Nächte mit Bosch. Axel Hacke

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Nächte mit Bosch - Axel Hacke

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will das nicht mehr«, sagte mein Onkel, »ick will nicht so viele Worte machen.«

      »Fangen Sie nicht wieder damit an«, sagte der zweite Mann, »was Sie letztes Mal geliefert haben, war doch wunderbar, hat hundertpro gepasst. Wissen Sie noch, die Gebrauchsanweisung für den neuen Turboladerstaubsauger? Entriegelungszunge, Sicherheitsarretierung, Rastnase, Ausblasöffnung, Gebläseflansch . . . war alles super.«

      »Schlucksaugeranschluss . . .«, seufzte mein Onkel.

      »Wie bitte?«

      »Schlucksaugeranschluss war das schönste Wort.«

      »Ja, gut, und jetzt brauchen wir mehr«, sagte der zweite Mann. »Zuerst für diesen Autoprospekt, und dann steht die Sportartikelmesse vor der Tür – die haben dauernd neue Geräte und brauchen Worte dafür«, sagte der erste Mann.

      »Ganzkörpertrainingsgerät neulich – haben Sie wunderbar gemacht«, warf der Zweite ein.

      »Es gibt neue Werbefilme für Schokolinsen, und der Bundestagswahlkampf steht vor der Tür. Wir brauchen nicht bloß ein paar Worte, wir brauchen Geschwätz, Mann, säckeweise. Mit diesen homöopathischen Dosen kommen wir nicht weiter«, sagte der Erste.

      »Es gibt genug Worte«, sagte mein Onkel, »es werden zu viele. Nur noch ein paar brauche ick, damit ick endlich eine Geschichte erfinden kann, dann ist Schluss.«

      »Wir zahlen gut«, sagte der erste Mann, »das wissen Sie doch.«

      »Ick will kein Geld mehr«, sagte Onkel Oskar.

      »Denken Sie an Ihre Tochter, an die Pflegekosten«, sagte der zweite Mann, »oder geben Sie uns endlich die Maschine, dann schwimmen Sie im Geld. Wir geben es Ihnen.«

      »Nie«, rief mein Onkel, »niemals!«

      »Sie sind ein alter Mann! Was wollen Sie mit so vielen Worten? Wir holen uns den Apparat! Eines Tages holen wir ihn uns einfach!«

      »Geben Sie doch Ruhe!«, sagte mein Onkel. »Warten Sie! Ick hole etwas.«

      Er senkte den Kopf und kam langsam wieder in das Zimmer mit der Buchstabiermaschine. Er sah mich nicht an, dreht an zwei kleinen Schrauben und schüttete zehn Säckchen mit Buchstaben in den Trichter. In den Eimer klockerten lange Worte. »Heckspoiler«, las ich, »Fächerauspuffkrümmer, Hinterachsöltemperatur, Ölkühlertrockensumpfschmierung, Absolutdruckladeregelung, Hinterachsquersperre, Magnesiumhohlspeichenrad, Gusskolbenquetschkante, Peitschenantenne, gewichtsoptimiertes Speichendesign.«

      Mein Onkel nahm wortlos die Worte unter den Arm, ging hinaus, gab sie den Männern und sagte: »Hier, zwei mehr, als Sie wollten. Und nun gehen Sie und lassen Sie mich!«

      »Niemals!«, sagten die Männer wie aus einem Mund. Sie gaben Onkel Oskar ein Bündel Geldscheine, das er in seiner Kitteltasche verschwinden ließ. Er schob sie zur Tür hinaus. Dann kehrte er zurück. Er sah mich noch immer nicht an, sondern polierte mit einem weichen Lappen sorgsam die Rohre seiner Maschine.

      »Du verkaufst Worte?«, sagte ich.

      Er polierte weiter.

      »Ick muss es tun«, sagte er schließlich. »Ick brauche Geld. Du hast es ja gehört, wegen meiner Tochter. Und sie brauchen Worte. Sie bauen dauernd neue Autos oder machen Parfüms oder Waschmittel, aber sie haben immer zu wenig Worte und wollen ständig neue. Die holen sie bei mir. Sie wissen seit einiger Zeit von der Maschine, irgendwie wussten sie es, ick weiß nicht, woher. Ick hörte die Worte dann irgendwann wieder, im Fernsehen zum Beispiel. Deshalb stelle ick immer den Ton ab. Es ist mir zu viel, und ick bereue es.«

      Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit dem Lappen, den er noch in der Hand hatte. »Zeitungen nehme ick nur noch zum Worte-Einwickeln«, sagte er, »es ist fast dasselbe wie mit dem Fernsehen.« Er setzte die Brille wieder auf.

      »Geh mal jetzt«, sagte er leise.

      Drei Tage später lag er im Krankenhaus, in einem Bett auf einem Flur, bleich und matt. Ein Arm war gelähmt. Der Schlaganfall sei gar nicht so schlimm, aber er habe beschlossen zu sterben, sagten die Ärzte.

      »Mit mir ist es aus«, sagte er selbst. Er schob mir ein kleines Paket zu, etwas Schmales, in Zeitungspapier Gewickeltes.

      »Hier«, sagte er, »steck ein.«

      »Mensch, danke, Onkel Oskar.«

      »Steck weg!«

      Er sprach mühsam, den Blick starr in die Luft gerichtet. »Ick wollte . . . sie zerschlagen, alles . . . kaputt hauen . . . ging nicht mehr. Wahrscheinlich . . . haben sie sie schon.« Er drehte den Kopf langsam zu mir und schaute mich lange an. »Verstehste?«

      Ich hastete in seine Wohnung. Die Tür war offen, das Zimmer, in dem die Maschine gestanden hatte, leer. Zeitungspapier lag herum, dazwischen ein paar zerbrochene Worte. Ich ging wieder in den Hof. Das Päckchen, das er mir gegeben hatte, steckte in meiner Manteltasche. Ich wickelte das Wort, das darin war, langsam aus, ein nicht sehr langes, gußeisernes, schwer in der Hand liegendes Wort.

      »Kurzschröter.«

      Keine Ahnung, was das war. Ein Tier? Eine Pflanze?

      Seine Tochter stand unter der Kastanie. Ich drückte ihr das Wort in die Hand. Wir gingen zusammen durch den Torbogen des Vorderhauses. Ich holte tief Luft und brüllte:

      »Kurzschröter!!!!«

      Dann blickte ich nach unten auf die Straße. Die Worte standen schon knöchelhoch.

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