Kreativität und Innovation (E-Book). Manfred Pfiffner

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digitalisierter Form neu aufleben zu lassen.

      Zweitens haben die vier Revolutionen, wie sie in besagtem Modell identifiziert werden, ihren Ursprung in Europa und den USA. Damit wird die Geschichte der industriellen Revolution aus globaler Perspektive außen vorgelassen.

      Drittens wird die historische Entwicklung nach diesem Modell jeweils von Technologien ausgelöst: der mechanische Webstuhl, das Fließband, der Roboter, die Digitalisierung. Damit werden komplexe Transformationsprozesse auf technische Erfindungen reduziert, während gesellschaftliche, politische, kulturelle und ökonomische Faktoren unbeachtet bleiben. Mit der Bezeichnung «Revolution» werden Brüche angedeutet, die von der Geschichtswissenschaft mehrfach reflektiert und kritisiert wurden (vgl. ebd., S. 156f.).

      Aus den genannten Gründen bevorzugt die aktuelle Forschung Phasenmodelle, die sich bei der Einteilung der Vergangenheit als flexibler herausstellen, indem sie beispielsweise Überlappungen zulassen. Die Einteilung in die bisherigen vier industriellen Revolutionen erzeugt zu stark vereinfachende, technikdeterministische Bilder der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Hessler und Thorade plädieren deshalb für die Schärfung von Fragestellungen, neue Perspektiven auf aktuelle Problemlagen und eine sorgfältige historische Einordnung (vgl. ebd., S. 166–170). Jenseits der ökonomischen und technischen Erneuerungen gibt es demnach viele weitere Neuerungen. So sind etwa soziale Innovationen wie Genossenschaften, Sharing Economy, Mehrgenerationenwohnformen oder Open-Source-Bewegungen in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft beträchtlich.

      4 Kreativitätsmodelle für innovative Prozesse im Unternehmen

      Lernende in der beruflichen Bildung sind in Unternehmen eingebunden, die sich kompetitiv in einem spezifischen Markt und einem bestimmten wirtschaftlichen Umfeld bewegen. Dadurch, dass Lernende der dualen Bildung schon früh in wirtschaftliche Prozesse eingebunden sind, erleben sie täglich, wie sich Unternehmen dynamisch am Markt verhalten, sich entwickeln, verändern oder neu ausrichten. Mit dieser unternehmerischen Erfahrung ausgestattet, unterscheiden sich Lernende der beruflichen Bildung grundlegend von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die in der Regel erst über ein Studium den Eintritt in die Arbeitswelt finden.

      Auch wenn dies nicht immer explizit ausformuliert oder registriert wird, liegen selbst den kleinsten Innovationen in den Unternehmen kreative Prozesse zugrunde. Es braucht also Kreativität, um sich schnell und gezielt an neue Gegebenheiten anzupassen.

      Kreativität ist ein facettenreicher Begriff und mit unterschiedlichen Inhalten belegt. Wirft man einen Blick auf die betriebswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungen auf Tertiärstufe A, sind die Begriffe «Entrepreneurship», «Kreativität» und «Innovation» fester Bestandteil von Lehrgängen. In der beruflichen Bildung (Grund- und Weiterbildung) ist die Förderung von Entrepreneurship, Kreativität und Innovation hingegen nicht primär. Vielmehr steht hier die berufliche wie gesellschaftliche Handlungskompetenz im Vordergrund. Dies im Hinblick auf die Berufsbildung 2030 zu ändern, ist derzeit das Ziel vieler Bildungsverantwortlichen (Barabasch et al. 2020; Müller et al. 2021; Sauli et al. 2021). In einer 2018 publizierten Studie des SBFI zu den «Transversalen Kompetenzen» (Scharnhorst & Kaiser 2018) werden verschiedene Schlüsselkompetenzen für das 21. Jahrhundert genannt, die unter anderem auch die Förderung von Kreativität und Innovation betreffen, welche sich die Schweizer Wirtschaft schon seit geraumer Zeit auf die Fahne geschrieben hat. Die Schweiz belegt 2020 gemäß Untersuchungen von «Switzerland Global Enterprise» den dritten Platz im internationalen Vergleich (www.s-ge.com). Dies mit dem Ziel, den Werkplatz Schweiz in der internationalen Arbeitswelt 4.0 noch wettbewerbsfähiger zu machen und die digitale Transformation ökonomisch erfolgreich zu meistern.

