21/12/12 - Der Sommer der Schwalbe und die Maya Apokalypse. Hans-Peter Vogt
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Sie segelten nach Rio und Buenos Aires, erlebten einige heftige Stürme, so dass die Takelage in Fetzen hing. Glücklicherweise brach der Mast nicht, und sie konnten mit Notbeseglung im Hafen von Porto Alegre andocken, und die Segel reparieren lassen.
Dann stachen sie wieder in See. Sie wollten die Südspitze von Südamerika umfahren, sobald der Winter die Seestrasse freigeben würde. Auf der Südhälfte ist es ja Winter, wenn in Deutschland Sommer ist, und sie umfuhren Feuerland im Oktober, statteten Santiago de Chile noch einen Besuch ab und machten sich dann auf den Weg nach Neu Seeland und Australien.
Der Pazifische Ozean ist riesig und das ist nun eine wirkliche Herausforderung.
In Santiago de Chile hatten sie alles noch einmal überprüft und sie hatten neue Vorräte gebunkert. Jetzt würde eine lange und auch gefährliche Etappe über offenes Meer folgen.
Lasse und Ingrid waren gebräunt von Wind und Wetter. Sie waren topfit und fühlten sich gesund. Sie schrieben ihren Kindern Postkarten und stachen in See.
Sie hatten 6000 Kilometer offenes Meer vor sich.
5.
Der Südpazifik ist seit langem bekannt dafür, dass dort heftige Unwetter auftreten können. Schlimmer sind Flauten, so dass die Segel schlapp im Mast hängen. Dann muss man Geduld haben, widmet sich dem Fischfang, sieht den Delphinschwärmen zu, die an dir vorbeiziehen, schreibt Tagebuch, oder kontrolliert alle wichtigen Teile der Segelyacht.
Der Südpazifik ist aber auch bekannt dafür, dass hier Monsterwellen auftreten können. Über viele Jahrhunderte wurde das als Seemannsgarn belächelt. Heute beweisen Sattelitenaufnahmen, dass es solche urplötzlich auftretenden Freak Waves tatsächlich gibt, die nicht selten 25 Meter Höhe erreichen, und die ganze Schiffe verschlucken können. So etwas ist aber recht selten. Naja. Man hört immer wieder mal von verschwundenen Schiffen. Was genau die Ursache dafür ist, kann man nicht herausfinden. Die Annahmen gehen von Versicherungsbetrug bis zu fehlerhaftem Verhalten von Kapitän und Mannschaft.
Jedenfalls kamen Lasse und Ingrid nie nach Neuseeland.
2000 Kilometer von der Westküste Südamerikas entfernt, fuhren sie guten Mutes bei leichter Brise durch den Atlantik.
Es gab Schönwetterwolken und sie machten acht Knoten Fahrt. Der Seegang war völlig normal. Lasse stand am Steuer. Ingrid ging in die Kajüte, um ein leichtes Mittagessen zu kochen, als sie Lasse hörte. „Komm doch mal hoch.“
Dort im Norden, da wurde der Himmel urplötzlich dunstig, dann immer dunkler. Ingrid ging in die Kajüte zurück, stellte das Gas ab, sicherte schnell ein paar umherliegende Gegenstände, sah nach dem Treibstoffstand, warf sich in den Regenanzug, schnappte sich den Anzug für Lasse und ging wieder an Bord.
Lasse hatte schon den Motor angeworfen und das Ruder herumgeworfen. Sie fuhren jetzt in Richtung dieses Dunstes, der immer schmutziger wurde. Er holte das Großsegel über die Motorwinde ein und ließ nur das Vorsegel auf halber Höhe stehen, dann drehte er den Motor leicht auf und übergab Ingrid das Ruder. Er schlüpfte in die Regenkleidung, schloss die Schotten, gab Ingrid ein Seil und knotete sich selbst am Ruder fest.
Irgendwie sah dieser Dunst gefährlich aus.
Nur wenige Minuten später wurde der Himmel schwarz, dann sahen sie die Schaumkrone.
Die Welle wurde innerhalb von Sekunden immer mächtiger und immer höher. Lasse drehte den Motor auf volle Kraft und fuhr frontal auf diese Welle zu.
Sie stieg und stieg, dann türmte sie sich vor dem Schiff auf, vielleicht 30 Meter hoch. Eine senkrechte Wasserwand. Sie prallte mit voller Wucht auf das Schiff. Der Mast brach im selben Moment, als die Welle über das Schiff brauste.
