Tatort Nordsee. Sandra Dünschede

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Tatort Nordsee - Sandra Dünschede

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mal total vergessen«, erläuterte die Hauptkommissarin die weitere Vorgehensweise. Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Warum laufen Sie bei dem Wetter am neuen Deich herum? Das ist mir noch ein Rätsel.«

      »Hat mit Rätsel nichts zu tun«, beeilte sich Wiard zu antworten, »wir hatten den Termin schlicht und einfach vereinbart, und ein bisschen schlechtes Wetter hält uns nicht davon ab, mal auf den Deich zu gehen – Schietwedder sind wir hier ja gewohnt.«

      »Dann gibt es wohl für heute nichts mehr zu besprechen«, sagte Ulfert Ulferts, »wir sind morgen um 9 Uhr wieder hier. Bitte seien Sie pünktlich, die Tage sind kurz. Und sorgen Sie dafür, dass ihn jemand morgen früh aus dem Krankenhaus abholt, ist vielleicht besser, als wenn wir mit der grünen Minna gleich morgens vor dem Krankenhaus stehen. Die Nacht über wird er sicher dortbleiben müssen, die Leute kenne ich, die behalten jeden da, auch wenn er nicht will. Und einen Angeschossenen – na, den hat man ja auch nicht alle Tage.«

      Wiard und August wussten nicht, ob sie darüber lachen sollten.

      »Ist in Ordnung«, reagierte August schließlich, und Wiard bestätigte, indem er den Daumen hochhielt, was August total unpassend fand.

      »Herrn Sieken abholen, das sollte doch einer von uns machen, Ulfert«, ordnete Hauptkommissarin Tanja Itzenga an, sah erst Ulferts und dann Holger Janssen an. »Sie machen das, Herr Janssen, aber in angemessener privater Kleidung und mit Zivilstreife.«

      Janssen nickte müde, meinte dann: »Zivilstreife habe ich aber nicht. Unsereins fährt noch mit dem Rad auf Streife, so etwas ist den Stadtpolizisten natürlich gänzlich unbekannt.«

      »Mein Gott, dann nehmen Sie eben Ihren Privat­wagen.«

      »Ach, und wer bezahlt das? Sie?«

      »Herr Janssen, stellen Sie einen Antrag, was weiß ich. Die Benzinkosten wird ihnen die Dienststelle schon bezahlen, ich unterschreibe es Ihnen auch. Eigentlich ist mir das auch völlig egal, Hauptsache, Sieken und Sie alle sind morgen um 9 Uhr am Deich«, Itzenga hatte offenbar auch keine Lust mehr an diesem Tag.

      »Also, das will ich erst mal geregelt haben …«, doch Janssen wurde von Ulferts abgewürgt:

      »Dann machen wir uns mal wieder auf den Nachhauseweg, meine Herren. Wiedersehen und bis morgen.« Er fügte, zu Janssen gerichtet, hinzu: »Ich schicke Ihnen morgen ein Formular per E-Mail. Wenn Sie das ausfüllen, bezahlt Aurich Ihnen die Auslagen.«

      Janssen sah ihn nur verblüfft an. »So einfach soll das gehen? Wir leben schließlich in Deutschland …«

      »Gute Nacht«, sagte Wiard nur, sah aber aus, als habe er noch etwas auf dem Herzen.

      Ulferts und Itzenga nahmen ihre Jacken und öffneten die Tür, durch die sofort kalter Wind und Feuchte ins Haus strömten. Sie liefen mit schnellem Schritt zu ihrem Wagen, einem zivilen Fahrzeug, das neben dem Polizeiwagen von Holger Janssen nicht weiter auffiel. Im Weggehen drehte sich Hauptkommissarin Itzenga noch einmal um und rief den an der Tür stehenden drei Männern zu: »Haben Sie eigentlich davon gehört, dass es finanzielle und bautechnische Unregelmäßigkeiten beim Bau des Deiches gegeben haben soll?«

      Wiard und August war, als wären sie wie kleine Jungs beim Rauchen in der Schulhofecke ertappt worden.

      »Ja, so was haben wir gehört«, Wiard versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.

      »Vielleicht hängt das alles zusammen, der Schuss, Ihr Spaziergang am Deich, wer weiß?«, rief Frau Itzenga in die Dunkelheit, die nur von der Außenlampe ein wenig erhellt wurde.

