Mit Der Hand Auf Seinem Herzen. Shanae Johnson

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Mit Der Hand Auf Seinem Herzen - Shanae Johnson

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und die Therapiepferde kümmerten, umfunktioniert worden war. Sean hielt die Tür auf und drehte seinen Kopf so, dass jeder, der ihm folgte, nur die unverletzte Seite seines Gesichts sah.

      Als erstes trat Ruhi Patel heraus, Dr. Patels Tochter. Ruhi war Krankenschwester und kam oft auf die Ranch, um ihrem Vater bei den Soldaten zu helfen, die hier lebten oder hierherkamen, um sich helfen zu lassen.

      In ein Gespräch vertieft, kamen Ruhi und ihr Vater die Treppe herunter. Sean blickte zu Boden. Doch Fran sah, wie er heimlich einen Blick auf Ruhi warf.

      Fran seufzte. Er hatte schon lange vermutet, dass Sean eine Schwäche für Ruhi hatte. Wenn dies tatsächlich so wäre, dann wäre Sean sicher nicht dazu bereit, sich eine Frau auf einer Dating-App zu suchen. Und das würde bedeuten, dass Sean ebenfalls die Ranch verlassen musste.

      Dr. Patel blickte auf und sah die anderen Männer. Er winkte sie zu sich.

      „Wie ich sehe, benutzen Sie die App“, sagte Dr. Patel zu Reed.

      „Ich habe nächste Woche ein Date mit einer Frau mit einer 72-prozentigen Übereinstimmung“, sagte Reed und hielt sein Handy hoch, das das Foto einer brünetten Frau mit einem runden Gesicht zeigte. Offensichtlich hatte er das Model mit den 98 Prozent ganz vergessen.

      „Ich finde es ist ein Verbrechen, was Sie hier tun müssen“, sagte Ruhi. „Man kann einen Menschen doch nicht zwingen zu heiraten, damit er sein Zuhause nicht verliert.“

      „Und ich dachte, Sie finden arrangierte Ehen gut“, sagte Reed.

      „Aber das hier sind Zwangsehen. Das ist illegal.“

      „Keiner zwingt uns“, sagte Reed. „Wir müssen nicht, wenn wir nicht wollen. Wir können auch woanders leben und nur zur Therapie herkommen.“

      Sean blickte weg. Fran wusste, dass sein Kamerad keinen anderen Ort hatte, an den er gehen konnte, was bedeutete, dass in seiner Situation durchaus Zwang im Spiel war. Und auch Fran wollte nicht gehen. Er liebte es, morgens auf der Ranch aufzuwachen. Doch er hatte keine Wahl. Sein Herz ließ nicht zu, dass er blieb.

      „Mein Vater versucht, jemanden für mich zu finden, seit ich ein Teenager bin“, sagte Ruhi. „Aber ich möchte keine arrangierte Ehe eingehen. Ich glaube, ich möchte nicht einmal heiraten. Heutzutage ist das doch gar nicht mehr nötig.“

      Fran sah, wie es in Seans Hals arbeitete und ihm wurde klar, dass sein Kamerad Ruhi nicht nur ein bisschen mochte. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt. Das würde ein Problem werden.

      „Was ist mit Ihnen, Francisco?“, fragte Dr. Patel. „Sind Sie auf dem Heiratsmarkt?“

      „Ich kann mein Herz niemandem schenken. Es ist kaputt.“

      Er sagte es mit einem Lächeln, in der Hoffnung, dass die anderen lachen würden. Doch das taten sie nicht. Sie alle wussten, wie es um ihn stand.

      „Ich weiß, dass es eigentlich eine Floskel ist, aber man sagt, Liebe heilt alle Wunden“, erwiderte Dr. Patel.

      Fran wollte sagen, dass Liebe keine Metallsplitter bewegen konnte, aber er zwang sich zu schweigen und nickte nur.

      „Wenn Sie nicht für die Liebe bereit sind, wären Sie wenigstens dazu bereit, ein wenig Zeit für die nächste Generation zu opfern? Wir haben morgen einen Jugendtag in der Kirche. Ich habe so eine Ahnung, dass Ihre Ansichten und besonders Ihr Vertrauen auf eine gute Ausbildung ein paar junge Seelen inspirieren könnten.“

      Kapitel Vier

      Eva und Carlos stiegen die Stufen zu ihrer Wohnung hoch. Sie lag im zweiten Stock. Eine Nachbarin im Erdgeschoss hatte die Löcher in ihrer Terrassentür mit Aluminiumplatten abgedeckt. Dort, wo wohl eigentlich ein Garten sein sollte, gab es mehr Stellen, an denen einfach die nackte Erde hervorschaute, als solche, die tatsächlich mit Gras bewachsen waren.

