Mit Der Hand Auf Seinem Herzen. Shanae Johnson
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„Guten Abend, Ms. Lopez.“
Beim Klang der bekannten Stimme drehte Eva sich um. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie den älteren Mann sah. „Hallo, Pastor Patel!“
Eva ging hinüber und um ihm die Hand zu schütteln. Doch der Pastor ignorierte ihre Hand und schloss sie herzlich in die Arme. Eva nahm dies dankbar an. Pastor Patels Umarmungen fühlten sich so an wie die, mit denen ihr Vater sie früher in die Arme geschlossen hatte.
„Ich habe Sie einige Wochen nicht gesehen“, sagte der Pastor mit leicht mahnendem Unterton.
„Ich habe ein paar Extraschichten eingelegt, um mehr Geld zu verdienen. Aber ab jetzt werden Sie mich häufiger sehen. Ich werde an den Wochenenden mehr Zeit haben. Ich habe es geschafft! Ich habe mich am College eingeschrieben.“
„Oh, meine Liebe, ich freue mich so sehr für Sie.“ Er strich ihr so liebevoll über ihre Schulter, wie es ihre Mutter immer getan hatte. „Aber ich wünschte wirklich, Sie hätten die Unterstützung von unserer Kirche angenommen.“
Eva schüttelte den Kopf. Neben der Bedeutung einer guten Ausbildung hatte ihr ihr Vater auch eingeschärft, dass man keine Almosen annahm. Wenn man etwas haben wollte, arbeitete man dafür. Was man entbehren konnte, gab man der Kirche und den noch Ärmeren. Und bei allem anderen verließ man sich auf die Familie. Das war die Philosophie, nach der ein Lopez lebte.
„Da Sie nun eine Studentin sind“, meinte Pastor Patel, „wären Sie bereit, morgen den Jugendlichen in unserer Kirche ein wenig von sich zu erzählen?“
Eva zögerte. Sie war nicht sicher, ob es schon etwas gab, was sie anderen beibringen konnte. Sie fand es schwer genug, ihre eigenen Geschwister dazu zu bringen, einen Rat von ihr anzunehmen. Doch sie wusste, dass Pastor Patel kein Nein akzeptieren würde. Also stimmte sie zu. Nach einer weiteren Umarmung ließ er sie gehen.
Mit zügigen Schritten eilte Eva die Straße hinunter. Es war offensichtlich, warum der Bus nicht bis zu ihrem Viertel fuhr. Auf der Straße lagen Glasscherben. Ein beißender Gestank drang aus einigen Gassen. Männer lungerten an den Straßenecken herum, obwohl es erst Nachmittag und noch lange nicht Feierabend war. Einer dieser Männer war ein wenig zu klein, um wirklich schon als Mann zu gelten.
„Carlos!“, rief Eva.
Der Junge drehte sich nicht um, aber sie wusste, dass er sie gehört hatte.
Eva marschierte zu ihrem Bruder hinüber. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht seine Hose hochzuziehen, die um sein Gesäß schlenkerte. Wo war der Gürtel, den sie ihm erst letzten Monat gekauft hatte? Mit einem argwöhnischen Blick drehte er sich zu ihr um. Die Jugendlichen um ihn herum begannen zu kichern.
„Ich hänge nur mit meinen Freunden rum“, sagte er.
„Schön, und jetzt kommst du mit nach Hause und machst deine Hausaufgaben.“
Die Jungen kicherten noch mehr.
„Geh nur mit deiner feinen Schwester, Kleiner. Wenn du mit deinen Hausaufgaben fertig bist, habe ich einen echten Job für dich.“
Eva schaute den Rowdy scharf an. Aber ihr böser Blick funktionierte nur bei Familienmitgliedern.
Carlos folgte seiner Schwester. Sie wusste, dass sie ihn blamiert hatte. Aber sollten diese Jungs nur denken, er sei ein Mutter- oder vielmehr Schwesternsöhnchen. Sie schädigte gern seinen Ruf, wenn sie ihn damit vor einem Leben auf der Straße bewahren konnte.
„Auf der Straße herumzuhängen, bringt dich nirgendwohin“, sagte sie, nachdem sie die Straße überquert hatten.
