Der Talisman. Posse mit Gesang in drei Akten. Johann Nestroy

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Der Talisman. Posse mit Gesang in drei Akten - Johann Nestroy Reclams Universal-Bibliothek

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Aufn Tanzboden! Juhe! Zum Tanz! (Alle rechts im Hintergrunde ab.)

      Dritte Szene

       Salome.

      SALOME. Ich bleib halt wieder allein z’ruck! Und warum? Weil ich die rotkopfete Salome bin. Rot ist doch g’wiss a schöne Farb, die schönsten Blumen sein die Rosen, und die Rosen sein rot. Das Schönste in der Natur ist der Morgen, und der kündigt sich an durch das prächtigste Rot. Die Wolken sind doch g’wiss keine schöne Erfindung, und sogar die Wolken sein schön, wann s’ in der Abendsonn brennrot dastehn au’m Himmel; drum sag ich: Wer gegen die rote Farb was hat, der weiß nit, was schön is. Aber was nutzt mich das alles, ich hab doch kein’, der mich aufn Kirtag führt! – Ich könnt allein [10]hingehn – da spotten wieder die Madeln über mich, lachen und schnattern. Ich geh zu meine Gäns, die schnattern doch nicht aus Bosheit, wann s’ mich sehn, und wann ich ihnen ’s Futter bring, schaun s’ mir auf d’ Händ und nit aufn Kopf. (Sie geht rechts im Vordergrunde ab.)

      Vierte Szene

       Flora und Plutzerkern kommen aus dem Hintergrunde links. Plutzerkern trägt einen bepackten Korb.

      FLORA (ärgerlich). Nein, das is wirklich arg! Das bisserl Weg von der Stadt fünf Viertelstund’ herausfahren! Schamen soll sich so ein Stellwagen!

      PLUTZERKERN. Warum denn? Er heißt ja desstwegen Stellwagen, weil er von der Stell nicht weiterkommt.

      FLORA. Schad, dass du mit deiner Langsamkeit kein Stellwag’n worden bist.

      PLUTZERKERN. Dazu fehlet mir die Pfiffigkeit. Ein Stellwagen is das pfiffigste Wesen auf der Welt, weil er ohne Unterschied des Standes jeden Menschen aufsitzen lasst.

      FLORA. Ich glaub, du hast wieder dein’ witzigen Tag, da bist du noch unerträglicher als gewöhnlich.

      PLUTZERKERN. Schimpfen S’ zu, lassen S’ Ihre Gall aus an mir! Lang wird’s so nit mehr dauern.

      FLORA. Willst du etwa aus dem Dienst der gnädigen Frau gehn? Das wär g’scheit.

      PLUTZERKERN. O nein; aber Sie werden gewiss bald heiraten, dann ist Ihrer Sekkatur ein neues Feld eröffnet, und ich bin nicht mehr der Spielraum Ihrer Z’widrigkeit.

      [11]FLORA. Dummer Mensch! Ich werd mich nie mehr verheiraten, ich bleib meinem Verstorbenen getreu.

      PLUTZERKERN. Vielleicht sieht er’s ein nach sein’ Tod; bei Lebzeiten hat er’s nie recht glauben wollen.

      FLORA. Wenn ich die gnädige Frau wär, ich hätt Ihn schon lang gejagt.

      PLUTZERKERN (mit Beziehung). Wenn ich die gnädige Frau wär, blieb auch nicht alles im Haus.

      FLORA. Wer weiß, ob Er nicht bald springt! Ich hab die Erlaubnis, einen flinken, rüstigen Burschen aufzunehmen.

      PLUTZERKERN. Das is recht, dann is doch die Plag nicht mehr so groß! Ich gieß den Winterradi, mehr Einfluss verlang ich mir nit.

      FLORA. Geh Er jetzt zum G’vatter Polz, der will mir einen Gartenknecht rekommandieren.

      PLUTZERKERN. Gut, vielleicht wird aus dem Knecht Ihr künftiger Herr.

      FLORA. Warum nicht gar! Von mir bekommt jeder einen Korb.

      PLUTZERKERN. Leider, das g’spür ich! Jetzt müssen Sie ihn aber wieder nehmen, wenn ich zum G’vattern soll. (Gibt ihr den bepackten Korb.)

      FLORA. Mach Er geschwind, langweiliger Mensch! (Ab in die Gartentüre.)

      PLUTZERKERN (allein). Hm, hm! Der Garten ist doch nicht so verwahrlost, und wie’s die treibt um den flinken, rüstigen Gartenknecht – hm, hm! (Geht rechts ab.)

      [12]Fünfte Szene

       Titus Feuerfuchs tritt während des Ritornells des folgenden Liedes erzürnt von rechts vorne auf.

      Lied

      1.

      Der hat weiter nit g’schaut,

      Beinah hätt ich ’n g’haut;

      Der Spitzbub, ’s is wahr,

      Lacht mich aus weg’n die Haar’!

      Wen geht’s denn was an,

      Ich hoff doch, ich kann

      Haar’ hab’n, wie ich will,

      Jetzt wird’s mir schon z’ viel!

      Rote Haar’ von ein’ falschen Gemüt zeig’n soll’n?

      ’s is ’s Dümmste, wann d’ Leut nach die Haar’ urteil’n woll’n.

      ’s gibt G’schwufen g’nug mit ein’ kohlrab’nschwarzen Haupt,

      Und jede is ang’schmiert, die ihnen was glaubt;

      Manch blondg’lockter Jüngling is beim Tag so still

      Und schmachtend – warum? Bei der Nacht lumpt er z’ viel!

      Und mit eisgraue Haar’ schaun die Herrn aus so g’scheit

      Und sein oft verruckter noch als d’ jungen Leut!

      [13]Drum auf d’ Haar’ muss man gehn,

      Nachher trifft man’s schon schön.

      2.

       (Drohend in die Szene blickend, von woher er gekommen.)

      Mir soll einer traun,

      Der wird sich verschaun,

      Auf Ehr, dem geht’s schlecht,

      Denn ich beutl’ ihn recht;

      Der Kakadu is verlor’n,

      Wenn ich in mein’ Zorn

      Über d’ Haar’ ein’ kumm,

      Der geht glatzkopfet um.

      Die rothaarig’n Madeln, heißt’s, betrüg’n d’ Männer sehr;

      Wie dumm! Das tun d’ Madeln von jeder Couleur.

      Die schwarz’n, heißt’s, sein feurig, das tut d’ Männer locken,

      Derweil is a Schwarze oft d’ fadeste Nocken.

      Die Blonden sein sanft? Oh! A Blonde is a Pracht!

      Ich kenn eine Blonde, die rauft Tag und Nacht.

      Doch mit graue Haar’ sein s’ treu, na, da stund man dafur,

      Nit wahr

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