Der Rancher Und Die Zweckdienliche Braut. Shanae Johnson
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Читать онлайн книгу Der Rancher Und Die Zweckdienliche Braut - Shanae Johnson страница 6
Anstatt aber deswegen zu grollen, begann Brenda mit voller Kraft loszulegen. Sie hatte die Hälfte der Punkte auf ihrer Liste bereits abgehakt, noch bevor es hell wurde.
Brenda stieg auf den Traktor, ein älteres Modell, älter als sie. Aber der Traktor lief gut. Sie klemmte den Spezialschlüssel, besser bekannt als Schraubenzieher, ins Zündschloss. Den eigentlichen Schlüssel hatte sie vor Monaten verloren, irgendwo draußen im weitläufigen Gelände. Der Motor sprang sofort an. Sie begann mit der Arbeit.
Als sie den Acker bearbeitet hatte, tauchten schließlich ihre Arbeiter auf. Wieder zu spät.
Nur weil sie eine Frau war, glaubten sie, sie könnten sie ausnutzen. Aber auch, weil es schon mitten in der Saison war und die meisten Rancharbeiter bereits eine Anstellung hatten, hatte Brenda nur den Bodensatz erhalten. Manuel war ein Überbleibsel aus der Zeit ihres Großvaters. Sein Neffe war ein guter Arbeiter, solange er weit weg von Manuels Führung blieb. Die anderen beiden waren praktisch zu nichts zu gebrauchen, außer zum Lasten heben. Brenda hatte an diesem Morgen mehr erledigt als alle vier zusammen in einer Woche.
Brenda stellte den Traktor ab. Sie nahm den Spezialschlüssel aus der Zündung und nutzte ihn zum dritten Mal an diesem Tag. Sie wickelte ihren Pferdeschwanz zu einem Knoten und steckte den Schraubenzieher durch die Locken, um ihre Haare aus dem Gesicht und von den Schultern fernzuhalten. Und, ja, auch um eine Waffe parat zu haben, bei dem, was sie vorhatte.
»Ihr seid spät dran. Schon wieder.«
Manuel grinste. »Sorry, Süße. Aber den Rindern ist das egal.«
Brenda ballte die Fäuste, griff aber nicht nach dem Schraubenzieher. Noch nicht. Obwohl sie sich Manuels Kopf als Anlasser vorstellte, der ein wenig Zündhilfe benötigte. Und irgendwie lag der Gedanke gar nicht so fern. Der Mann steckte im finsteren Mittelalter der Viehzucht fest. Er brauchte wirklich dringend Starthilfe. Doch Brendas Meinung nach war es dafür zu spät.
»Ich bin nicht deine Süße«, sagte sie ruhig. »Ich bin dein Boss. Aber es sieht so aus, als wäre ich das nicht mehr viel länger.«
»Sag bloß.« Manuels buschige Augenbraue hoben sich. Sein schiefes Grinsen veränderte sein zerknittertes Gesicht in etwas Widerwärtiges. »Du hast dir einen Ehemann geangelt?«
Die drei jüngeren Männer zuckten zusammen. Das überraschte Brenda nicht. Die jungen Männer entstammten einer Genration, in der Frauen Macht ausübten und ihnen Respekt gezollt wurde. Manuel würde einen Zeit- und Kulturschock erleben.
»Lass mich das anders formulieren«, sagte Brenda. »Deine Dienste werden auf dieser Ranch nicht länger benötigt.«
Manuels Gesicht verzerrte sich zu etwas Hässlichem. Es erinnerte Brenda an einen Bullen, der gebrandmarkt wurde. Das Zischen von Schmerz. Der Schock des Verrats. Das Erschaudern der Resignation.
Brenda bereitete sich darauf vor, dass Manuel austrat. Aber er hielt still. Es waren die drei Männer hinter ihm, die wie nervöse, neugeborene Füllen zappelten.
»Du schmeißt mich raus, Missy?«
»Sehr schön.« Brenda passte ihr Grinsen an, damit es zu seinem grausamen passte. »Ich muss keine einfacheren Worte wählen.«
Er streckte die Schultern. Seine Fäuste ballten sich. Sein Schnurrbart zuckte. Dunkle Schatten huschten über sein Gesicht, als er den Kopf so weit senkte, dass sein Hut den Blick verbarg.
