Tatort Ostsee. Harald Jacobsen
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Olli konnte nicht mehr still sitzen. Die Polizei hatte nun fast alle befragt. Alle, bis auf ihn und Ben. Olli war vollkommen durcheinander. Seine Hände zitterten. Diese Befragung machte ihm Angst. Er würde nie und nimmer einen vernünftigen Satz herausbringen. In ihm wuchs die Panik. Im Moment war der Dicke in der Küche. Die Tür öffnete sich. Bärchen verließ schweigend das Bistro. Olli sah zur Küchentür. Er wäre viel lieber im Wartezimmer eines Zahnarztes gewesen.
»Würden Sie jetzt bitte kommen!« Schölzel zeigte auf ihn.
Olli schluckte und trat in die Küche. Es fiel ihm unendlich schwer, sich möglichst gelassen auf den angewiesenen Küchenstuhl zu setzen.
»Wer sind Sie?«
»Oliver Konrad.«
»Sie sind das!«, stellte Schölzel fest. »Sie sind hier Surf-lehrer, richtig?«
»In den Sommermonaten, ja. Sonst helfe ich meinen Eltern auf dem Hof.«
»Dann kommen Sie von hier?«
Olli nickte und beschloss, ein bisschen selbstbewusster aufzutreten. »Ja! Da leben, wo andere Ferien machen. Wie gesagt, nicht, dass ich immer Urlaub habe, bestimmt nicht.«
»Kannten Sie Sarah Müller?«
Olli hatte das Gefühl, einen trockenen Schwamm im Mund zu haben. Statt zu antworten, nickte er.
»Sie dürfen gerne etwas ausführlicher werden!«
»Sarah trainierte hier«, erklärte Olli so sachlich wie möglich.
Schölzel nickte und machte sich Notizen. »Ja? Und weiter?«
Olli griff sich an die Stirn, so, als ob er sich erinnern müsste. »Wir waren Bekannte. Ich habe ihr beim Training geholfen. Sarah wollte an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen.«
»Hatte jemand Streit mit den beiden? Ich meine mit Sarah Müller und möglicherweise auch mit Sandra Schmidt?« Schölzel sah ihm direkt in die Augen. »Kannten die beiden sich? Ist Ihnen da irgendetwas aufgefallen?«
Olli schüttelte den Kopf. Soweit ich weiß, hatte Sarah nur Streit mit mir, dachte er.
Der Beamte klappte das Notizbuch zu und lächelte. »Sie sind der Erste, der gar nicht wissen wollte, warum wir hier sind.«
Ollis Schläfen pochten. Ihm musste jetzt sofort eine glaubhafte Erläuterung einfallen. »Tatsächlich?«, fragte er mit gespielter Verwunderung. »Dabei ist es doch wohl offensichtlich, dass Sie ein Verbrechen nicht ausschließen.«
»Ja? Von Mord habe ich nichts gesagt!«
»Nein, aber sonst würden Sie sicher nicht nach Zeugen suchen.«
»Verstehe! Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte. Und außerdem hätte ich gerne eine Liste der Kursteilnehmer der letzten vier Wochen. Am besten jetzt gleich. Und vielen Dank für die Zusammenarbeit.«
Olli nickte. »Ich bringe Ihnen gleich die Liste«, bot er an. »Die Unterlagen sind in der Hütte.« Er stand auf und ging langsam zur Küchentür. Am liebsten wäre er gerannt.
»Diese Sarah war verdammt hübsch! Ist Ihnen das gar nicht aufgefallen?«, fragte Schölzel überraschend.
Ollis Kopf war kurz davor zu zerspringen. Er durfte keinen Fehler machen. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele echte Schnuckelchen hier pro Saison auflaufen. Ich hab nicht den schlechtesten Job! Ich meine, bevor die Frauen ertrunken sind, war die Stimmung wirklich gut hier«, korrigierte er sich schnell. »Jetzt ist natürlich alles anders.«
Der Kommissar nickte nachdenklich. Olli stieß erleichtert die Tür auf. So schlecht hatte er sich gar nicht geschlagen. Plötzlich begann sein Herz zu rasen. Würde Ben den Bullen erzählen, dass er Sarah geliebt hatte?
