Geist & Leben 3/2021. Verlag Echter

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strebsam, besitzergreifend, unduldsam, ein Macher – erfolgreich, aber zugleich ziemlich narzisstisch. Diese Werte verwandelten sich nach dem Bruch langsam und über große Mühen zu Demut, Geduld, Liebe, Großzügigkeit, Zulassen des Wirkens Gottes. Der Ritter blieb Ritter, aber transformiert zum Ritter Gottes: Frühe Prägungen wurden nicht abgewertet oder vernichtet, die Persönlichkeit wurde nicht gebrochen, der Narzissmus nicht einfach weggedrückt, sondern die Werte wurden umgewertet. Die Persönlichkeit durfte an sich selbst wachsen und reifen und Gott bekam den Platz in Iñigos Leben, der allein ihm gebührt. Iñigo suchte weiterhin Ehre, aber nicht mehr seine Ehre, sondern Gottes Ehre.

      –Spiritualität wird von vielen Menschen erst nach der zweiten Bekehrung gelebt: Ob und inwieweit Iñigo in seiner Jugend religiös war, darüber weiß man nicht viel; im katholischen Brauchtum des Spätmittelalters war er sicher gut verwurzelt, aber spirituelle Tiefe hatte dies wohl weniger. Im Alter von 30 Jahren über einen Bruch diese Konversion zu erleben, war biographisch für die damalige Zeit eher spät. War es eine Art zweite Bekehrung? Menschen, die schon als Kinder in ein spirituelles Leben hineinwachsen und sich diesem ihr Leben lang intensiv widmen, sind selten geworden. Umso mehr ist die Chance der zweiten Bekehrung wertzuschätzen: Sie kann, bei heute meist längeren Biographien, in jedem Lebensalter erfolgen und hat auch noch spät alle Möglichkeiten, das spirituelle Leben zum Blühen zu bringen.

      –Spiritualität braucht den Bruch? Einerseits nein, denn manche Christinnen und Christen leben von Jugend an bruchlos ihren Weg engagiert mit Gott. Andererseits ja, denn in einer glaubensarmen Welt muss die Fremdheit des Glaubens irgendwann schmerzhaft durchlitten werden, und ein Bruch hilft zu dieser Erfahrung. Niemand wünscht sich – mit sehr guten Gründen – den harten Bruch; wer aber, getroffen wie Iñigo, an ihm nicht verzweifelt, sondern ihn als Chance für neue innere und äußere Wege ergreift, wird von Gott geführt werden.

      1Für die frühe Biographie des Ignatius von Loyola ist der später von ihm diktierte Bericht des Pilgers die wichtigste Quelle; hier nach einer Ausgabe von P. Knauer (Leipzig 1990) zitiert (im Folgenden abgekürzt mit BP und den in allen Ausgaben identischen Randnummern).

      2Die berühmten Legenda aurea des Dominikaners Jacobus de Voragine und die Vita Christi des Kartäusers Ludolph von Sachsen.

      3Ausführlicher dazu: S. Kiechle, Ignatius von Loyola. Leben – Werk – Spiritualität. Würzburg 32020.

      4Der Jesuitenorden hat dazu ein „Ignatianisches Jahr“ ausgerufen: Ignatian Year | The Society of Jesus; URL: https://www.jesuits.global/tag/ignatian-year/ (Stand: 01.06.2021).

      5Geistliche Übungen, Nr.

      N

      Markus Kneer | Schwerte

      geb. 1972, Dr. theol., Priester, Lehrbeauftragter für Islamwissenschaft an der PTH Münster

       [email protected]

      Emmanuel Mounier und die Spiritualität der Begegnung

      Emmanuel Mounier (1905–1950) ist als einer der Vordenker des christlich inspirierten Personalismus in Frankreich bekannt geworden und hat die bis heute existierende Revue Esprit mitbegründet, deren Chefredakteur er bis zu seinem Tod war. Sein Denken ist immer noch in romanisch-sprachigen Ländern – anders als in Deutschland und Österreich – präsent. Sein letztes und bekanntestes Werk, Le personnalisme, erlebte 19 Auflagen (eine Übersetzung ins Deutsche steht immer noch aus).

      Emmanuel Mounier – eine biographische Skizze

      

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