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Palpation den Fortschritt beobachtet, den die Körperphysiologie beim Korrigieren ihres Problems macht. Ebenso liest der Behandler die rhythmische schnelle Tide, wie sie im Bereich der somatischen Dysfunktion arbeitet, und dabei die Mobilität der mittellinigen und paarigen Strukturen. Sobald im Dysfunktionsgebiet eine korrigierende Veränderung stattfindet und der Behandler durch seine Sensorik von innen aus dem Behandlungsbereich heraus gesundes Funktionieren erspürt, löst er seinen Handkontakt. Diese Behandlungsart bietet eine Möglichkeit, andere in der Körperphysiologie des Patienten stattfindende Funktionsveränderungen zu beobachten, während man darauf wartet, dass die Selbstkorrektur ihre Arbeit tut. Es war bei einer solchen Gelegenheit, dass die langsame Tide auf der Bildfläche erschien und sich meinem sensorisch-motorischen Empfinden offenbarte.

      Hier nun eine generelle Beschreibung der langsamen Tide: Während die selbstkorrigierende Behandlung der lokalen somatischen Dysfunktion ihre Arbeit tut, entsteht ein langsames, umfassendes Gefühl, dass sich ein Flüssigkeitsmechanismus durch die gesamte Körperphysiologie des Patienten ausbreitet; ein expansives Gefühl einer tidenartigen Bewegung, die hineingeht und jede Zelle, jeden Raum, jeden Flüssigkeitskanal füllt – ein kontinuierliches Gefühl des Sich-Füllens, nicht nur in dem gerade behandelten gestressten Gebiet, sondern in allen Körperbereichen, also auch den relativ gesunden. Wenn diese Tidenwelle ihren höchsten Füllstand erreicht hat, gibt es eine kurze Pause und dann beginnt sie, herauszuebben. Es scheint, dass das vollständige Hinausebben aus allen Geweben und Flüssigkeitsräumen ebenso viel Zeit in Anspruch nimmt, wie das Füllen. Nach einer erneuten kurzen Pause, kommt sie wieder herein, pausiert, ebbt hinaus – und das ereignet sich 6 Mal in einem Zeitraum von 10 Minuten.

      Die Qualität der langsamen Tide variiert bei Problemen verschiedener Patienten und kann beim gleichen Patienten zu unterschiedlichen Zeiten jeweils anders sein. Folgendes interessante Fallbeispiel zeigt, wie diese langsame Tide arbeitet: Der Patient hatte ein ernsthaftes klinisches Problem, das wöchentlich eine Behandlung erforderte, um ihm als Unterstützung für seine Wiederherstellung den maximalen Selbstbehandlungsinput zu geben. Während mehrerer Behandlungen zeigte sich die langsame Tide nicht. Als sie dann aber erschien, war ihre erste Welle ein kraftvoll anschwellendes Füllen der Körperphysiologie und vermittelte ein Gefühl, als müsse sie sich ihren Weg gegen den Widerstand der Flüssigkeiten und Gewebe des Körpers buchstäblich erzwingen. Sie kam zu ihrem Höhepunkt, pausierte und ebbte dann mit beinahe der gleichen Dringlichkeit hinaus. Dann entstand eine kurze Pause, und die zweite Welle kam herein, und mit ihr ein Gefühl, als versuche sie, die Folgen der ersten Welle zu glätten – ein beruhigender Einfluss. Die dritte Welle wirkte in ihrem Auffüllen und Hinausebben praktisch wie eine Linderung. Damit war das Erscheinen der langsamen Tide in dieser Behandlung abgeschlossen; insgesamt erschienen drei Wellen in 6 Minuten. Zwischenzeitlich ging die selbstkorrigierende Behandlung im Bereich der lokalen somatischen Dysfunktion weiter, wurde aber während der drei Zyklen der langsamen Tide und auch danach effizienter. Bei den folgenden wöchentlichen Behandlungen erschien die langsame Tide nicht jedes Mal. Offensichtlich war sie für die Physiologie des Patienten genau zum Zeitpunkt ihres Erscheinens in seinem Behandlungsprogramm nötig.

      Anders als die schnelle, 8–12 Mal pro Minute stattfindende Tide, die sich mit einer Reihe von Techniken in ihrer Funktionsweise modifizieren lässt, scheint die langsame Tide eine in sich selbst und in der Physiologie des Patienten inhärente Einheit zu sein, bei der man nicht versuchen muss, sie oder ihre Arbeit zu modifizieren. Ich finde es effizienter, einfach mein Bemühen fortzusetzen, selbstkorrigierende, heilende Veränderungen in den lokalen Bereichen der Dysfunktion zu induzieren, und integriere alle Auswirkungen der langsamen Tide in die lokale Behandlung, während sie im gesamten Körper am Füllen und Abebben ist. Einen ligamentären oder faszialen Strain durch seinen Stillpunkt hindurchzubringen, hin zu einer aus dem Körper heraus erfolgenden Selbstkorrektur, scheint mit der langsamen Tide einfacher und schneller möglich zu sein.

