Wörterbuch der Soziologie. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wörterbuch der Soziologie - Группа авторов страница 61

Wörterbuch der Soziologie - Группа авторов

Скачать книгу

sind bestimmte Faktoren bewusst nicht randomisiert, die Probanden werden auf Grund von Vorwissen bestimmten Faktorgruppen zugewiesen. Ein Vorteil der Blockbildung liegt in der größeren statistischen Power. Es sind weniger Probanden nötig, um einen Treatmenteffekt statistisch signifikant schätzen zu können. Dies verweist auf die generell von Fisher vorgeschlagene Methode des Signifikanztests,[118] welche in der großen Mehrheit der experimentellen Forschung Anwendung findet. Wenn eine explizite Nullhypothese formuliert wurde, bevor das Experiment geplant und durchgeführt wurde, kann diese Hypothese zwar nicht bestätigt, aber mit einer akzeptablen Irrtumswahrscheinlichkeit (i. d. R. unter 5 %) zurückgewiesen werden. Die Publikation experimenteller Forschungsergebnisse unterliegt der Gefahr einer Verzerrung. Wann immer die statistische Signifikanz die Chancen der Rezeption der Ergebnisse beeinflusst, liegt ein sog. publication bias vor (Auspurg/Hinz 2011).

      Ethische Fragen

      An den meisten Experimenten in den Sozialwissenschaften nehmen menschliche Versuchspersonen teil. Damit sind besondere ethische Fragen aufgeworfen. Die empirischen Wissenschaften haben sich auf die Einhaltung eines Ethik-Codex verständigt. Die Teilnahme an Experimenten ist freiwillig, die Probanden willigen explizit in die Teilnahme und die Möglichkeit der Datenauswertungen ein, die Probanden können jederzeit abbrechen, eine angemessene Kompensation für die Teilnahme ist üblich, und die Versuchspersonen dürfen nicht getäuscht bzw. geschädigt werden. Die Einhaltung dieser Anforderungen ist in bestimmten Fällen nicht möglich – gerade in Feldexperimenten oder in der Sozialpsychologie, in der die tatsächlichen Forschungsinteressen mitunter verschleiert werden. Wie man an den bekannten Milgram-Experimenten sieht, liegt in der vorübergehenden Täuschung von Probanden die Chance auf besonderen Erkenntnisgewinn. In solchen Fällen sind Beratungen von Ethik-Kommissionen vorgesehen und für die Teilnehmer an den Experimenten immerhin eine nachträgliche Aufklärung.

      Literatur

      Angrist, Joshua; Evans, William N., 2005: Children and their parents’ labor supply: Evidence from exogenous variation in family size; in: American Economic Review 88, 450–477. – Aronson, Joshua et al., 1999: When White Men Can’t Do Math: Necessary and Sufficient Factors in Stereotype Threat; in: Journal of Experimental Social Psychology 35, 29–46. – Auspurg, Katrin; Hinz, Thomas, 2011: What Fuels Publication Bias? Theoretical and Empirical Analyses of Risk Factors Using the Caliper-Test; in: Journal of Economics and Statistics 235, 630–660. – Auspurg, Katrin; Liebe, Ulf, 2011: Choice Experimente und die Messung von Handlungsentscheidungen in der Soziologie; in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 63, 301–314. – Brown, Steven R.; Melamed, Lawrence E., 1990: Experimental Design and Analysis, Newbury Park. – Fehr; Ernst; Gintis Herbert, 2007: Human Motivation and Social Cooperation: Experimental and Analytical Foundations; in: Annual Review of Sociology 33, 43–64. – Fischer, Ronald A., 1935: The Design of Experiments, Oxford. – Gangl, Markus, 2010: Causal Influence in Sociological Research; in: Annual Review of Sociology 36, 21–47. – Jasso, Guillermina, 2006: Factorial Survey Methods for Studying Beliefs and Judgments; in: Sociological Methods & Research 34, 334–423. – Kirk, R. E., 1982: Experimental Design. Procedures for the Behavorial Sciences, 2. Aufl., Belmont. – Milgram, Stanley, 1963: Behavorial Study of Obedience; in: Journal of Abnormal and Social Psychology 67, 371–378. – Milgram, Stanley, 1982: Das Milgram Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität, Rowohlt (zuerst: Obedience to Authority. An Experiment View, New York, 1974). – Mutz, Diana C., 2011: Population Based Survey Experiments, Princeton. – Naef, Michael; Schupp, Jürgen, 2009: Measuring Trust. Experiments and Surveys in Contrast and Combination, SOEP Papers 167, Berlin. – Pager, Devah; Sheperd, Hana, 2008: The Sociology of Discrimination: Racial Discrimination in Employment, Housing, Credit, and Consumer Markets; in: Annual Review of Sociology 34, 181–209. – Salganik, Matthew J. et al., 2006: Experimental Study of Inequality and Unpredictability in an Artificial Cultural Market; in: Science 311, 854–856.

