Der Tod setzt Segel. Robin Stevens

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Der Tod setzt Segel - Robin Stevens Ein Fall für Wells & Wong

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DeWitt und Mrs Miller. Sie haben sich diese … Obelisken angesehen – diese spitzen Dinger, du weißt schon. Mr DeWitt sagte: Das wirst du nicht bereuen, Theo. Mrs Miller sagte: Wovon um alles in der Welt redest du? Und darauf meinte Mr DeWitt: Mich zu deinem Thutmosis ernannt zu haben. Ich weiß, bisher hast du allein geherrscht, aber das musst du nicht länger. Ich bin nun hier, um dir zu helfen, genau wie in unserem früheren Leben Thutmosis Hatschepsut unterstützt hat und nach ihr herrschte. Er hat das so übertrieben gesagt, als würde er ihr damit das größte Geschenk auf Erden machen, aber Mrs Miller hat nur laut gelacht und gesagt: Aber das hat rein gar nichts zu bedeuten, Narcissus, du Trottel! Es ist lediglich ein Titel. Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass ich die Gesellschaft in deine Hände fallen lasse? Nein, ich werde sie weiterhin führen, egal wer deine Reinkarnation ist. Dann hat sie wieder den Obelisken betrachtet, doch Mr DeWitt … Nun, Mr DeWitt sah aus, als hätte er sie am liebsten ermordet.«

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      Dann brachen wir auf und glitten durch das dunkel werdende Wasser, dass es weiß schäumte. Ich stellte mich darauf ein, dass mir wieder übel werden würde, wie üblich auf Schiffen – doch der Nil ist so ruhig wie eine Badewanne und wir schaukelten nur sanft dahin. Ich konnte ohne jede Schwierigkeit zu Abend essen, sogar den Nachtisch. Als ich danach an die frische Luft ging, war es schon Nacht und über dem Wasser ging ein roter und irgendwie seltsamer Mond auf. Mir wollte nicht einfallen, was daran nicht stimmte, bis ich begriff, dass er verglichen mit der Form, die ich gewohnt war, schräg stand.

      »Blutrot!«, sagte Daisy fröhlich, als sie ihn sah. »Was hat das zu bedeuten? Vielleicht gibt es einen Mo–«

      Ich stieß sie fest an, denn mein Vater lief an uns vorbei zu seiner Kabine und warf Daisy einen mehr als argwöhnischen Blick zu.

      Nachdem die Lichter gelöscht waren und das Schiff am Ostufer neben einem dicken Wald aus Palmen angelegt hatte, stopften Daisy und ich Polster unter unsere Decken, für den Fall, dass jemand nach uns sehen würde, wickelten uns gegen die nächtliche Kälte in einen Schal und stiegen die steile Treppe zum Oberdeck hinauf. Kaum hatten wir es uns in unseren kleinen Korbstühlen bequem gemacht, erschien Amina, gefolgt von George und Alexander.

      »’n Abend!«, flüsterte George.

      »Man ist euch nicht gefolgt?«, fragte Daisy misstrauisch.

      »Miss Beauvais schnarcht«, sagte Amina, die ihr Taschentuch auffaltete, um einige extra Küchlein vom Abendessen zu präsentieren. »Also weiß ich, dass sie schläft. Außerdem habe ich sie für alle Fälle eingesperrt. Ist es nicht praktisch, dass die Schlüssel hier auf beiden Seiten der Kabinentüren funktionieren?«

      »Und Mr Young ist über seinen Notizen eingeschlafen«, berichtete George. »Er hat keinen blassen Schimmer vom antiken Ägypten, daher muss er seine ganze Zeit damit verbringen, heimlich in der Kabine vorauszulernen, was er uns beibringen will. Deswegen haben wir ihn ausgesucht! Er ist einer von Harolds Bekannten aus Cambridge. Er fällt in Geschichte durch, daher fand ich ihn perfekt. Vor dem Frühstück morgen wird er nicht nach uns sehen.«

      Wir fünf unterhielten und unterhielten uns, während über uns die Sterne funkelten, als wäre die Welt von Kerzen erleuchtet. Die Weidenzweige meines Stuhls stachen mir in die Arme und die Kälte zwickte mich in Wangen und Finger – und ich kam mir ungeheuer erwachsen und wagemutig vor. Ich war nachts draußen, mit Jungs. Ich betrachtete Alexanders Umriss im Dunkeln und überlegte, ob er wirklich meinetwegen hier war. In der Hitze des Tages war es mir unwahrscheinlich vorgekommen, doch hier oben, bei Nacht, während ich erschauderte, entweder wegen der kühlen Luft oder aber vor Aufregung, konnte ich es beinahe glauben.