      Meinem Gefühl nach ist die langsame Tide viel häufiger am Werk, als ich mir ihrer Gegenwart in Patienten bewusst bin – während ich mich weder bemühe, sie in Aktion zu bringen, noch bewusst nach ihr suche, noch plane, wie ich sie bei ihrem Erscheinen nutzen könnte. Wenn sie sich zeigt, akzeptiere ich ihre Anwesenheit und versuche, mit ihrer Arbeit im Patienten zu kooperieren. Sie ist ein weiterer selbstregulierender Mechanismus in der Physiologie des Körpers.

      ZWISCHEN STRUKTUR UND FUNKTION BESTEHT EINE WECHSELBEZIEHUNG

      Die Wissenschaft der Gesundheit in der Körperphysiologie erfordert die Qualitäten eines reziproken Austausches zwischen Struktur und Funktion, damit Gesundheit ausgedrückt werden kann. Vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zu den letzten Momenten unseres physiologischen Lebens streben Zeit, Gewebe und Tiden in kontinuierlichem Bemühen nach Gesundheit. In jedem Trauma und/oder bei jeder Krankheit gibt es ein von der Körperphysiologie ausgehendes Bemühen, in den gestressten Bereich Gesundheitsmechanismen einzubringen, soweit dies möglich ist.

      BEHANDELN IST MEHR ALS EIN ‚KORRIGIEREN‘ VON PROBLEMEN BEI TRAUMEN UND/ODER KRANKHEIT

      Es stimmt, dass die Mechanismen eines Traumas und/oder einer Krankheit die Körperphysiologie überlagern und dass Zeit, Gewebe, Flüssigkeiten und Tiden sich innerhalb dieser Stressgebiete organisieren, bis sie zu geschlossenen Kreismustern werden, die nach kompensatorischen Adaptationen im Körper verlangen, damit der Patient funktionieren kann. Ebenso ist es wahr, dass chronische Dysfunktionsmuster, die vielleicht Wochen, Monate oder Jahre alt sind, buchstäblich umtrainiert werden müssen, um wieder ein gesunder Mechanismus zu werden, und dass jedem Trauma und/oder jeder Krankheit ein Gesundheitsmechanismus innewohnt, der darauf wartet, wieder zu gesundem Funktionieren erweckt zu werden. Der Behandler ist in der Lage, seine osteopathisch-palpatorischen Korrekturfähigkeiten bei akuten und chronischen Traumen oder Erkrankungen für ein korrektes Diagnostizieren und Behandeln zu nutzen. Es ist ihm möglich, das gesunde Funktionieren zu erkennen, das darauf wartet, aus dem Inneren des Problems hervorgebracht zu werden. Bei schon lange bestehenden chronischen Problemen braucht es wahrscheinlich Zeit und eine wiederholte, korrekturvorbereitende Behandlung der somatischen Dysfunktion, um endlich das gesunde Element zum Vorschein zu bringen, das da sein sollte. Wenn dieser Gesundheitsfaktor sich dann den palpierenden Händen des Behandlers zeigt, ist dieser bemüht, mit ihm statt mit dem überlagernden Stressmechanismus zu arbeiten. Anders ausgedrückt: Der Behandler sucht sozusagen Hand in Hand mit der Körperphysiologie des Patienten nach von innen kommender Gesundung.

      Er bejaht Struktur und Funktion und deren reziproke Wechselbeziehung und entwickelt palpatorische Fähigkeiten, um diese Prinzipien zu nutzen. Die Körperphysiologie des Patienten leitet den Behandler in seinem Bemühen, ihren Bedürfnissen zu entsprechen, indem sie ihm drei Werkzeuge bietet: die unwillkürliche Mobilität der mittellinigen und paarigen Strukturen, die lebenslang in einem Rhythmus von 8–12 Mal pro Minute am Arbeiten ist; die innerhalb dieser Mobilität der mittellinigen und paarigen Strukturen stattfindende schnelle Tide – ein Mechanismus des Liquor cerebrospinalis mit seiner Potency, modifizierbar für die Bedürfnisse der Patientenphysiologie; und die langsame Tide, die innerhalb von 10 Minuten ungefähr 6 Mal hereinkommt und hinausebbt, und deren Funktionieren innerhalb der Körperphysiologie vermutlich einen Vitalitätsfaktor besitzt. Und auch die schon am Anfang erwähnte, von Dr. A. T. Still immer wieder betonte Maxime: „Gesundheit zu finden sollte das Ziel des Behandlers sein“ gehört zu den grundlegenden Prinzipien eines korrigierenden Behandlungsprogramms.

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