedes. Darmstadt 1989.

      5

      Dirk von Petersdorff: Geschichte der deutschen Lyrik. München 2008. – Martin Anderle: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts. Bonn 1979. – Michael Feldt: Lyrik als Erlebnislyrik. Heidelberg 1990.

      6

      Hugo Friedrich: Die Struktur der modernen Lyrik. Reinbek 1956. – Dieter Lamping: Moderne Lyrik. Göttingen 1991.

      7

      Reinhold Grimm: Montierte Lyrik. In: GRM 8 (1958), S. 178–192. – Johannes Ullmaier: Yvan Golls Gedicht „Paris brennt“. Zur Bedeutung von Collage, Montage und Simultanismus als Gestaltungsverfahren der Avantgarde. Tübingen 1995.

      8

      Heinrich Heine: Sämtliche Schriften in zwölf Bänden. Hrsg. v. Klaus Briegleb. München Wien 1976. Bd. 1, S. 107.

      9

      Ebenda. Bd. 7, S. 432.

      10

      Alfred Doppler: Der Abgrund des Ichs. Ein Beitrag zur Geschichte des poetischen Ichs im 19. Jahrhundert. Wien u. a. 1985.

      11

      Hiltrud Gnüg: Entstehung und Krise lyrischer Subjektivität. Stuttgart 1983.

      12

      Klaus Wieland: Der Strukturwandel in der deutschsprachigen Lyrik vom Realismus zur frühen Moderne. Bonn 1996.

      13

      Hermann Hesse: Demian. In: ders.: Die Romane und die großen Erzählungen. Jubiläumsausgabe. Frankfurt 1998. Bd. 3, S. 7.

      14

      Karl Riha: Cross-Reading und Cross-Talking. Stuttgart 1971.

      15

      Hans Robert Jauß: Literarische Tradition und gegenwärtiges Bewußtsein der Modernität. In: ders.: Literaturgeschichte als Provokation. Frankfurt 1970, S. 11–66. – Hans Ulrich Gumbrecht: Modern, Modernität, Moderne. In: Otto Brunner u. a. (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Bd. 4. 2. Aufl. Stuttgart 1997, S. 93–131.

      16

      Arthur Rimbaud: Une saison en enfer (Eine Zeit in der Hölle). In: ders.: Sämtliche Dichtungen. Französisch und Deutsch. Reinbek 1963, S. 204–245, hier S. 242.

      17

      Peter Sprengel: Gerhart Hauptmann. Epoche, Werk, Wirkung. München 1984.

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<p>59</p>

Eva Barlösius: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende. Frankfurt 1997. – Kai Buchholz u. a. (Hrsg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900. 2 Bde. Darmstadt 2001.