Der Rancher Und Die Zweckdienliche Braut. Shanae Johnson
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»Bren, wenn etwas nicht stimmen würde, würdest du mir das sagen, oder?«
Nein, würde sie nicht. »Aber natürlich würde ich das.«
Brenda hatte früh gelernt, dass eine Lüge gegenüber einem Pastor nicht sofort einen Blitz vom Himmel fahren ließ. »Solange du zu mir rüberkommst und für mich kochst, ist alles gut.«
»Vielleicht solltest du heiraten.«
Brendas Besteck fiel klappernd auf den Teller. Das war das einzige Thema, bei dem ihr Bruder sich noch nicht weiterentwickelt hatte. Brenda hatte keinerlei Wunsch, zu heiraten. Männer bremsten sie nur aus. Bestes Beispiel: ihre Rancharbeiter.
»Du hast eine Ranch voller Soldaten als Nachbarn«, sagte Walter. »Ein paar davon sind auf der Suche und würden gerne in den nächsten neunzig Tagen heiraten. So wie es die Vorschrift dort verlangt.«
Genau deswegen blieb Brenda ihren Nachbarn auf der Purple Heart Ranch auch fern. Sie war sicher, dass diese merkwürdige Vorschrift illegal war. Doch bisher hatte sich niemand offiziell beschwert.
»Ist nicht einer der Soldaten mit deiner Verlobten durchgebrannt?«, fragte sie.
Beth Cartwright, eine Pastorentochter, war für kurze Zeit mit Walter verlobt gewesen. Doch dann war der Schwarm aus ihrer Kindheit, der im Dienst verschollen gewesen war, plötzlich zurückgekehrt, hatte sie im Sturm erobert und mit einem Heiratsantrag samt Verlobungsring überrascht.
»Reese ist ein guter Mann.« Trotz der bitteren Trennung schwang Ehrlichkeit in Walters Stimme. »Alle diese Soldaten sind gute Kerle.«
Walter war viel zu gutmütig und vergab schnell. Das gehörte wohl zu seiner Jobbeschreibung. Sie war Rancherin. Sie hatte keine Zeit dafür, für jemanden die Ehefrau zu spielen. Sie war viel zu beschäftigt mit ihren Rindern, mit mehr Reparaturarbeiten, als auf ein DIN-A4-Blatt passten – wohlgemerkt, mit einzeiligem Abstand – und mit nichtsnutzigen Rancharbeitern, die Brenda gerade zu ihren Trucks schlendern sah, obwohl die Sonne nicht einmal untergegangen war und noch bevor sie ihre Aufgaben erledigt hatten.
Nein. Sie war allein viel besser dran. Sie bezweifelte, dass sie jemals einem Mann erlauben würde, ihre Hand zu nehmen.
Kapitel Drei
Keaton betrachtete die Landschaft des amerikanischen Kernlandes, die gemächlich an ihm vorbeizog. Die braunen, majestätischen Berge mit ihren verschiedenfarbigen Gipfeln. Das ausgedehnte Weideland, das sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken schien. Es überraschte ihn, wie sehr diese wunderschöne Gegend der Landschaft Afghanistans, Iraks und Syriens glich. Der einzige Unterschied zwischen den Regionen hier und auf der anderen Seite der Welt lag darin, dass hier Hoffnung und Chancen in der frischen Bergluft lagen. In Kriegsgebieten herrschten dagegen naturgemäß Konflikt, Aufruhr und Hoffnungslosigkeit.
Bei jedem Einsatz in diesen Ländern hatte Keaton Männer jung sterben sehen. Er hatte erlebt, wie Frauen und Kinder jeden Tag litten. Er hatte gesehen, wie das Land von Politik und Projektilen verwüstet und zerrissen wurde.
Die Fahrt mit dem roten Jeep durch die Hauptstraße der kleinen Stadt in Montana war der krasse Gegensatz, wie Tag und Nacht. Durch die Fenster des Leihwagens sah Keaton Kinder die Straße entlang hüpfen. Mütter folgten ihren Sprösslingen in Yogahosen und Cowboystiefeln. Eine Gruppe alter Männer saß auf benachbarten Veranden, rauchte Pfeife und spuckte Tabak. Statt des metallischen Nachgeschmacks von Sprengstoffen und Munition lag der erdige Geruch von gebackenem Brot wunderbar schwer in der Luft.