Brenda gab nicht nach. Das hier war ihre Ranch. Ihr Lebensunterhalt stand auf dem Spiel. Sie konnten alle gehen und woanders Arbeit finden, bei einem Mann, den sie möglicherweise respektierten.
Oder auch nicht. Es war ihr egal. Alles was ihr wichtig war, war der Betrieb ihrer Ranch und Respekt dafür.
»Passen Sie mal auf, Miss Vance.«
Auf einmal. Er hatte das Wort Miss schlussendlich richtig benutzt. Hätte sie ein Goldsternchen bei sich, würde sie es ihm jedoch immer noch nicht geben. Zu wenig. Zu spät. Er hatte versagt. Und flog dafür raus.
»Ohne uns haben Sie keine Chance, die Ranch zu halten. Es ist Kalbungszeit. Das ist kein Ein-Mann-Job. Und bestimmt keiner für eine Frau.«
Die abgehakten Punkte auf der To-do-Liste in ihrer Hosentasche sprachen da eine andere Sprache. Aber er hatte recht. Sie konnte nicht alles allein erledigen. Sie würde einen Arbeiter brauchen. Nur nicht ihn.
Sie könnte die drei Jüngeren anlernen. Aber so wie Manuel ihre Gehirne gewaschen hatte, waren sie für sie so nutzlos wie ein kastrierter Bulle.
»Das ist nicht länger deine Sorge«, sagte sie.
Manuel verzog die Lippen. Sein Schnurrbart zuckte und ließ ihn damit wie den Schurken aus einem Cartoon aussehen. Ein Teil von Brenda wollte lachen. Stattdessen blickte sie hinter ihn, um zu sehen, ob etwas zu retten war.
»Wenn einer von euch hierbleiben will, bin ich bereit, ihn neu anzulernen.«
Da war ein Funkeln in ihren Augen. Zumindest in den Augen der Stadtjungs. Angel blickte zur Seite, verbarg seine Gefühle vor seinem Onkel und vor ihr. Für Brenda war das Antwort genug.
»Die werden sich von deiner Kittelschürze nicht länger herumführen lassen«, höhnte Manuel. »Sie werden keine Woche ohne uns überstehen.« Er wandte sich ab. »Lasst uns verschwinden, Jungs. Wir haben eine Woche frei, bis sie zu uns zurückgekrochen kommt.«
Die beiden Stadtjungen sahen sich an. Dann trotteten sie zu Manuels Truck. Aus dem Augenwinkel sah sie Angel zusammenzucken. Aber er schloss sich den beiden an und stapfte ebenfalls zum Truck.
»Zu dieser Zeit in der Saison sind keine Rancharbeiter zu finden«, sagte Manuel zu ihr. »Ich kann es kaum abwarten, bis Sie vor uns auf den Knien rutschen und uns um Hilfe anflehen.«
»Warum hältst du nicht die Luft an, während du wartest«, schlug Brenda vor.
Mit jugendlichem Elan, der gar nicht zu den vielen Falten passte, sprang Manuel in den Fahrersitz und rauschte davon. Brenda war kurz davor, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Sie wollte auch die Sorgen und Ängste loslassen. Er hatte recht. Hilfe zu finden, würde zu diesem Zeitpunkt schwer werden.
Der Truck hielt unvermittelt an. Brenda hielt die Hand über ihre Augen, als sie auf das hintere Ende des Trucks starrte, der auf halbem Weg zum Tor angehalten hatte.
Waren sie etwa zur Besinnung gekommen? Wollten sie zurückkehren und nach ihren Regeln spielen? Würde sie dem zustimmen?
Bevor sie eine der Fragen beantworten konnte, sprang Manuel aus dem Führerhaus. Er hob den Fuß und trat mit dem Stiefel nach einem schwachen Punkt in der Umzäunung. Es war das Stiergehege. Das Gehege mit dem neuen, teuren Bullen.
Manuel zog grüßend den Hut, sprang zurück in den Wagen und raste davon.
Der Bulle stand in der Mitte des Geheges, mit dem Rücken zu ihr. Brenda wusste, dass sie es nicht bis dorthin schaffen würde, bevor er ausbrach. Aber sie musste es versuchen. Sie war für jeden Schaden verantwortlich, den er anrichtete. Und das konnte sie sich nicht leisten.
Sie bewegte sich schnell, ergriff einen Sack mit Getreide mit der einen Hand und einen Sack Zucker mit der anderen. Sie sprang auf den Traktor, zog den Schlüssel aus