Die Weihnachtskrippe. Klaus Bergdolt

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Die Weihnachtskrippe - Klaus Bergdolt

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bezeichnete.18 Auch Justin der Märtyrer sprach schon im 2. Jahrhundert von der Jungfräulichkeit Mariens (Dialogus cum Tryphone Judaeo 100), die als „neue Eva“ den Sündenfall der „alten“ gleichsam korrigiert habe. Viele Symbole des Alten Testaments schienen auf die Jungfräulichkeit der Mutter Jesu anzuspielen, etwa die Verschlossene Pforte (Ez 44,2) oder der im Hohelied (Hld 4,2) erwähnte Hortus conclusus. Bis zum Konzil von Ephesus (431) wurde die virginitas Mariens immer wieder infrage gestellt, aber auch verteidigt. Clemens von Alexandria sah die Mutter Christi ebenfalls als Jungfrau (Stromateis VIII,16), ebenso – eine Stimme unter vielen – Gregor von Nyssa (Homilia in Cant. 13). Auch die Vorstellung einer virginitas in partu, wonach Maria nur bei der Geburt Christi Jungfrau war und später weitere Kinder bekommen haben soll, und einer virginitas post partum, die implizierte, dass sie auch danach Jungfrau blieb (etwa Origenes, Com. in Mt 10,17, Hieronymus, Ad Helv. 17, Johannes Chrysostomos, Hom. in Mt 5,2f.) spaltete die Kirchenväter. Immerhin hielt, um dieses Kapitel abzuschließen, noch der protestantische Theologe Karl Barth die Lehre von der Jungfräulichkeit Mariens für einen substantiellen Teil des christlichen Glaubens (1927). Er konnte hier sogar, was manchen überraschen mag, auf Luther und Zwingli verweisen (!)19

      Aus religionswissenschaftlicher Sicht muss hier erwähnt werden, dass auch babylonische Könige und griechische Helden oft genug, ja in der Regel auf nicht natürliche Weise von Göttern gezeugt wurden. Zeus’ Geburt aus Rhea in tiefer Nacht in einer kretischen Höhle, die Geburt göttlicher Kinder überhaupt, etwa des ägyptischen Horusknaben, waren den Gebildeten wohl bekannt. In Paphos auf Zypern blieb ein Dionysos-Mosaik des 4. Jahrhunderts erhalten, das die Geburt des Gottes auf dem Berg Nysa zeigt. Das neugeborene Kind thront auf dem Schoß seiner Mutter Persephone wie kurze Zeit später Christus auf frühen Fresken auf dem Schoß Mariens. Auch Dionysos, Attis, Mithras und Perseus wurden, folgt man dem Mythos, aus einer Jungfrau geboren. Parallelen dieser Art sprachen aus frühchristlicher Sicht, wie wir sehen werden (S. 50–52), nicht etwa gegen, sondern für die Jungfräulichkeit Mariens. All diese Geburten heidnischer Heroen oder Götter blieben freilich geheimnisvoll entrückt, wie es der Göttlichkeit der Protagonisten entsprach. Jesu Geburt stellte dagegen eine unverhüllte Ausnahme dar.

      Die Magier aus dem Morgenland

      Wohl nicht zufällig zur Zeit der Konstantinischen Wende (312), die das Christentum nach Jahrhunderten der Benachteiligung, ja Verfolgungen staatsrechtlich legitimierte, aber auch die besondere Rolle des Kaisers als Schutzherr der jungen Religion vor Augen führte, gewann die Darstellung der Magier aus dem Morgenland besondere Popularität. Der berühmte Bericht des Matthäusevangeliums (Mt 2,1–12) sei hier ebenfalls wiedergegeben:

      Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er, und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden sollte. Sie antworteten ihm: Zu Betlehem in Judäa, denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: Du Betlehem im Lande Juda bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird der Fürst hervorgehen, der mein Land regieren soll. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist. Und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war. Dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter. Da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück.