Keaton konnte verstehen, warum die Soldaten der Purple Heart Ranch hierherkamen und nach dem Abschluss ihrer Reha blieben. Diese Gegend vermittelte Vertrautheit mit den Orten, an denen sie gedient hatten. Doch im Gegensatz dazu repräsentierten die Leute hier die Zukunft, für die sie in der Ferne gekämpft hatten, und sie boten ihnen eine Gemeinschaft an, zu der sie gehören durften.
In den vergangen sechs Jahren war Keaton nach jeder Mission an seinen Heimatort zurückgekehrt. Doch die Hektik der überfüllten Stadt hatte ihn unruhig gemacht. Die hohen, grauen Gebäude und der kalte Beton verunsicherten und beunruhigten ihn ebenso wie die leeren, mürrischen Blicke, mit denen ihn die Leute auf der Straße bedachten, und wie sie Fremden auf den Bürgersteigen auswichen. Soldaten dagegen sahen sich direkt in die Augen. Sie sprachen klar, und sie sprachen deutlich.
Also, nein. Keaton vertrug sich mit dem Zivilleben nicht besonders. Gleiches galt für die anderen Männer, wenn sie nach Hause fuhren. Keiner von ihnen wollte mehr in aktive Kampfhandlungen verwickelt werden. Aber sie wollten immer noch Action. Hier, wo es aussah wie in einem Kriegsgebiet, das in Frieden gehüllt war, sah Keaton die Chance, ein neues Leben aufzubauen. Nicht nur für sich, sondern auch für seine Männer.
Dreißig Minuten später erreichte er die Tore zur Ranch. Das Zeichen der purpurnen Glockenblume an den Eisengittern zeigte ihm, dass er am richtigen Ort war. Die lilienartige Blume war das Symbol der verwundeten Krieger. Im Gras an der Seite des befestigten Weges wuchsen ein paar der purpurnen Gewächse. Sie kamen in dieser Gegend häufig vor und schienen hier wild zu wachsen. Kein Wunder, dass sich die verwundeten Veteranen auf der Ranch willkommen fühlten.
Keaton fuhr durch das Tor und folgte dem Schotterweg weiter. Die Ranch beherbergte Soldaten in verschiedenen Stadien der Genesung. Männer mit Beinprothesen ritten hart auf Pferden an ihm vorüber. Ein paar Wegbiegungen weiter entdeckte Keaton einen Gemüsegarten, in dem Männer ohne Finger oder Arme den Boden umgruben. Aus einer Scheune traten Soldaten mit Brandverletzungen im Gesicht, an den Armen und Beinen. Die Männer versorgten eine ganze Menagerie von Farmtieren. Schafe und Ziegen rieben sich an ihren vernarbten Gliedmaßen, als würden sie die Verletzungen gar nicht bemerken.
Keaton und seine Crew hatten das Glück gehabt, mit gesunden Gliedmaßen und intaktem Verstand zurückgekehrt zu sein. Hätte einer von ihnen Verletzungen erlitten, wäre dieser Ort für die Genesung der Beste gewesen. Außerdem hoffte Keaton, dass jeder neue Soldat, der seine Fähigkeiten erweitern wollte, ans andere Ende der Ranch kommen würde, wo das Trainingscamp geplant war.
Keaton parkte den Jeep vor dem großen Haus am Ende der Sackgasse. An keinem der Häuser waren Nummern angebracht. Die Anweisungen, die man ihm gegeben hatte, lauteten lapidar, er solle bis ans Ende der Straße fahren.
Keaton sprang aus dem Jeep und sah den Mann, den er hier treffen wollte. Dylan Banks kam aus einem der Häuser heraus. Er trug ein Jeanshemd und Khakishorts. Das eine Bein war sonnengebräunt, das andere aus Stahl.
»Keaton, du hast’s geschafft.«
»Schön, dich wiederzusehen, Banks.«
Die beiden Männer schüttelten die Hände. Eine von Kämpfen gezeichnete Hand fand die andere. Raue Finger griffen zu und zogen. Die alten Freunde umarmten sich mit viel Rückenklopfen. Keaton hatte mit Sergeant Dylan Banks in mehr als einer Mission gedient. Der Mann war scharfsinnig und konnte in den schwierigsten Situationen improvisieren.
»Eine großartige Einrichtung habt ihr hier«, sagte Keaton. »Ich habe nichts als Gutes über diese Ranch gehört.«
»Wir nehmen sie alle auf. Die Müden, die Armen, die geknechteten Massen.«
»Steht das nicht auf