      Für die schwere Eingangstür aus Sicherheitsglas brauchte man eigentlich einen Schlüssel. Doch sie stand wie immer offen, damit jeder das Haus einfach betreten konnte. Eva machte sich nicht die Mühe, die Kiste wegzunehmen, die die Tür offenhielt. Sie wusste, dass irgendjemand sofort wieder etwas anderes hinstellen würde, damit sich die Tür nicht schloss.

      Mit ihrem Bruder im Schlepptau stieg sie die Treppen hoch. Vor ihnen huschten mehrere Insekten davon. In einer Ecke saß irgendein Nagetier und blickte zu ihnen auf, offensichtlich verärgert, weil sie seinen Frieden störten.

      Als sie ihre Tür erreichten, zog Eva einen Schlüsselbund hervor. Sie musste erst alle drei Schlösser aufschließen, bevor die Tür nachgab, doch sie öffnete sich nur einen Spalt weit. Die Sicherheitskette war vorgelegt.

      „Rosalee“, rief Eva durch den Spalt.

      Aus dem Inneren der Wohnung war ein Rascheln zu hören, dann das Tapsen von bestrumpften Füßen auf dem ausgetretenen Dielenboden. Ohne Socken konnte man sich dort leicht einen Splitter einziehen.

      Braune Augen erschienen im Türspalt. Dann schloss sich die Tür. Man hörte die Kette klirren, dann öffnete sich die Tür wieder, doch nur gerade weit genug, um die beiden Menschen einzulassen. Dann wurde die Tür wieder zugeschlagen und alle Schlösser wurden verriegelt.

      „War in der Schule alles okay, Rosalee?“

      Rosalee zuckte mit den Schultern. Ihre Haut war blass. Sie war kein besonders kräftiges Kind, weil sie sich so wenig bewegte. Eva wusste, dass ihre Schwester eigentlich mehr aus dem Haus gehen sollte, um ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern. Doch zu Hause war es sicherer als draußen, deswegen sagte sie nicht allzu viel dazu.

      „Ich habe eine Eins für meine wissenschaftliche Arbeit bekommen“, sagte Rosalee. „Aber auf meinen Englischaufsatz nur eine Zwei. Ich überarbeite ihn gerade, damit ich ihn nächste Woche noch einmal abgeben kann.“

      Eva nickte. Ihre Schwester zog es vor, für die Schule zu lernen, statt nach draußen zu gehen und sich mit Freunden zu treffen. Ihr Bruder dagegen war lieber auf der Straße unterwegs, statt im Klassenzimmer zu hocken. Könnte sie die beiden nur zu einem verschmelzen, hätte sie das perfekte Kind.

      Carlos stürzte zum Kühlschrank. Selbst von dort aus, wo sie stand, konnte Eva sehen, dass er ziemlich leer war. Die nächsten paar Wochen würden schwierig werden, bis sie sich im Studentenleben zurechtgefunden hatte. Hoffentlich fand sie bald einen Studentenjob. Bis dahin würde es wohl eben jeden Abend Ramen-Nudeln geben.

      „Tante Vals Freund ist da. Sie sind in ihrem Zimmer.“ Mit diesen Worten ging Rosalee zurück in das Zimmer, das sich Eva mit ihren beiden jüngeren Geschwistern in der engen Zweiraumwohnung teilte.

      Tante Val hatte sie letztes Jahr aufgenommen, nachdem sie bei Onkel Ricardo hatten ausziehen müssen, weil sein Sohn wieder zu ihm gezogen war. Davor hatten sie bei ein paar entfernten Cousins gewohnt. Doch das Viertel dort war noch schlimmer gewesen als das hier und Eva hatte schnell dafür gesorgt, dass sie eine andere Bleibe fanden. Tante Vals Tochter hatte den Staat mit ihrem Freund verlassen und Eva hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihr Zimmer zu bekommen. Val lebte schon seit Jahren hier, was bedeutete, dass sie ihnen eine gewisse Stabilität geben konnte.

      Kichern und Keuchen drang durch die geschlossene Tür ihrer Tante. Stabilität war relativ. Bei ihrer Tante gingen ständig andere Männer ein und aus. Aber immerhin wohnte sie seit zehn Jahren in der gleichen Wohnung. Eva hoffte einfach,

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