Die Welle war von einer Gewalt, dass die Yacht in all in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Sie wurde ein Stück von der Welle mitgerissen, dann war die Welle darüber hinweggerollt und die Teile versanken im Meer und mit ihnen Lasse und Ingrid, die durch den Aufprall der Welle den sofortigen Herzstillstand erlitten hatten.
Sie würden nie erfahren, ob die Prophezeiung der Mayas tatsächlich Wirklichkeit werden würde. Für sie war das Leben am 8. Dezember um 12 Uhr 11 unerwartet und endgültig vorbei.
Die Welle rollte weiter. Sie war buchstäblich aus dem Nichts gekommen und danach war das Wasser wie zuvor. Leichte Wellen, bei Windstärke fünf. Ein gutes Wetter, um zu segeln.
Kapitel 3. Schattendasein
1.
Lucie Schröder hatte 38 Jahre lang im Einzelhandel gearbeitet. Die Beine waren geschwollen vom vielen Stehen. Wasser und geplatzte Äderchen. Sie hatte viele Schmerzen. Kuren hatte sie aufgeschoben. Die Stellung wäre womöglich gefährdet gewesen.
Der Arzt hatte sie kopfschüttelnd angesehen, aber es war schließlich ihre Gesundheit.
Sie hatte zwei Kinder und schon drei Enkelkinder, aber auch das war nicht einfach. Die Tochter hatte ein behindertes Kind zur Welt gebracht. Irgendeine Blutung im Kopf, die nicht gleich erkannt worden war, hatte zu einem Hirnschaden geführt. Ihr Enkelkind Ulf war jetzt vier, aber er konnte nicht sprechen, musste immer noch Windeln tragen und die Koordination der Gliedmaßen funktionierte nicht richtig, so dass Ulf gefüttert werden musste. Er würde wohl sein Leben lang auf Hilfe angewiesen sein. Lucie hatte vergessen, wie die Ärzte diese Krankheit nannten.
Ihr Sohn hatte da mehr Glück gehabt. Der hatte zwei richtige Rabauken, aber ihr Sohn hatte einen schlecht bezahlten Job als Paketausfahrer. Die Mutter musste dazuverdienen und die Kinder waren oft alleine und unbeaufsichtigt.
Lucie war 54, als sie entlassen wurde. Ihre Arbeit wurde einfach durch eine Kollegin übernommen, die jünger war und jetzt zwei Jobs für ein Gehalt erledigen musste. So ist das in diesen Zeiten manchmal.
Lucie hatte Arbeitslosengeld erhalten, aber das hatte schon nicht gereicht. Wegen ihrer offenen Beine war sie schlecht vermittelbar, und sie hatte zunächst ihrem Sohn und der Schwiegertochter mit den Kindern geholfen.
Ihr Mann trank gerne mal einen über den Durst, und der Fernseher lief den ganzen Tag.
Inzwischen war sie in Hartz IV gelandet und das machte die Situation nicht besser. Der Mann beim Arbeitsamt war oft nicht zu erreichen, oder die Akten waren irgendwo unterwegs. Ständig wurden irgendwelche Gründe gefunden, die monatliche Auszahlung zu kürzen, oft wurde überhaupt kein Grund angegeben, dann musste sie wieder diese schmerzhaften Wege zum Amt machen, eine Nummer ziehen, und sich anstellen in dieser ewig langen Schlange von Wartenden. Manchmal ohne Ergebnis, weil die Zeit einfach nicht reichte, um alle Fälle in der Wartehalle auch an einem Vormittag zu bearbeiten.
Lucie hatte Übergewicht, und diese Warterei in den Ämtern fiel ihr schwer. Sie fiel in dieser Zeit des Wartens auch als Hilfe für ihre Tochter oder ihren Sohn aus, und nun warf man ihr auch noch diese Hilfe vor, und zog einen monatlichen Betrag für angebliches Einkommen ab, das sie gar nicht hatte.
Lucie war oft den Tränen nahe und sie wusste nicht, wie sie sich wehren sollte. Von Jura hatte sie keine Ahnung und Rechtsanwälte waren teuer. Einmal hatte sie sich einen Beratungsschein geholt, aber sie hatte keinen Anwalt gefunden, weil die nicht bereit waren,