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       Abb. 1: Sarkophag des Valerius und der Adelphia (um 330/340 n. Chr.); gefunden in den Katakomben von S. Giovanni in Syrakus, Detail mit Anbetung der Könige

      Die Magier oder Sterndeuter, wie sie in jüngsten deutschen Übersetzungen genannt werden, wurden spätestens im frühen 4. Jahrhundert in den Priscilla- und Domitilla-Katakomben sowie in SS. Pietro e Marcellino in Rom – Frühdatierungen dieser Fresken bis in die Zeit um 200 wurden diskutiert – sowie auf zahlreichen Sarkophagen und, etwa hundert Jahre später, auf den Mosaiken des Triumphbogens von Santa Maria Maggiore abgebildet. Über Jahrhunderte erschienen sie mit ihren charakteristischen phrygischen Mützen auf vielen hochrangigen Kunstwerken – vom Syrakusaner Adelphia-Sarkophag (um 380, heute im Vatikan) über weitere Sarkophagfragmente, Elfenbeingefäße (Florenz, Berlin, Nevers) bis hin zu berühmten Mosaiken, etwa in San Apollinare Nuovo in Ravenna (um 520) oder an der heute zerstörten Fassade der Geburtskirche von Betlehem (vor 618). Jeder Gläubige, jeder aus der Ferne kommende Pilger konnte sich mit ihnen identifizieren. Die von den Evangelisten nicht erwähnte Dreizahl der Besucher aus dem Orient – sie wurde schon früh „kanonisiert“ – leitete als Erster Origenes (185–255) von den bei Matthäus erwähnten Gaben Weihrauch, Myrrhe und Gold ab (Gen. Homil. 14,3). Wenn in den Katakomben unter der schon erwähnten konstantinischen Basilika SS. Pietro e Marcellino nur zwei, in der Domitilla-Katakombe dagegen vier Magier abgebildet waren (eine Vorstellung, die auch Tertullian vertrat), blieben dies Ausnahmen – wir ahnen aber, wie schwierig sich die ikonografische Konsolidierung anfangs gestaltete. Weihrauch symbolisierte die Göttlichkeit des Neugeborenen, Gold seine Königswürde, während die Myrrhe, die noch heute bei Priester- und Bischofsweihen eine Rolle spielt, den priesterlichen Rang Jesu, aber auch seine Rolle als Christus Medicus (so etwa Augustinus) betonte und zudem auf die spätere Grablegung des Gekreuzigten verwies. Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass frühe Theologen der Versuchung nicht widerstehen konnten, alles, Wichtiges wie Unwichtiges, einer Symbolik zuzuführen, zumal man hier – menschlich war dies verständlich – seine theologische und historische Bildung unter Beweis stellen konnte. Glaubt man Jacobus da Voragine, dem Autor der Legenda Aurea (13. Jh., vgl. S. 60 f.), verband Bernhard von Clairvaux später mit den berühmten Geschenken zunächst einmal einen praktischen Nutzen: Das Gold half die materielle Not der Jungfrau lindern, der Weihrauch den Stallgeruch verdrängen und die Myrrhe lästige Fliegen vertreiben …

      Erst im 7. Jahrhundert werden die „Weisen aus dem Morgenland“ (μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν) – in einem in Paris aufbewahrte Manuskript (Codex 4884, Bibliothèque Nationale – namentlich genannt: Caspar als Afrikaner (er galt als der Jüngste), Melchior als Europäer und Balthasar als Vertreter Asiens. Beda Venerabilis (672–735), einer der großen Theologen seiner Ära, sah die drei zugleich als geistige Nachfahren der Söhne Noahs (In Matth. Evang. Expos. II,1), die wie diese die ganze Menschheit vertraten. Selbst ihre Reittiere, das Kamel, der Elefant und das Pferd, symbolisierten demnach die drei Weltteile. Beda zögerte nicht, ihre drei Gaben, von der theologischen Symbolik abgesehen, auch mit Naturwissenschaft, Logik und Ethik zu verbinden, den Kernbereichen der Philosophie, wie sie bereits die Stoiker definiert hatten. Die Weisen aus dem Morgenland standen damit für die Kompatibilität von Theologie und (auch heidnischer) Wissenschaft.

      In der Spätantike war ihre Huldigung vor dem neugeborenen Christus ein geläufiges Bildmotiv. Nach dem ikonografischen Vorbild heidnischer Göttinnen erscheint Maria, mit dem Kind auf einem Thron sitzend, in der Regel am rechten oder linken Bildrand, während die Besucher aus dem Morgenland, von Dienern und Reittieren begleitet, die Bildszene „in ganzer Breite“ beherrschen. Der Mönch Beda, der auch als Kirchenhistoriker Bedeutung erlangte, beschrieb als Erster auch das Äußere der exotischen Besucher: Caspar als bartlosen Jüngling, Melchior als würdigen Greis mit grauem Bart und Balthasar als reifen Mann mit

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