17
Sophie saß mit den anderen Kursteilnehmern und den Fortgeschrittenen auf dem Deich in der Sonne. Sie waren alle befragt worden, doch niemand hatte der Polizei helfen können. Die Stimmung war gekippt. Am Morgen hatten sie noch gelacht und jetzt klopften selbst die Berliner keine frechen Sprüche mehr. Zecke baute einen Joint und von seinen Leuten war nur ab und zu ein ›echt superkrass‹ zu hören. Bienchen jammerte Bärchen die Ohren voll. Sie hatte Angst und wollte nach Hause. Bärchen machte ein brummiges Gesicht. Sophie hatte fast Mitleid mit dem riesigen Kerl. Es war abzusehen, dass Bienchen sich durchsetzen würde und die Abreise kurz bevorstand. Indie machte Yoga und erklärte nebenbei die Bedeutung von Karma. Sophie war kurz davor, sie zu bitten, das Esoterikgequatsche für sich zu behalten.
»Da kommt Olli!«, rief Bärchen plötzlich und zeigte auf den kleinen Weg. Olli verschwand in der Hütte und kam ein paar Minuten später mit einer Handvoll Zetteln wieder heraus. Sophie nahm an, dass die Polizei die Teilnehmerlisten durchgehen wollte. Der Kitelehrer ging wieder zurück zum Bistro, ohne die Gruppe auf dem Deich überhaupt registriert zu haben. Merkwürdig, dachte Sophie, warum war Olli so abwesend? Sie hätte es normal gefunden, wenn er sich zumindest kurz nach seinen Schülern umgesehen hätte.
»Will jemand?«, fragte Zecke und reichte den Joint herum. Bis auf seine Kumpel, Indie und Wolf lehnten alle dankend ab. Plötzlich verließ Ben mit den zwei Kripobeamten das Bistro. Sie gingen in Richtung Parkplatz. Sophie verspürte ein unangenehmes Kribbeln. Ob sie Ben verhaftet hatten? Warum? Sie musste wissen, was da vor sich ging. »Leute, ich muss kurz zu meinem Wagen, Pelles Trockenfutter ist im Kofferraum. Ich habe den armen Kerl in der Aufregung ganz vergessen!« Sie pfiff nach Pelle und ging mit ihm den Deich entlang. Da waren die drei. Sie gingen nicht zu dem dunkelblauen Polizeidienstwagen, sondern zu den Bussen und Wohnmobilen. Ben erklärte den Beamten irgendwas, doch sie waren viel zu weit weg. Sophie konnte kein Wort verstehen. Dieser Hartwig machte sich Notizen. Sein Kollege nickte Ben zu. Anscheinend war er nun entlassen, denn ohne ein weiteres Wort machte er sich auf den Weg zu einem klapprigen Ford Transit. Hartwig klopfte an die erste Wohnmobiltür.
»Sie befragen alle. Jeden Camper. Und sie schreiben sich die Kennzeichen auf«, murmelte Sophie vor sich hin. Pelle sah sie irritiert an. »Hab nur mit mir selbst gesprochen. Komm, wir holen dir was zu essen.«
Sie fütterte Pelle neben ihrem Wagen und beobachtete das Geschehen auf der Campingwiese. Die Polizisten klapperten der Reihe nach jeden Bus und jedes Wohnmobil ab. Sie hatten nicht viel Erfolg. Natürlich nicht, dachte Sophie, bei diesem Wetter waren alle auf dem Wasser. Pelle leckte die letzten Krümel aus der Schüssel und sein Frauchen beschloss, aktiv zu werden. Vielleicht würde sie von Ben mehr erfahren. Sie holte Pelles Lieblingsball. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Kripobeamten sie nicht sehen konnten, warf sie ihn in Richtung Transit. Ihr Hund stürmte bellend hinterher. Sophie folgte ihm. »Pelle, hierher!«, brüllte sie übertrieben laut. Ihr Plan ging auf. Die Schiebetür flog zur Seite und Ben kam raus. »Ist er abgehauen?«
Sophie seufzte genervt. »Ja, er hat seine verrückten fünf Minuten. Hatte wohl Angst, dass ich ihm seinen Ball wegnehme, weil er ihn hier sowieso verbummelt.« Pelle kam angerannt und legte das Spielzeug vor ihre Füße. »Ja, ja, jetzt hast du ein schlechtes Gewissen, was?«, lachte sie.« Sie warf noch einmal. »Ist das nicht schrecklich?«, fragte sie dann ernst. Ben nickte. Sophie dachte schon, er würde nichts dazu sagen, als er doch noch antwortete.
»Es ist unfassbar. Die Bullen scheinen zu glauben, dass hier einer