Der Sichelmond. Massimo Longo
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Zu Hause wurde er schon von allen erwartetet.
Giulia war aufgeregt, während sie die Koffer fertig packte, jetzt war der Moment gekommen und sie fragte sich, wie die Dinge laufen würden. Ihr Gluckeninstinkt gewann die Oberhand.
Gaia hingegen hatte den Schock bereits verdaut, sie lief ihrer Mutter hinterher und stellte tausend Fragen darüber, was es auf dem Bauernhof alles zu tun und zu sehen gab.
Sie waren nicht mehr dort gewesen, seit sie noch sehr klein waren und ihre Großeltern noch lebten. Außer einer vagen Erinnerung an die Felder oder den Geruch der Bäume, mit denen sie Verstecken spielten, gab es fast nichts, woran sie sich noch erinnern konnten.
Nach dem Tod ihres Mannes, hatte die Tante Schwierigkeiten gehabt, ihr Leben neu zu organisieren und beschlossen, mit ihren Kindern auf den inzwischen verlassenen, alten Bauernhof ihrer Eltern zu ziehen.
Gaia hörte den Schlüssel in der Wohnungstür und beeilte sich, ihren Cousin zu begrüßen, der sie in den Arm nahm, wie er es mit ihrem Vater getan hatte, und sie wie auf einem Karussell herumwirbelte. Gaia lächelte, diese Art Zuneigung hatte sie nicht erwartet.
„Hallo Libero, wie geht's dir?“, begrüßte sie ihren Cousin, den sie lange nicht gesehen hatte, herzlich.
„Gut, meine Kleine“, antwortete Libero.
Inzwischen war Giulia auch dazu gekommen. Sie war die einzige, der gegenüber sich Libero wie ein Kavalier benahm und mit einem hastigen Kuss auf die Wangen begrüßte.
„Wie war deine Reise?“, fragte Giulia zuvorkommend.
„Gut, die eiserne Kuh ist wirklich bequem und schnell zum Reisen und die Stadt ist voller interessanter Dinge. Es ist schön, hier zu sein!“
„Setz dich doch, du bist bestimmt müde. Möchtest du ein Eis?“, fragte Giulia weiter.
„Ja, danke, Tante Giulia. Ich liebe Eis“, nahm Libero das Angebot begeistert an. „Aber wo ist denn Helios?“
„Helios ist in seinem Zimmer, er kommt gleich“, sagte Carlo, der auf seinen Sohn wütend war, weil er es nicht für nötig erachtete, seinen Cousin zu begrüßen, der die ganze Reise gemacht hatte, nur um ihn abzuholen. Er wollte ihn aus seinem Zimmer holen.
„Nein, nein Onkel Carlo“, hielt ihn Libero zurück. „Lass mich das machen, ich will ihn überraschen. Sag mir einfach, welches sein Zimmer ist.“
Nachdem Carlo es ihm gezeigt hatte, stürzte sich Libero in das Zimmer, wo man seine Freudenrufe hörte, während er ihn begrüßte.
Nicht einmal Helios gelang es, trotz seiner kühlen Distanziertheit, der wirbelnden Umarmung zu entgehen.
Gaia sah ihre Mutter überrascht an und flüsterte: „Ich hatte ihn gar nicht als einen solchen Dummling in Erinnerung!“
„Sag doch nicht so was“, ermahnte sie Giulia hastig, „er ist ein netter Junge und auch sehr gutherzig.“
„Ja, aber...bist du sicher, dass er uns an unser Reiseziel bringen wird?“, fragte Gaia verdutzt.
„Aber natürlich!“, beruhigte sie Carlo. „Unterschätze ihn nicht, er führt zusammen mit seiner Mutter den Bauernhof. Er ist stark und klug.“
Es wurde Zeit fürs Abendessen und die Stimmung war sehr ausgelassen, mit all den farbigen Geschichten, die Libero vom Land mitgebracht hatte - natürlich für alle, außer für Helios.