      Es geht also, um es verkürzt zu sagen, um die Zukunftsfähigkeit des Werkplatzes Schweiz. Diese Zukunftsfähigkeit lässt sich nur durch kontinuierliche Erneuerungsprozesse in den großen wie kleinen Unternehmen gewährleisten. Dieser Prozess hat sich durch die Corona-Krise zusätzlich beschleunigt. Es ist also höchste Zeit, dass sich die berufliche Bildung dem wirtschaftlichen Transformationsprozess innovativ und kreativ anpasst. Es gilt, die Berufslernenden aus der aktuellen, häufig zweckmäßig verstandenen Handlungskompetenz (ich lerne gleichsam nur das, was ich unmittelbar für die Ausübung meines Berufes brauche) herauszuführen und kreativeres Denken und innovativeres Handeln zu fördern. Diese (neue) Ausrichtung wird Folgen für die didaktisch-(wirtschafts-)pädagogischen Konzepte der beruflichen Bildung haben.

      Doch was verstehen die Unternehmen unter Kreativität und wie lässt sich dieser Begriff erklären? Um diese Frage beantworten zu können, lohnt es sich, einen kurzen Blick in die Kreativitätsforschung zu werfen.

      4.1 Kreativitätsforschung

      Die Kreativitätsforschung ist heute eine eigene Wissenschaftsdisziplin (Vollmer 2020, S. 5). Ihr liegen eine lange Tradition und verschiedene Ursprünge zugrunde. Anfänglich haben sich vornehmlich die Philosophie und später auch die bildenden Künste mit Kreativität beschäftigt, wobei hier die künstlerische Kreativität von Einzelpersonen im Vordergrund stand. Die Psychologie setzt sich seit dem frühen 20. Jahrhundert mit Kreativität auseinander. Bis heute ist Kreativität als menschliche Eigenschaft ein wichtiges Forschungsfeld der Psychologie. Dabei wird vor allem das Denken und Verhalten kreativer Persönlichkeiten untersucht.

      Spätestens seit der Abkehr vom Taylorismus und dem Scientific Management Mitte der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich auch die Wirtschaftswelt der Frage nach Kreativität und Innovation gewidmet, mit dem Ziel, die wirtschaftliche Produktivität zu erhöhen (Rauner 2019, S. 19ff.). Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erweiterte sich das Interesse der Kreativitätsforschung um die Teamarbeit. Das Ziel war es zu zeigen, wie sich in ressourcenorientierten Kooperationen die kreativen Potenziale einer Gruppe nutzen lassen (Vollmer 2020, S. 7).

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Begriff «Kreativität» heute in folgenden Bereichen angewendet wird:

       ästhetisches-künstlerisches Gestalten (bildende Kunst, Massenkultur in der Produktgestaltung),

       Kreativität als Persönlichkeitsmerkmal (kreatives Denken und Verhalten),

       Kreativität und Unternehmenskultur (Kreativitätsprozesse),

       Kreativität und Innovationsmanagements (Entrepreneurship),

       Kreativkompetenz in der Bildung (Problemlösungsstrategien, Umgang mit offenen Systemen, mehrere Lösungen gleichzeitig, Widersprüchlichkeiten etc.).

      4.2 Kreativitätsmodelle für die Arbeitswelt

      Während der Corona-Krise 2020/21 wurden die Restaurants in der Schweiz für längere Zeit geschlossen. Viele reagierten darauf, indem sie auf Take-away umstellten – und dies zum Teil im großen Stil. Sie bauten hierfür eine neue Logistik auf und veränderten Geschäftsprozesse; der Erfolg blieb vielerorts nicht aus. Warum?

      Das Bedürfnis, sich von einem Restaurant das Essen zubereiten zu lassen, blieb während der Corona-Krise bestehen. Einzig der Ort, an dem das Essen eingenommen wurde, veränderte sich. Statt in den Räumlichkeiten der Restaurants wurden die Gäste mit einer Mahlzeit zum Mitnehmen versorgt. Manche Restaurants waren damit so erfolgreich, dass sie in Erwägung zogen, dieses Angebot auch nach der Wiedereröffnung beizubehalten. Damit erhoffen sie sich, dass ihnen dieser (neue) Markt erhalten bleibt.

       Restaurants in der Corona-Krise

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