„Und die Schule schon? Guck dir an, wohin es dich gebracht hat.“ Carlos hob die Hände und deutete damit auf die Gegend, in der sie wohnten. Alles, was sie sah, waren verschiedene Brauntöne – von den Häusern um sie herum über die Erde auf der Straße bis zum Dreck in den Gesichtern der Kinder.
„Das wird sich bald ändern“, sagte Eva. „Ein Collegeabschluss hilft einem, hier rauszukommen. Du wirst schon sehen.“
Das Problem war, dass es mindestens zwei Jahre dauern würde, bis er sehen würde, dass sie mit ihren Argumenten recht hatte. Sie hoffte einfach, dass die Zeit ausreichen würde, um es ihm zu beweisen. Und in der Zwischenzeit würde sie nicht zulassen, dass sie ihren kleinen Bruder an die Straße verlor.
Kapitel Drei
Fran parkte den Truck vor seinem Haus. Es war ein einstöckiges Haus mit vier Zimmern, das sich in eine Ecke der Ranch schmiegte. Als er auf die Ranch gezogen war, hatte er sich hier niedergelassen. Vor einem Jahr war er als Erster hier angekommen, nachdem sie alle aus dem Dienst entlassen worden waren. Er hatte gedacht, sie würden alle zusammen in diesem Haus wohnen. Aber als nach und nach auch die anderen Männer mit ihren Schmerzen und Wunden auf der Ranch eintrudelten, wollte jeder von ihnen lieber für sich sein.
Dylan hatte das Häuschen mit den zwei Zimmern neben Frans Haus genommen. Reed, Sean und Xavier hatten sich in den kleinen Reihenhäusern am Ende des Weges niedergelassen.
Fran betrachtete das Haus, das nun ein Jahr lang sein Zuhause gewesen war. Es war ein schönes Haus, aber eigentlich viel zu groß für ihn. Er vermutete, dass einer der anderen Männer hier einziehen würde, sobald er eine Frau gefunden hatte. Ja, vielleicht würden sie sogar eine Familie gründen und all die Zimmer füllen.
Das war ein weiterer Traum, der sich für Fran nie erfüllen würde. Er konnte sich nicht vorstellen, ein Kind in diese Welt zu setzen. Nicht, wenn er nicht da sein würde, um es aufwachsen zu sehen und sich um es zu kümmern. Nicht, wenn er seine Frau mit der Verantwortung allein lassen würde. Das war einfach nicht seine Art.
Er würde bald packen müssen. Aber nicht heute. Heute musste er nur nach den anderen Männern sehen und dafür sorgen, dass sie auf dem Weg in Richtung Hochzeit unterwegs waren, damit sie auf der Ranch bleiben durften.
Die Tür von Dylans Haus öffnete sich und ein Bellen und Kläffen ergoss sich über die Schwelle, bevor ein Mensch heraustrat. Die erste, die aus dem Haus stürmte, war Star, eine Mopshündin, die auf dem Rücken mehrere kahle Stellen hatte. Die Hündin neigte dazu, seitwärts zu laufen, als wolle sie ihre Unvollkommenheit vor anderen verbergen.
Direkt hinter ihr kam Stevie, ein halbblinder Rottweiler mit einem wunderschönen schwarz-braunen Fell. Der Rüde hielt seine Nase dicht an Stars Hinterteil geheftet, damit sie ihm den Weg wies.
Sugar, der Golden Retriever, kam langsam aus dem Haus getrottet. Als er Fran wahrnahm, hob er sofort den Kopf. Auch Frans Stimmung wurde gleich besser, als er den Hund sah. Hund und Mensch eilten aufeinander zu. Von außen betrachtet wirkte Sugar wie ein völlig gesunder Hund. Doch der Goldie hatte Diabetes, wodurch er bisweilen etwas langsamer unterwegs war als die anderen.
Fran beugte sich hinunter und kraulte den Kopf des Hundes. Die beiden hatten sich in den vergangenen zwei Wochen, seit die Hunde auf der Ranch lebten, miteinander angefreundet. Diabetes bei Hunden war hart, hieß aber nicht, dass ihr Leben zu Ende war. Maggie,