Gesundheit - Begriff, Phänomen, Konstrukt. Группа авторов

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Gesundheit - Begriff, Phänomen, Konstrukt - Группа авторов Theologisch-praktische Quartalschrift

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in diesem Kontext – wie so oft bei Frankl – das Gesollte, die Antwort des Lebens auf eine Frage, die einem gestellt wird und nur von dieser Person ver-antwortet werden kann. Verwirklicht man das Gesollte, dann können sich als Ertrag Anerkennung, Erfolg, Freude oder Glück als Nebeneffekt von Sinnerfüllung einstellen. Beachtet werden soll diese These von Frankl vor allem in Seelsorgsgesprächen, in Krisensituationen, bei Trauernden und in der kirchlichen Praxis rund um Advent und Fastenzeit, aber auch in der Persönlichkeitsbildung. Die Fähigkeit, zwischen Zweck und Sinnaufruf differenzieren zu können, trägt dazu bei, sich aus einer zweckorientierten Schräglage zu befreien und es sich zu erlauben, dass der Sinn einen über sich selbst hinauszieht.

      (3) Jede einzelne Person ist ein absolutes Novum. Mit jedem Menschen, der zur Welt kommt, wird ein absolutes Novum ins Sein gesetzt, zur Wirklichkeit gebracht.

      Daraus folgt für die kirchliche Praxis, wertschätzend und mit großem Vertrauen dem Menschen zu begegnen. Die kirchliche Praxis ist hier gut beraten, auf die Entscheidungskraft des Menschen zu setzen, ihn neugierig zu machen und damit seine Kreativität, sein Interesse, sein Vertrauen oder seinen Humor zu aktivieren. All diese Dispositionen im Menschen sind auch Selbstheilungskräfte, in denen sich die geistige Dimension aktiviert und die Einmaligkeit und Einzigartigkeit des Seins ad situationem und ad personam erfahrbar werden. Geeignet für diesen Blick in der Seelsorge sind die Katechese, die Predigt, die Krankenbesuche sowie das tägliche Miteinander.

      (4) Die Person ist geistig. Damit steht sie im Gegensatz zum psychophysischen Organismus.

      Daraus folgt für die kirchliche Praxis, sich in all ihren Bereichen für die unantastbare Würde eines jeden Menschen einzusetzen. Vor allen im Umgang mit Kranken, mit Menschen, die mit Behinderungen leben, ist diese Einstellung gefragt. Darüber hinaus ist die Kirche gefordert, ebenso in den gesellschaftlichen Diskursen etwa zu Altern in Würde, Euthanasie, Schutz für geflüchtete Menschen … einen Beitrag zu leisten.

      (5) Die Person ist existenziell und nicht faktisch. Der Mensch als Person ist kein faktisches, sondern ein fakultatives Wesen; er existiert je als seine eigene Möglichkeit, für oder gegen die er sich entscheiden kann.

      Daraus folgt für die kirchliche Praxis, den Menschen adäquat mit seiner Freiheit und der daraus resultierenden Verantwortlichkeit zu konfrontieren, ihn zu fordern, sich für diese Freiheit einzusetzen. Darüber hinaus kann dies heißen, für eine verantwortbare Lebensgestaltung zu plädieren, anstatt für eine provisorische Daseinshaltung oder für eine fatalistische Lebenseinstellung. Ebenso ist die Kirche gefragt, gegen ein kollektivistisches Denken, sowohl gesellschaftlich, aber auch kirchlich aufzutreten, das sich heutzutage vor allem in rassistischen oder ausgrenzenden Haltungen zeigt. Schöpfungsverantwortung, Solidarität, Subsidiarität und Personalität werden in dieser Hinsicht aktueller denn je. Predigten, Erwachsenbildung, Katechese, Seelsorgegespräche oder Jugendarbeit zeigen sich als geeignet, den Spannungsbogen zwischen Freiheit und Verantwortlichkeit aufrechtzuerhalten.

      3 Anmerkungen zum Schluss

      Freilich wäre die Kirche gut beraten, die hier ausgewählten und dargestellten Thesen zur Person nach Frankl nicht nur in der seelsorglichen Praxis zu beherzigen, sondern diese sinngemäß auch in die Kirchenentwicklung zu übertragen. Papst Franziskus spricht nämlich immer wieder auch von der Krankheit der Kirche. Die Botschaft für die Kirche – ähnlich wie jene für den Menschen – heißt, aus sich selbst heraustreten, um gesund, wohlauf zu bleiben, trotz aller Fragmentaritäten und Schattenseiten des Lebens:

      Sowohl der Mensch als auch die Kirche werden in jedem Moment angefragt, das Leben frei und verantwortungsvoll zum Wohle anderer zu gestalten. Ob jemand oder die Kirche also wohlauf ist, hängt entscheidend von seiner/ihrer geistigen Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ab.

      Die Autorin: Klara-A. Csiszar, geb. 1981, Studien der katholischen Theologie und Germanistik in Cluj Napoca (Klausenburg), Konstanz und Wien, seit 2019 Professorin für Pastoraltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz; Publikationen: Megújult lendülettel. A szatmári jezsuiták története, Budapest 2015 (Mit erneuertem Schwung. Die Geschichte der Gesellschaft Jesu in Satu Mare. Die Geschichte der Jesuiten in Satu Mare); zus. mit Martin Hochholzer u. a. (Hg,), Mission 21. Das Evangelium in neuen Räumen erschließen, Regensburg 2017; Kirche in Liebesdynamik. Integrales Missionsverständnis mit praktischen Konsequenzen. Skizze einer existenzanalytischen Pastoraltheologie, in: Studia UBB Theologica Catholica Latina LXIII (2018), H. 2, 52–64; Das Angesicht der Erde erneuern. Die kirchliche Entwicklung in Rumänien nach dem Kommunismus, Ostfildern 2018; zusammen mit Johann Pock und Ioan Vik, Pastoraltheologie in Mitteleuropa. Bestandsaufnahme und Entwicklungsmöglichkeiten, Ostfildern 2021; Missio-Logos: Beiträge über ein integrales Missionskonzept einer Kirche bei den Menschen, Regensburg 2021; GND 1125745835.

      Weiterführende Literatur:

      – Vikor Frankl, Grundkonzepte der Logotherapie, Wien 2015.

      – Elissabeth Lukas, Freiheit und Geborgenheit. Süchten entrinnen – Urvertrauen gewinnen, München 2011.

      – Elissabeth Lukas: Lebensstil und Wohlbefinden Logotherapie

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