ad Hannah Arendt - Eichmann in Jerusalem. Werner Renz
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»O Deutschland, bleiche Mutter!
Wie sitzest du besudelt
Unter den Völkern.
Unter den Befleckten Fällst du auf.
…..
Hörend die Reden, die aus deinem Hause dringen, lacht man.
Aber wer dich sieht, der greift nach dem Messer«.15
Das Motto16 ist nicht nur deshalb so wichtig, weil es einen Fokus von Arendts Buch hervorhebt, es macht auch klar, warum sie in ihrem Bericht und in ihrer Korrespondenz davon spricht, sie habe bei der Lektüre von Eichmanns Einlassungen im Polizei- und im Kreuzverhör lachen müssen.17 Im Interview mit Roger Errera meinte sie selbstkritisch, »das jüdische Volk« sei durch ihre Darstellung »beleidigt« worden, und führte weiter aus: »Sie [die Arendt-Kritiker; W.R.] waren vor allem von dem verletzt, was Brecht sagte, vom Lachen. Mein Lachen seinerzeit war in gewisser Weise unschuldig und nicht reflektiert. Was ich« in Jerusalem »sah, war ein Clown«.18
Wie Brecht lachte Arendt über die Reden, im Fall Eichmann über seine haltlosen, verlogenen Rechtfertigungsversuche in klischeehafter Sprache. Seine Darstellung des monströsen Vernichtungsgeschehens als bürokratische, befehlsgemäß, gewissenhaft und führertreu ausgeführte Verwaltungsmaßnahme war in ihrer ganzen Schrecklichkeit nicht ernst zu nehmen. Sie kam Arendt komisch vor. Eichmann wollte nur für die Fahrplanerstellung, für die Organisation der Transporte Verantwortung übernehmen. Mit der »Evakuierung«, dem Zusammentreiben der Juden, der Aufstellung der Transportlisten, der Durchführung der Deportationen zum Ziel-, das heißt: zum Vernichtungsort, der Selektion in Auschwitz, den unmittelbaren Vergasungen in den Todeslagern, wollte er, wie er nicht müde wurde zu beteuern, nichts zu tun gehabt haben.
Arendt lachte über Eichmann und seine fadenscheinigen Selbstrechtfertigungen, nicht aber über seine Taten. Mit Brecht war sie der Auffassung, den NS-Verbrechern gehe alle »Größe« ab, ihre präzedenzlosen Verbrechen machten sie nicht zu großen Verbrechern. In seinen nach 1945 verfassten Anmerkungen zu dem Stück Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (1941) schrieb Brecht: »Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit. Denn sie sind vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern die Verüber großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist.«19 In ihrem Brecht-Essay zitiert Arendt eine andere Bemerkung des Schriftstellers: »Sowenig das Mißlingen seiner Unternehmungen Hitler zu einem Dummkopf stempelt, so wenig stempelt ihn der Umfang dieser Unternehmungen zu einem großen Mann.«20 In der Einleitung zu ihren Anfang der 1970er Jahren gehaltenen Vorlesungen The Life of the Mind repetiert sie diese Ansicht mit Blick auf Eichmann: »The deeds were monstrous, but the doer – at least the very effective one now on trial – was quite ordinary, commonplace, and neither demonic nor monstrous.«21
Wie bereits hervorgehoben, stützte sich Arendt in ihrem Report über die im Prozess verhandelte deutsche Verfolgungs- und Vernichtungspolitik (Kapitel IV bis XIII) weitgehend auf die vorliegende Forschungsliteratur. Insbesondere die Bücher von Léon Poliakov,22 Gerald Reitlinger,23 H. G. Adler24 und Raul Hilberg25 waren für sie grundlegend. Die Forschungsergebnisse dieser Historiker machte sich Arendt freilich recht selektiv zu eigen.
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