„Ich kann es kaum erwarten, euch alles zu zeigen“, sagte Libero am Ende seiner Beschreibung des Bauernhofs zu seiner Cousine und seinem Cousin.
„Bist du sicher, dass du nicht ein paar Tage bleiben möchtest, bevor du wieder abreist?“, fragte Giulia.
„Ich kann Mama im Moment nicht allein lassen, es gibt so viel zu tun.“
„Du hast recht, Libero, du bist wirklich ein guter Junge", lobte Carlo ihn und klopfte im liebevoll auf die Schulter.
„Weißt du, Onkel Carlo, ich hab da noch eine Frage zum Auto, bevor ich in die Stadt kam, dachte ich, dass die Hupe an den Autos nur im Gefahrenfall gebraucht...“
„Natürlich“, antwortete Carlo, „warum fragst du?“
„Weil ich den Eindruck habe, man benutzt sie hier von allem zum Feiern, die Leute hupen ein einem fort!“
Alle, außer Helios, brachen in schallendes Gelächter aus und fragten sich insgeheim, ob Libero diese Naivität nur spielte oder ob er tatsächlich so war ...
Kapitel Drei
Als sie sein Entsetzen bemerkte, fing sie an zu lachen.
Am nächsten Morgen wurde Giulia unsanft von Libero geweckt, als er im Korridor über den Teppich stolperte. Und so kam es, dass er und seine Tante gemeinsam frühstückten, bevor alle anderen aufwachten. Als der frische Kaffeeduft Carlos Schlafzimmer durchflutete, gesellte er sich ebenfalls dazu und so erzählten er und Giulia, was mit Helios los war.
„Macht euch keine Sorgen“, beruhigte Libero sie, „diese Erfahrung weg von zu Hause wird ihm eine Hilfe sein und Mama hat auch schon einen Angriffsplan vorbereitet!“
Am Bahnhof ermahnte Giulia ihre Kinder in einem fort, sich bei ihrer Tante anständig zu benehmen.
Gaia hielt es vor Aufregung und Neugier kaum mehr aus, während man Helios wie üblich schon von weitem ansehen konnte, dass er in diese Geschichte hineingezwängt worden war. Er zog Gaias schweren Koffer hinter sich her, weil Libero ihn dazu gezwungen hatte: „Ein Fräulein trägt keine schweren Lasten!“, dieser Cousin hatte ihn schon ganz mürbe gemacht.
Libero, der eine Jeans und ein T-Shirt und dazu eine ockergelbe Mütze vom Katastrophenschutz trug, die seinem Cousin und seiner Cousine unpassend erschien, schleppte das ganze restliche Gepäck so mühelos, als ob es leere Koffer wären.
Der Zug verließ den Bahnhof pünktlich nach Fahrplan. Nur sie drei besetzten das Abteil. Libero hob die Koffer auf die Gepäckablage und schlug vor:
„Komm, Gaia, lass uns in den Restaurantwagen gehen und einen Snack besorgen, wir werden erst spät auf dem Bauernhof eintreffen und bis dahin solltet ihr bei Kräften bleiben. Helios wird in der Zwischenzeit auf die Koffer aufpassen, es wird sich niemand an unseren Sachen vergreifen. Falls doch, dann knurr ganz einfach!“ meinte er und grinste seinen Cousin dabei an. „Und wenn du nicht eingeschnappt bist, bringen wir dir auch was zu essen mit...“
Libero und Gaia verließen zusammen das Abteil, zur großen Erleichterung von Helios, der nun endlich allein sein konnte.
Er starrte aus dem Fenster in die monotone Landschaft. Sie hatten gerade das Industriegebiet hinter sich gelassen und man konnte die ersten bestellten Felder sehen. Sein Blick schweifte über Felder, Felder und noch mehr Felder und dann über Hügel, Hügel und noch mehr Hügel und Felder.
Plötzlich sah er das Spiegelbild eines Mannes im Fenster, er saß auf dem Sitz in der benachbarten Sitzreihe, auf der anderen Seite des Ganges.