       Thomas Hinz

      Explorationsstudien (engl. exploratory study) sind einerseits relevant, wenn das existierende Wissen (über ein Feld, eine Zielgruppe, ein Thema, einen Zusammenhang) nicht ausreicht, Hypothesen zu formulieren und zu testen und standardisierte Instrumente (z. B. Fragebogen mit einer begrenzten Anzahl vorgegebener Antwortmöglichkeiten) zu verwenden. Eine Explorationsstudie stellt dann eine Vorstudie einer solchen Studie mit dem Ziel der Entwicklung von Hypothesen und Methoden dar. Explorationsstudien stellen anderseits einen eigenständigen Forschungsansatz dar, bei dem es darum geht, Neues in einem wenig bis nicht erforschtem Feld zu entdecken und aus der Studie eine gegenstandsbegründete Theorie (Grounded Theory, Strauss 2007) zu entwickeln.

      [119]In Explorationsstudien werden häufig qualitative Methoden (teilnehmende Beobachtung, Interviews) verwendet, um dem Untersuchten möglichst offen gegenüberzutreten. Ethnographische Studien sind i. d. R. als Explorationsstudie angelegt. Bei komplexen Datensätzen können Explorationsstudien zur Entdeckung von bislang unbekannten Zusammenhängen in den Daten mit statistischen Methoden durchgeführt werden (Tukey 1977). Relevant für die Beurteilung von Explorationsstudien ist: Handelt es sich tatsächlich um einen noch zu explorierenden Gegenstand? Ist der methodische Zugang offen und sensibel genug konzipiert, so dass das Neue im Untersuchten sichtbar werden kann? Fragestellungen und Methoden werden bei Explorationsstudien oft erst im Laufe der Studie (weiter) konkretisiert. Für die Bedeutung als eigenständiger Untersuchungsansatz ist bei Explorationsstudien zentral, inwieweit sich die Ergebnisse nicht nur auf die Entwicklung von Instrumenten für eine Folgeuntersuchung beschränken, sondern auch Erkenntnisse über das untersuchte Feld bzw. den Gegenstand etwa in einer aus dem empirischen Material entwickelten Typologie oder Theorie darstellen.

      Literatur

      Flick Uwe, 2009: Sozialforschung – ein Überblick für die BA-Studiengänge, Reinbek. – Ders., 2011: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 4. Aufl., Reinbek. – Strauss, Anselm, 2007: Grundlagen qualitativer Sozialforschung, Stuttgart. – Tukey, John, 1977: Exploratory Data Analysis, Reading, MA.

       Uwe Flick

      [120]F

      Familiensoziologie

      (engl. sociology of family) Traditionell wird Familie als eine auf Dauer angelegte Beziehung zwischen Mann und Frau mit einem gemeinsamen Kind und einer gemeinsamen Haushaltsführung definiert. Innerhalb der familiensoziologischen Forschung findet die dadurch angelegte Einengung praktisch jedoch kaum Beachtung, und die Untersuchung der unterschiedlichsten Lebensformen und deren Veränderung, wie beispielsweise die Entstehung und Entwicklung von ersten Partnerschaften ebenso wie die Arbeitsteilung in homosexuellen Paarbeziehungen oder die soziale Integration kinderloser Paare sind Gegenstand der Forschung. Versuche, neue Begrifflichkeiten (Soziologie der Zweierbeziehung, Soziologie partnerschaftlicher Lebensformen) zu etablieren, erscheinen wenig sinnvoll und stoßen auf geringe Akzeptanz. Eine der wichtigen Aufgaben einer derart breit angelegten Familiensoziologie besteht dann auch darin, die Entwicklung und Verbreitung der unterschiedlichen partnerschaftlichen und familialen Lebensformen zu beschreiben und erklären.

      Zur historischen Entwicklung von Partnerschaften und Familie

      Anthropologische Forschungen und evolutionsbiologische Erkenntnisse legen nahe, dass Partnerschaft und Familie zu den ursprünglichen Institutionen in der Menschheitsgeschichte gehören. Die Ethnographie zeigt aber andererseits, dass sich hier eine nahezu unbegrenzte Vielfalt der konkreten Organisationsformen finden lässt, die häufig anhand der Heiratsformen (Polygamie versus Monogamie), der Lokalitätsregeln (patri-, matri- oder neolokal), der Deszendenzregeln (patri-, matri- oder ambilateral), der formalen und informellen Herrschaftsregeln (Patriarchat oder Matriarchat) sowie der Verwandtschaftsterminologie zu systematisieren ist (Hill/Kopp 2006). Während über längere Zeit die Suche nach allgemeinen

Скачать книгу