      Die Uhr im Salon unter uns schlug zur vollen Stunde und Amina kicherte. »Zwei Uhr!«, flüsterte sie. »Lasst uns was anstellen – kommt!«

      »Was willst du denn machen?«, fragte Daisy neugierig.

      »Ach, keine Ahnung.« Amina zuckte mit den Schultern. »Die Nummern an den Kabinentüren vertauschen. In den Speisesaal schleichen und das gesamte Frühstücksbesteck durcheinanderbringen. Irgendwas

      »Was, wenn wir –«, begann Alexander, doch dann hielt Daisy die Hand hoch.

      »Psst!«, zischte sie. Ich dachte schon, sie wäre Alexander gegenüber schlicht unhöflich, wie immer, doch einen Moment später hörte auch ich, was sie aufgeschreckt hatte. Ein leises, gleichmäßiges Geräusch wie von einem Herzschlag – Schritte auf dem Deck unter uns.

      Wie ein Geist erhob Daisy sich aus ihrem Stuhl und trat zur Backbordseite des Schiffes. Wir alle folgten ihr und spähten über das Geländer. Mein eigenes Herz klopfte laut und ich klammerte mich an Daisys Arm.

      Das Deck unter uns wurde sanft vom Mond beschienen, der inzwischen ein cremiges Weiß angenommen hatte und fast direkt über unseren Köpfen stand. In seinem Glanz konnten wir sehen, dass etwas über das Salondeck trieb, und zwar mit einem merkwürdigen, unheimlichen Gang.

      Ich glaube nicht an Geister, das habe ich mir tausendmal gesagt, aber –

      Ich stieß hörbar die Luft aus und Daisy rammte mich mit dem Ellbogen.

      »Geister machen keine Schritte, Hazel«, wisperte sie in mein Ohr und ich kam wieder zu mir. Wie hatte ich so albern sein können? Was ich da sah, war lediglich ein Mensch in einem weißen Nachthemd – ein blasser Mensch mit langem gelocktem Haar, der die Hände ein wenig vor sich ausgestreckt hatte, als würde er nach etwas greifen.

      »Das ist Heppy!«, flüsterte Amina. »Was treibt sie da?«

      »Spazieren gehen!«, antwortete Alexander. »Wie seltsam. Es ist zwei Uhr morgens!«

      Seine Stimme musste bis nach unten gedrungen sein, denn Heppy zuckte zusammen und drehte das Gesicht in unsere Richtung. In diesem Moment sahen wir etwas, das uns einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Heppys Augen glitzerten im Licht der nächsten Lampe, doch sie waren völlig ausdruckslos.

      »Sie schlafwandelt!«, raunten George und Daisy im Chor und warfen sich einen verzückten Blick zu.

      Ich war zu beschäftigt damit, meine Atmung in den Griff zu bekommen, um irgendetwas anderes als blankes Entsetzen zu empfinden. Heppys kaltes, nichtssagendes Gesicht, ihre ausgestreckten Hände – es war, als würde man einen Albtraum von außen beobachten.

      Vor unseren Augen glitt sie übers Deck, blieb stehen und schob die Tür direkt unter uns auf.

      »Wessen Kabine ist das?«, flüsterte Alexander.

      »Entweder die von Miss Doggett oder Theodora Miller«, wisperte Daisy. »Oh, wie merkwürdig!«

      Wir warteten, atmeten behutsam und fünf Minuten später glitt Heppy wieder heraus und schloss leise die Tür hinter sich. Als sie sich abwandte war ihr Blick noch immer leer. Etwas Gruseligeres habe ich im ganzen Leben noch nicht gesehen und irgendwie war uns danach der Spaß vergangen. Wir zogen uns ins Bett zurück, unruhig und aufgewühlt.

      Wir hatten keine Ahnung, als wie wichtig sich das erweisen würde, was wir in dieser Nacht beobachtet hatten.

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