PLATON - Gesammelte Werke. Platon
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Читать онлайн книгу PLATON - Gesammelte Werke - Platon страница 153
Fremder: Über die welche gelernt wird und lehrt behauptest du daß sie uns herrschen müsse?
Der jüngere Sokrates: Gar sehr.
Fremder: Und so auch wohl die ob man überreden soll oder nicht, über die welche zu überreden versteht?
Der jüngere Sokrates: Wie anders?
Fremder: Wohl. Wem sollen wir nun zuschreiben daß er mit Erkenntnis der Menge und des Volkes dieses zu überreden verstehe vermittelst sinnlicher Darstellung, nicht aber ordentlicher Belehrung?
Der jüngere Sokrates: Offenbar müssen wir auch dies der Redekunst zuschreiben.
Fremder: Zu wissen aber, ob man etwas bei diesem oder jenem durch Überredung oder durch Gewalt durchsetzen solle, oder vielleicht ganz und gar damit inne halten, welcher Wissenschaft sollen wir dies wiederum beilegen?
Der jüngere Sokrates: Offenbar der, welche über die sprechende und überredende herrscht.
Fremder: Und das wäre doch wohl keine andere, denke ich, als die des Staatsmannes?
Der jüngere Sokrates: Ganz richtig.
Fremder: Auch dies rednerische scheint sich also schnell abgesondert zu haben von dem staatskünstlerischen als eine andere Art, jener jedoch dienend?
Der jüngere Sokrates: Ja.
Fremder: Was sollen wir nun aber von dieser Geschicklichkeit denken?
Der jüngere Sokrates: Von welcher?
Fremder: Der, wie wir mit allen Krieg führen sollen mit denen wir beschlossen haben Krieg zu führen? Sollen wir diese für eine kunstlose oder für eine künstlerische erklären?
Der jüngere Sokrates: Und wie könnten wir wohl die für kunstlos halten, welche die Feldherrnkunst und alle andern kriegerischen Verrichtungen ausüben?
Fremder: Die aber welche, ob man Krieg führen oder sich freundschaftlich auseinandersetzen solle, im Stande ist kundigerweise zu entscheiden, sollen wir diese für eine andere als jene setzen oder für dieselbe mit ihr?
Der jüngere Sokrates: Dem vorigen zufolge notwendig für eine andere.
Fremder: Also werden wir auch annehmen müssen, daß (305) letztere über die erstere herrscht, wenn wir es dem vorigen gemäß bestimmen wollen.
Der jüngere Sokrates: Das denke ich.
Fremder: Welche nun sollen wir wohl wagen einer so gewaltigen und großen Kunst als die gesamte Kriegskunst ist zur Herrin zu setzen, ausgenommen jene wahrhaft königliche?
Der jüngere Sokrates: Keine andere.
Fremder: Also nicht als die Staatswissenschaft dürfen wir, da sie ja nur eine dienende ist, die Wissenschaft des Feldherren setzen?
Der jüngere Sokrates: Nicht füglich.
Fremder: Wohl, laß uns nun auch die Wirksamkeit der Richter, welche gehörig richten, betrachten.
Der jüngere Sokrates: Das wollen wir.
Fremder: Vermag sie nun wohl etwas mehr, als daß sie in Bezug auf allerlei Verkehr alles gesetzliche was von dem gesetzgebenden Könige festgestellt ist zusammenfassend ihr Urteil fällt mit Hinsicht darauf was als Recht festgestellt ist und was als Unrecht, ihre eigentümliche Tugend darin beweisend, daß sie niemals durch Geschenke oder Furcht oder Mitleid oder irgend andere Feindschaft oder Freundschaft bewogen, irgend gegen des Gesetzgebers Anordnung die gegenseitigen Beschuldigungen schlichten will.
Der jüngere Sokrates: Nichts anderes; sondern wie du es erklärt hast, so weit geht eigentlich das Gebiet ihrer Wirksamkeit.
Fremder: Also auch von der Stärke der Richter finden wir daß sie nicht die königliche ist, sondern eine Wächterin der Gesetze und eine Dienerin von jener.
Der jüngere Sokrates: So scheint es ja.
Fremder: Und soviel ist zu sehen, wenn man alle die bisher beschriebenen Künste betrachtet, daß keine von ihnen sich irgend als Staatskunst gezeigt hat. Denn die wahrhaft königliche soll nicht selbst etwas verrichten, sondern nur über die, welchen Verrichtungen obliegen soll sie herrschen, als Anfang und Antrieb zu allem wichtigsten im Staat nach Zeit und Unzeit erkennend, die Andern aber sollen was ihnen aufgetragen ist verrichten.
Der jüngere Sokrates: Richtig.
Fremder: Deshalb auch herrschen auch die jetzt durchgenommenen weder über einander noch jede über sich selbst, sondern mit einem eigenen Geschäft hat es jede von ihnen zu tun, und führt daher auch ihren besonderen Namen von der Eigentümlichkeit dieses Geschäftes.
Der jüngere Sokrates: So scheint es wenigstens.
Fremder: Aber die über alle diese herrschende, die Gesetze und alles andere im Staate besorgende und alles auf das richtigste zusammenwebende, diese könnten wir doch wenn wir ihr Geschäft mit ihrem Namen umfassen wollten mit dem größten Rechte, wie mich dünkt, die Staatskunst nennen?
Der jüngere Sokrates: Allerdings.
Fremder: So könnten wir sie jetzt wohl auch nach dem Muster der Webekunst durchgehn, nun uns auch alle Gattungen die im Staate vorkommen können bekannt geworden sind?
Der jüngere Sokrates: Gar sehr gern.
Fremder: Also die königliche Zusammenflechtung scheint es müssen wir erklären wie sie beschaffen ist, auf welche Weise sie in einander flicht, und was für ein Gewebe sie uns dadurch liefert.
Der jüngere Sokrates: Offenbar.
(306) Fremder: Ein gar schwer darzulegendes Geschäft ist uns also nun notwendig geworden, wie es scheint.
Der jüngere Sokrates: Auf alle Weise doch muß es erklärt werden.
Fremder: Daß nämlich ein Teil der Tugend mit einer andern Art derselben gewissermaßen im Streit sein könne, werden die in Reden Streitbaren gar leicht angreifen können mit Bezug auf die geltenden Meinungen.
Der jüngere Sokrates: Das verstehe ich nicht.
Fremder: Vielleicht so. Die Tapferkeit denke ich doch hältst du dafür daß sie ein Teil der Tugend sei?
Der jüngere Sokrates: Freilich.
Fremder: