Geschichte der deutschen Literatur Band 4. Gottfried Willems

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geschichte der deutschen Literatur Band 4 - Gottfried Willems страница 6

Geschichte der deutschen Literatur Band 4 - Gottfried Willems

Скачать книгу

war der preußische Staatsbaumeister [<<18] Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), ein Architekt, der sich sowohl auf die neuesten, fortschrittlichsten Bautechniken verstand als auch die Kunst beherrschte, einem Gebäude jedes gewünschte historische Kostüm anzumessen.

      1.4 Literatur und Modernisierung im 19. Jahrhundert

      Die Welt wird modern. Die Modernisierung nimmt Fahrt auf und entfaltet eine Dynamik, die nach und nach das gesamte Leben verändert. Hier macht sie es leichter, da erschwert sie es, die einen läßt sie Karriere machen, die anderen stürzt sie ins Elend. So versetzt sie die Menschen bald in Begeisterung und bald in Angst und Schrecken. Und so arbeitet man sich unausgesetzt an ihren Folgen ab, sei es daß man sich im Sinne des Progressismus darum bemüht, den Fortschritt immer fortschrittlicher zu machen, oder daß man ihn im Sinne des Konservatismus mit Mitteln des Historismus einzuhegen und zu zähmen versucht. Damit haben wir nun einen ersten großen Komplex von Fragen vor uns, der die Literatur des 19. Jahrhunderts „im Innersten bewegt“. Demgemäß finden sich in ihr auch die beiden Grundhaltungen zur Modernisierung wieder, und zwar, vereinfacht gesprochen, der Progressismus als Realismus und der Konservatismus als Romantizismus.

      Romantizismus

      Solche Verhältnisse will der Romantizismus vor allem in zwei Bereichen entdecken: in der Natur, genauer: in der von der Modernisierungsdynamik noch nicht erfaßten, der „unberührten“, „freien Natur“; und in der Geschichte, wie sie den modernen Menschen mit den wohlgeordneten Verhältnissen einer „guten alten Zeit“, mit vormodernen, traditionalen Gesellschaften bekanntmacht. Bei letzterem denkt der romantisch Gestimmte vor allem an das Mittelalter, als an eine Zeit, in der das gesellschaftliche Leben noch in eine stabile Ordnung eingegossen gewesen wäre, mit Kaiser und Reich, Gott und Vaterland, und in der die Menschen noch keine Kapitalisten, Karrieristen und Intellektualisten gewesen wären, sondern schlicht, fromm und tugendhaft. So etwa hat Novalis das Mittelalter in seiner Rede über „Die Christenheit oder Europa“ (1799) dargestellt.

      Realismus

      Übergangs- und Zwischenformen

      Geht man näher auf die Literatur des 19. Jahrhunderts ein, zeigt sich freilich, daß sich der romantische und der realistische Grundimpuls kaum je in Reinkultur und keineswegs in einem deutlichen Nacheinander Geltung verschafft haben, daß sie vielmehr nebeneinander zur Wirkung gelangt sind und dabei die verschiedensten Verbindungen eingegangen sind. Und wie sollte es anders sein, da Literatur, wenn sie denn wirklich Kunst ist, wenn sie einmal ein gewisses gedankliches und ästhetisches Niveau erreicht hat, nie einseitig ist; was ihre Zeitgenossen an Einseitigkeiten kultivieren, wird von ihr aufgegriffen und in Gebilden verarbeitet, die die unterschiedlichsten Motive in ein spannungsreiches Beziehungsleben einstellen. So hat der Romantizismus durchaus progressive Züge anzunehmen vermocht, wie sich der [<<21] Realismus auch konservativ hat gebärden können. Daraus sind eine Reihe von Übergangs- und Zwischenformen entstanden, die ein Gutteil, wenn nicht das Gros der Literatur des 19. Jahrhunderts ausmachen.

      Biedermeier

      Vormärz

      Historischer Roman

Скачать книгу