      »Sie finden es sicher heraus.« In diesem Moment fiel Wiard auf, dass er mit der Sprache herausrücken musste. Der Steinwurf konnte noch als Warnung gesehen werden. Wenn es aber einen Zusammenhang gab zwischen dem Steinwurf und dem Schuss am Deich, dann war das hier ein glatter Mordversuch.

      »Frau Hauptkommissarin!«, rief Wiard fast panisch, als Itzenga schon beinahe die Autotür zugeschlagen hatte. »Warten Sie, es gibt da noch etwas!«

      Langsam stiegen Tanja Itzenga und Ulfert Ulferts wieder aus ihrem Wagen.

      »Und?« Itzenga sah Wiard mit durchdringendem Blick an.

      »Entschuldigen Sie, die ganze Situation ist ein wenig verwirrend, habe irgendwie nicht dran gedacht. Erst jetzt werden mir die Zusammenhänge klar. Ich muss Ihnen noch etwas sagen. Ich denke, Sie müssen noch einmal hereinkommen.«

      »Warum so spät?«, fragte Tanja Itzenga, als Wiard über die Details des Steinwurfs und die Folgen erzählt hatte. Nun hatten die Polizisten auch eine Erklärung für die mittlerweile verkrustete und gut abgeheilte, aber doch sichtbare Kopfverletzung.

      »Hatte wohl zur Verletzung auch ein Brett vor dem Kopf, schließlich passiert hier sonst nicht viel – und jetzt gleich so viele Dinge auf einmal … und ein Mordversuch, wenn’s einer war, da ist man ein wenig durcheinander.«

      »Hm, mag sein. Aber dass da ein Zusammenhang besteht, ist wohl sonnenklar, Herr Lüpkes. Also besser später als gar nicht. Hier geht jemand um, der es auf Sie abgesehen hat«, meinte Ulferts.

      »Hört sich ja nach einer zunehmend heißen Geschichte an«, pflichtete Tanja Itzenga bei, »verlangen Sie Personenschutz?«

      »Personenschutz?« Wiard verstand die Welt nicht mehr.

      »Na, ein paar Beamte, die aufpassen, dass Sie so lange unversehrt durchs Leben kommen, bis wir den Täter haben.«

      »Oh nee, bloß das nicht – mir kann doch keiner was antun wollen …« flüsterte Wiard eher, als dass er es laut sagte.

      »Sie sehen ja, wie schnell das gehen kann. Herr Sieken hat einfach nur Glück im Unglück gehabt.«

      »Lassen Sie uns schleunigst den Täter finden. Wir wollen wohl alles tun, das zu unterstützen«, meinte Wiard, und August war froh über diese Antwort. Kriminalpolizei, Personenschutz, langsam wurde es zu viel für ihn. Sollte er mit zwei Polizisten auf dem Trecker den Acker pflügen? Oder wie stellte sich Frau Hauptkommissarin das vor?

      Itzenga und Ulferts machten sich erneut daran, zurück nach Aurich zu fahren. Zum zweiten Mal verabschiedeten sie sich und gingen zum Auto, als nun plötzlich August − aufgefordert durch Wiard (»Du Trantüte«) − hinter ihnen hersprang: »Eines noch …«

      »Jetzt langt’s aber bald mal, meine Herren. Was nun noch?« Tanja Itzenga sah verdammt gut aus, beinahe besser, wenn sie ungeduldig wurde, fand August für einen Augenblick. Schnell schüttelte er den Gedanken wieder ab. Nach Wiards Hinweis erzählte er nun noch die Sache mit dem Schuss in den Reifen.

      »Mann, Sie rücken aber häppchenweise mit der Wahrheit heraus. Ich hoffe, das geht in Zukunft schneller …« Itzenga war genervt.

      »Wieso hat eigentlich niemand schon vorher die Polizei alarmiert?«, fragte nun Ulfert Ulferts, »schließlich waren der Steinwurf und der Schuss in den Reifen ja auch nicht gerade alltägliche Vorkommnisse.

      »Die ganze Situation … überfordert uns nun wohl doch«, gab Wiard zu, und August nickte nur.

      »Also, bis morgen«, sagte die Hauptkommissarin. Offenbar wollte sie jeglichem ›Ach ja, da fällt mir noch etwas ein‹ zuvorkommen. In diesem Moment schlug ihr eine Bö heftig den Wind ins Gesicht, und sie wusste gar nicht, ob Wiard und August sie überhaupt noch verstanden. Ihr Pferdeschwanz tanzte heftig

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